Schulrebellen von Seifhennersdorf: Die Unterstützung bröckelt – ist dies das Ende?

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SEIFHENNERSDORF. Seit Herbst 2012 organisieren Eltern in Seifhennersdorf den Oberschul-Unterricht für ihre Kinder ohne behördliche Genehmigung. Wenn am Montag das neue Schuljahr beginnt, bleibt die Schule wohl erstmals leer.

Die nicht genehmigte siebte Klasse in Seifhennersdorf (Landkreis Görlitz) soll nicht mehr in der Oberschule der Stadt unterrichtet werden. Der Stadtrat habe sich am Donnerstagabend dagegen ausgesprochen, dass dort zehn Kinder isoliert lernen, sagte Bürgermeisterin Karin Berndt (parteilos). Die Bürgermeisterin wollte die Öffnung eigentlich ermöglichen. Gemeinsam solle nun eine Lösung gesucht werden, wie es zum Schuljahresbeginn am Montag weitergeht.

Trotz des Protests, der als Schulrebellen bekannt gewordenen Eltern steht die die Oberschule im sächsischen Seifhennersdorf (hier der Bahnhof) wohl vor dem Aus. Foto: Mirek 256 / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Trotz des Protests, der als Schulrebellen bekannt gewordenen Eltern steht die die Oberschule im sächsischen Seifhennersdorf (hier der Bahnhof) wohl vor dem Aus. Foto: Mirek 256 / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Seit 2012 hatten Eltern den Unterricht selbst organisiert, um gegen die 2005 beschlossene Schließung der Schule zu protestieren. Bis zu den Sommerferien gab es an der Oberschule in Seifhennersdorf regulär nur noch eine neunte und eine zehnte Klasse. Mit Beginn des neuen Schuljahres wechseln die zwölf Schüler der künftigen zehnten Klasse nach Großschönau und Ebersbach-Neugersdorf.

Bürgermeisterin Berndt kämpft seit Jahren gegen die schleichende Schulschließung – bisher ohne Erfolg. Die Stadt an der deutsch-tschechischen Grenze klagte gegen den 2005 beschlossenen Schulnetzplan des Landkreises. Dieser berücksichtigte Seifhennersdorf mit einer Grundschule und einem Gymnasium, nicht aber mit einer Oberschule.

Die vom Kreis festgelegte Schulschließung betrachtet Seifhennersdorf als Eingriff in die per Verfassung garantierte kommunale Selbstverwaltung. «Intakte Schulstrukturen dürfen nicht aus Kostengründen plattgemacht werden», ist die Bürgermeisterin überzeugt. Die Klage der Stadt beschäftigte das Verwaltungsgericht in Dresden, das Ende Februar 2013 das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe einschaltete. Es soll prüfen, ob Sachsens Schulgesetz mit der Verfassung vereinbar ist. Aus Karlsruhe heißt es, der Streitfall werde voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres entschieden – ohne einen genauen Termin zu nennen.

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«Wir befinden uns in einer Zwickmühle», räumt Berndt ein. Die Oberschule will Seifhennersdorf keineswegs aufgeben, solange die sehnlich erwartete Gerichtsentscheidung aussteht. Allerdings sprach sich der Stadtrat am Donnerstag dagegen aus, dass in dem großen Haus zehn Kinder isoliert lernen. Die Bürgermeisterin wollte die Öffnung eigentlich ermöglichen. Schon zuvor hatten Stadträte infrage gestellt, ob die Kommune die Kosten für den Betrieb des Gebäudes tatsächlich weiter tragen soll, wenn darin nur noch eine Klasse lernt.

Wo und in welcher Form die Eltern ihren Protest fortsetzen, werden sie wohl erst am kommenden Wochenende endgültig entscheiden, glaubt die Bürgermeisterin. 2012 war für 23 Kinder der Unterricht mit pensionierten und freiberuflichen Lehrern organisiert worden. Damals gab es nur 38 Anmeldungen für die fünfte Klasse in Seifhennersdorf. Nach gesetzlichen Vorgaben mussten es mindestens 40 Schüler pro Klassenstufe sein. Am Ende des vergangenen Schuljahres lernten noch elf Kinder in der nicht genehmigten Klasse.

