Neues Fördersystem für Schulabgänger ohne Lehrstelle zeigt Wirkung

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HAMBURG. «Keiner darf verloren gehen», hat Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz mit Blick auf die Schulabgänger der Hansestadt schon vor Jahren vorgegeben. Nun zeigt der Umbau des Fördersystems für Jugendliche ohne Lehrstelle erste Erfolge.

Der radikale Umbau des Fördersystems für Schulabgänger ohne Lehrstelle in Hamburg zeigt erste Erfolge. So sei seit dem Ersetzen der bisherigen Übergangsangebote und Warteschleifen durch die neue dualisierte Ausbildungsvorbereitung die Zahl der vermittelten Jugendlichen deutlich gestiegen, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Donnerstag. Bei dem neuen Angebot wechseln Jugendliche ohne Ausbildungsplatz auf Berufsschulen, arbeiten aber gleichzeitig an zwei bis drei Tagen pro Woche als Praktikanten in «echten Betrieben». Dieses Angebot habe im vergangenen Jahr dazu beigetragen, «dass 47 Prozent der Schüler direkt einen Ausbildungsplatz gefunden haben», sagte Rabe. Das sei erheblich mehr als bei den Maßnahmen der Vergangenheit mit einer Erfolgsquote von nur 8 bis 15 Prozent.

Das neue Fördersystem ist Teil eines grundlegenden Wandels beim Umgang mit Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz. So wurde bereits in jedem Bezirk eine Jugendberufsagentur gegründet, die eng mit der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter, dem Bezirksamt und den Hamburger Schulen zusammenarbeitet, um den Jugendlichen Perspektiven zu eröffnen. Daneben wird laut Rabe seit diesem Schuljahr an den Stadtteilschulen in den Klassen 8, 9 und 10 das Fach Berufs- und Studienorientierung angeboten, «damit junge Menschen sich frühzeitig auf den Weg in die Berufswelt vorbereiten».

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Auch Wirtschaft und Gewerkschaften zeigten sich von dem neuen System begeistert. «Die Zusammenarbeit zwischen Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen war noch nie so gut wie heute», sagte Handelskammer-Geschäftsführer Prof. Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Gleichzeitig bemängelte er jedoch, dass nach wie vor ausbildungswillige Jugendliche und freie Lehrstellen nicht immer zusammenkämen. Schmidt-Trenz kündigte für den 30. August eine Nachvermittlungsaktion an, zu der rund 1200 Jugendliche eingeladen werden sollen. Er hoffe, dadurch noch mindestens 200 Jugendliche in Betrieben unterzubringen. «Aktuell haben wir noch etwa 500 freie Ausbildungsplätze in allen Branchen in unserer Online-Lehrstellenbörse im Angebot», sagte Schmidt-Trenz.

Für den Vize-Chef des DGB Nord, Ingo Schlüter, sollte das Hamburger Modell Vorbild auch für andere Bundesländer sein. «Wir haben heute hier in Hamburg eine bundesweit einmalige Transparenz des gesamten Übergangsgeschehens des Ausbildungsstellenmarkts», sagte Schlüter. So könne hier auf jede einzelne Schule heruntergebrochen festgestellt werden, wo genau jeder einzelne Jugendliche nach seinem Ausscheiden aus der Schule geblieben sei. Gleichwohl betonte er: «Wir haben immer noch viel zu wenig betriebliche Ausbildungsplätze.» Und auch die Qualität der Lehrstellen sei nicht immer erster Güte. «Wir haben nicht nur schwache Jugendliche, wir haben auch schwache Ausbildungsbetriebe.» dpa

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