Bereits 2013 hatte das Amtsgericht Zittau Bußgeldverfahren gegen die Eltern eingestellt. Dennoch hinterlässt die ungeklärte Situation Spuren. Betroffene Eltern sind psychisch und physisch angeschlagen. Andrea Urban etwa fühlt sich ernüchtert. Zuletzt war sie stellvertretende Vorsitzende des Vereins, der zum Beginn des neuen Schuljahres eine freie Oberschule in Seifhennersdorf gründen wollte. Nachdem der Ablehnungsbescheid eintraf, erklärte die Freiberuflerin den Rücktritt von ihrem Posten, weil sie das Vereinsziel nicht erreicht sieht.

«Es geht kein Weg weiter», meint Urban. «Wir haben gesehen, dass es nicht funktionieren wird.» Ihren Sohn schickt sie ab Montag in eine staatliche Schule. Die Sächsische Bildungsagentur in Chemnitz appellierte erneut auch an die übrigen Eltern, ihre Kinder in die ihnen zugewiesenen Schulen zu bringen. «Die Gruppe will in jedem Fall zusammen bleiben», weiß Bürgermeisterin Berndt. (News4teachers, Anett Böttger, dpa)

zum Bericht: Seifhennersdorfer Schulrebellen wollen nach den Ferien weitermachen
zum Bericht: Frist versäumt – Wohl keine freie Schule in Seifhennersdorf

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dickebank
9 Jahre zuvor

Bürgerlicher Starrsinn. Hier sollen die Privillegien einiger Weniger durch die Gesamtbürgerschaft finanziert werden.

Auf Gut-Deutsch, wer freiwillig am AdW lebt, muss eben nachteile in Kauf nehmen. Die einzige bestehende Möglichkeit für die Stadt wäre es, Gas Gymnasium in eine Oberschule umzuwidmen bzw. eine Gesamtschule zu gründen. Alternativen gäbe es – nur da wollen eben einige mit dem Kopf durch die Wand.

PseudoPolitiker
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Stimmt nicht, dass „die Privillegien einiger Weniger durch die Gesamtbürgerschaft finanziert werden.“

Zitat: „Da freie Schulen die ersten 4 Jahre alle Kosten selbst tragen müssen und danach vom Land Sachsen nur zu 80% refinanziert werden, muß ein Schulgeld von ca. 60 Euro pro Monat erhoben werden um die laufenden Kosten gegenzufinanzieren. Eltern mit schlechter Finanzausstattung können Schulgeldnachlaß gegen Vereinsarbeit beantragen, z.B. Nachmittagsbetreuung bei den Hausarbeiten.“

http://schulrebellen.bplaced.net/

dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  PseudoPolitiker

Nur das Gebäude ist einschließlich Betriebskosten noch bei der Gemeinde.

Bei der geringen Schülerzahl sind die tatsächlich anfallenden Kosten auch bei einem Monatsbeitrag von 60 EUR/Kind nicht zu stemmen. dabei sind die Personalkosten ohnehin beim Freistaat.

PseudoPolitiker
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Sie versuchen aber auch alles, um die Bildungspolitik in wohlwollendes Licht zu setzen, einschließlich der Beschlüsse zur gedämpften Gehaltserhöhung von beamteten Lehrern.
Mal behaupten sie Falsches und relativieren das notdürftig bei Einspruch, dann wieder unterstützen Sie mit „sachlichem“ Lobpreis ideologische Bilungswege und -ziele.
Das macht schon nachdenklich.

Dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  PseudoPolitiker

Ja und? So lange es bezahlt wird.

Die Schließung von Zwergschulen ist kein bildungspolitisches Instrument, es ist eine haushalterische Maßnahme, die dem Strukturwandel geschuldet ist.

Ich bin eben nicht bereit mit meinem Soli niedliche Strukturen im „fernen Osten“ zu finanzieren und gleichzeitig zu erleben, wie hier i“tief im Westen“ aus Spargründen immer mehr Schulen zusammengelegt werden – und zwar mit Klassenfrequenzen an der gesetzlich zulässigen Höchstgrenze.

Nennen Sie es Neid, aber mir stinkt es gewaltig, dass auf dem Gebiet der ehemaligen DDR fünf Länder am Kacken gehalten werden, die jeweils einwohnermäßig kleiner sind als die fünf Regierungsbezirke in NRW. Das Volk mit viel Raum kann eben auch mit weniger Schulstandorten leben.

PseudoPolitiker
9 Jahre zuvor

@dickebank
Bei dörflichen Zwergschulen im dichtbesiedelten NRW, denen es ja auch rigoros an den Kragen geht, wären Sie also durchaus für eine Erhaltung. Oder? Jedenfalls entnehme ich das Ihrer Argumentation mit dem “fernen Osten”, in dem das Volk mit viel Raum eben auch mit weniger Schulstandorten leben könne.
Wenn Sie es ernst meinen mit Ihrer Behauptung „Die Schließung von Zwergschulen ist kein bildungspolitisches Instrument,..“ dürften Sie jedenfalls nicht für eine grundsätzliche Schließung dieser Schulen sein.

dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  PseudoPolitiker

Klar bin ich für die Schließung von Schulen, die weniger als 144 SuS haben. Für Grunzschulen heißt das mindestens Zweizügigkeit bei maximal 18 Kindern in der Klasse. Das muss auch für GS-Gabis zu schaffen sein.

Wenn Kommunen eben weniger als 144 Schulkinder haben, dann sollen sie sich zu interkommunalen Schulträgern zusammenschließen, um ihre Schulstandorte weiterzuentwickeln.

Ursula Prasuhn
9 Jahre zuvor

@dickebank um 15:08
Natürlich ist die Schließung von Zwergschulen ein bildungspolitisches Instrument. Die Argumente werden gedreht und gewendet, bis sie trotz aller Widersprüche nur noch ein und dasselbe Ziel haben, das dann „rein zufällig“ zur Bildungsideologie passt.
Bei der Einführung von Gesamtschulen wird Heterogenität als Bereicherung und Segen gepredigt, während sie bei der Frage nach dem Erhalt kleiner Dorfschulen keine Rolle spielt, obwohl diese Zwerge im Gegensatz zu den Gemeinschaftsschulen einen erfolgreichen Umgang mit Heterogenität bereits unter Beweis gestellt haben.
Sehr wahrscheinlich gelingt das auch nur kleinen Bildungseinrichtungen mit familiärer Atmosphäre.
Dem politischen Willen geht es m. E. weniger um bessere als um billigere Bildung in möglichst großen Einheitssystemen, deren Schwerpunkt sich – auch durch die angebliche „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ – zunehmend auf die Betreuung der Kinder verlagert, was den Lehrerberuf uniformiert und entwertet. Die Bedeutung und Anzahl der niedriger bezahlten Betreuungskräfte nimmt dagegen zu.
Den mutigen Eltern, die sich das Hirn noch nicht haben „reformieren“ lassen, wünsche ich auf jeden Fall alles Gute im Kampf um ihre Dorfschulen – vor allem Unterstützung von außen, sprich: von einer wachen und kritischen Öffentlichkeit.

dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Konnexität – wer bezahlt schafft an. Die Kommunen können sich diese Zwergschulen größtenteils nicht mehr leisten. Die Betriebskosten sind zu hoch. Das Land hingegen ist nur für die lehrkräfteversorgung zuständig und muss aus Haushaltsgründen sparsam mit dem personal umgehen. Die Zahl der SuS bestimmt die Zahl der Lehrerstunden.

Wird doch keiner gezwungen auf dem land zu leben, folglich können die Schulen, die nicht mehr gebraucht werden, geschlossen werden. Die Dorfkneipen und die Postämter und Polizeistationen haben das doch auf dem platten land auch schon hinter sich.

PS Die letzten klappen bitte die Bürgersteige hoch und machen das Licht aus. Stadtluft macht frei!

Milch der frommen Denkungsart
9 Jahre zuvor

@dickebank: Mit Verlaub, Ihr ökonomistisches wie zu Ende auch unreflektiertes Gesalbader ist genau von jener minderen Qualität, welche unserem (Hoch)schulsystem durch ebensolche Schwadroneure, die in den meisten Kultusministerien inzwischen an den Schalthebeln der Macht sitzen, planmäßig injiziert wird.
In einer Zeit, in der der Staat Ärzten, die sich auf dem Lande niederlassen, Prämien auslobt, werden anderer-seits die Schulen, die nicht minder zur zivilisatorischen Grundversorgung gehören, ausgedünnt – grotesk !
Also bitte demnächst gehaltvollere Beiträge !

dickebank
9 Jahre zuvor

Um mich zu beleidigen, sollten Sie eher aufstehen.

Was haben jetzt die geriatrischen Landeierärzte mit der schulischen Versorgung zu tun?

Die dem Friedhof entgegenstrebenden Landbewohner müssen eben auf Kosten der Sozialversicherungspflichtigen mit der ärztlichen Grundversorgung vor Ort abgespeist werdem, da Krankenhausaufenthalte in der nächstgelegenen Kreisstadt noch teurer kommen. Diese Grundversorgung ist deshalb zwingend notwendig, da selbst altersdemente Bundesbürger wahlberechtigt sind.
Schulkinder hingegen sind lediglich Kostenfaktoren mir Ohren und zwei beinen. Dies müssen sie eben schon vor Eintritt ins Erwerbsleben verinnerlichen, da es für die Betriebe nicht zumutbar ist, solche Ausbildungsleistungen zu erbringen.

Sabine
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Was reden Sie da nur für ein menschenverachtendes Zeug?! Und das allein, um die Schulpolitik in NRW zu rechtfertigen und vor Zweiflern oder Kritikern zu schützen.

dickebank
9 Jahre zuvor

Selbst betroffen? Getretene Hunde bellen nämlich am lautesten.

Die Schließung einer Grundschule ist kein bildungspolitisches Instrument. Wer bei einer geschlosseenen GS von Versagen der Bildungspolitik spricht, ist nicht ganz ehrlich; so jemand hat andere Interessen und schiebt das Bildungsideal nur vor oder verschließt die Augen vor der Realität.

Tatsache ist es, dass weder die Politik noch die Mehrheit der Bevölkerung darauf eingerichtet ist, Räume aufzugeben. Rxpansion – Ausdehnung der Siedlungsbereiche – hat die Menschheit in den letzten Jahrtausenden gelernt. Nur mittlerweile geht es in die andere Richtung, die Folgen des demographischen Wandels sind augenfällig.

Es ist Aufgabe der Landespolitik und der Wissenschaft Instrumente der Raumordnung zu entwickeln, wie Siedlungsbereiche verkleinert (Reduktion auf einen Siedlungskern) oder komplett aufgegeben werden können. Dies bedeutet nämlich jeweils auch den Rückbau der Infrastruktur – sowohl über- als auch unterirdisch.

Eltern sollten sich also beim Erwerb einer Immobilie klarmachen, was das z.B. für ihre Kinder für Auswirkungen hat. Die Zahlen der Schulentwicklung kann jeder bei der Gemeinde nachfragen. Steht ein Schulstandort auf der Kippe, sollte ggf. ein anderer Wohnort gewählt werden.

Übrigens – das was ich einfordere, gilt ja auch für Ballungsräume. Die Region zwischen A40 und A42 ist von dieser Dewastierung nicht minder betroffen als ländliche Regionen in anderen Bundesländern.

Wie gesagt, wer diese Entwicklung mit der Forderung nach dem Erhalt von Zwergschulen begegnet, springt zu kurz. Wer dem Bevölkerungsschwund und der Entvölkerung des ländlichen Raumes mit dem Placebo „Prämien für Landärzte“ begegnet, ist Poltiker oder sonstiger Interessenvertreter, ersetzt aber ein das Fehlen eines langfristigen Konzeptes durch wilden Aktionismus.

Wenn jetzt wieder einer das Argument bringt, man könne eben keine alten Bäume (Menschen) mehr verpflanzen, dem sei gesagt, dass die Wahl des Standortes für eine Baumschule (Kinder) davon nicht betroffen ist. Nachhaltige Forstwirtschaft hängt nämlich nicht von der Lage der Baumschule ab. Die Pflanzen brauchen eben optimale Bedingungen und somit einen optimalen an den speziellen Bedürfnissen ausgerichteten Standort. Das lässt sich eben auch auf junge Familien mit Kindern übertragen.

Auch wenn es vielen nicht schmeckt, wir brauchen Investitionen in Ganztagskitas und Ganztagsschulen. Und wenn den Kindern fast zweistündige Bustouren geboten werden, dann ist das Folge von Einfalllslosigkeit bei kommunalen Haushälten und Beförderungsunternehmern. Kleinere, aber dafür mehr Busse erhöhen zwar im Wesentlichen die Personalkosten, sind aber immer noch billiger als der Erhalt überflüssiger Schulstandorte. Und wenn es nicht anders geht und den Kindern 90-minütige Transportwege zugemutet werden müssen, dann muss Schule eben um 9:00 Uhr anfangen und inklusive Mittagessen sechs Stunden dauern, so dass die Kinder am späten nachmittag zuhause sein können.

Wenn jemand dennoch am AdW wohnen bleiben will, dann sollte er sich Gedanken um die Internatsunterbringung seiner Kinder mit Beginn der weiterführenden Schule machen (10. Lebensjahr). Das ist nichts Neues, ma lese z.B. bei Erich Kästner nach – und der Autor ist jetzt noch nicht so lange tot.

Ich weigere mich jedenfalls dafür Geld aufbringen zu müssen, anderen eine priviligierte Wohnlage zu subventionieren. Die Abschaffung der Pendlerpauschale führt folglich zu weiteren Schulschlißungen, nur das sich darüber dann niemand mehr so stark aufregen kann, dass davon noch Notiz genommen würde.

Biene
9 Jahre zuvor

Bei der Diskussion wird das soziale Umfled, in dem die Kinder aufwachsen, ausgeblendet. Wir alle haben unser soziales Umfeld, in dem wir aufgewachsen sind und in das wir zum Teil auch immer wieder zurückkehren. Manche Kinder reagieren auf die Loslösung aus dem gewohnten sozialen Umfeld nicht glücklich, unter Umständen sogar traumatisch. (Letzteres muss nicht alle betreffen, ist aber durch aus möglich) Es muss also mehr als nur die Wahl des Wohnsitzes der (werdenden) Eltern bedacht werden.

dickebank
9 Jahre zuvor

Das soziale Umfeld wird durch das Arbeitsumfeld bestimmt. Wessen soziales Umfeld durch die familiären Bande geprägt ist, hat klar Vorteile bei der Betreuung des eigenen Nachwuchses durch die Großeltern, muss aber dafür bereit sein andere Nachteile in Kauf zu nehmen. Das traditionelle Familienmodell mit einem Alleinverdiener wird sich eben auch für junge familien kaum noch umsetzen lassen – außer die Frauen sind bereit entsprechende Nachteile bei der Altersversorgung hinzunehmen.

Wer den günstigen Bauplatz auf dem Grundstück der Schwiegereltern am AdW bevorzugt, muss in der letzten Konsequenz eben diesen Vorteil mit dem Nachteil der Grundschulschließung vor Ort und einem weiten Schulweg für die eigenen Kinder erkaufen.

m. n.
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Frau Schwesig (SPD), unsere Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend würde Sie für die Nachbeterei dessen, was und wie sie im Focus geredet hat, sicher loben.
Das traditionelle Familienmodell, in dem die Kinder noch vorwiegend daheim erzogen werden, ist ihr und ihrer Partei bekanntlich ein Dorn im Auge. Dies hinter der Aufzählung von Nachteilen und einer „mitfühlenden“ Warnung zu verstecken, wirkt jedoch sympathisch und macht sich besser als rigorose Parteiideologie mit der berühmt berüchtigten „Lufthoheit der Regierung über die Kinderbetten“.
Sie reden mit Ihren Ergüssen ständig rot-grüner Politik das Wort, z. B.: „Auch wenn es vielen nicht schmeckt, wir brauchen Investitionen in Ganztagskitas und Ganztagsschulen.“ Auch hier schwesigsches Mitgefühl.
Da ich und sicher auch noch andere nicht so glühende Anhänger staatsgläubiger Politik sind, wäre es ein Gebot von Sauberkeit und Fairness, mit dem „Wir“ sparsamer umzugehen und andere nicht ohne deren Zustimmung zu Genossen zu machen.

dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  m. n.

Den gleichen Sermon haben doch Frau Schröder und UvdL ebenfalls schon gepredigt. Sie konnten sich dabei auf den wunderschönen Blüm’schen satz von der sicheren Rente beziehen.

Die Rentenreformen zu Kohl’schen Zeiten und die geänderten Unterhalspflichten sowie das Absenken des Rentenniveaus haben da einen wesentlich größeren einfluss als Frau Schwesig. Die Forderungen der OECD, der INSM und der Bertelsmann Stiftung sowie der DIHK, des BDA und der Handwerkskammern sowie der Mittelstandsvereinigung gehen da noch wesentlich weiter. Deren Interessen haben aber rein gar nichts mit rot-grünen Idealen gemein.

Ursula Prasuhn
9 Jahre zuvor

@dickebank
Wenn Frau Schwesig der traditionellen Familienform so freundlich gesonnen ist wie behauptet, könnte sie diese ja mal unterstützen, anstatt die sog. Hausfrauen „Gebärmaschinen“ zu nennen oder das mickrige Betreuungsgeld (150 Euro) „Bildungsfernhalteprämie“.
Warum dankt sie den traditionellen Familien nicht auf Knien für deren fast kostenlose Betreuung der Kinder, während ein Krippenplatz monatlich ca.1200 Euro an öffentlichem Geld verschlingt?
Und warum kommen Sie bei Ihrer ständigen Rechnerei nicht zu dem Schluss, dass kleine Dorfschulen auch deswegen erhalten werden müssen, weil sie das für den Steuerzahler günstigere Familienleben auf dem Land unterstützen? Jeder weiß, dass gerade in ländlichen Gebieten die traditionelle Familienform noch sehr lebendig ist und eine Riesensumme einzusparen hilft, weil die Kinder dort noch von den Familien statt vom Staat betreut werden. Diese Einsparung ist weitaus höher als das, was Schulschließungen bringen.
Alles Gefasel vom notwendigen Sparen durch die Abschaffung kleiner Schulen ist Popanz und Ablenkung vom eigentlichen Ziel, das in nichts anderem als der allmählichen Schwächung des traditionellen Familienlebens besteht.
Überdeutlich ist Ihre – das Landleben betreffende – Bemerkung: „Die letzten klappen bitte die Bürgersteige hoch und machen das Licht aus. Stadtluft macht frei!“

Nathalie
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Mit Interesse lese ich Ihre Kommentare. Sie entsprechen meiner Meinung. Darin haben Sie 2 Zitate gebracht, die ich hochinteressant fand und kopiert habe. Sie passen zur Diskussion hier:

1) Laut Dale O’Leary und ihrem Buch „The Gender Agenda“ eins der 5 vorrangigen und ausformulierten Ziele des Gender Mainstreamings:
„In der Welt braucht es einen Sexualkundeunterricht für Kinder und Jugendliche, der zu sexuellem Experimentieren ermutigt; es braucht die Abschaffung der Rechte der Eltern über ihre Kinder.“

2) Worte des ehemaligen brandenburgischen Innenministers Jörg Schönbohm:
“Wenn es überhaupt noch ein Lebensmodell gibt, das unserer gegenwärtigen Führungsschicht echte Angst einjagt, dann ist das die wirtschaftlich unabhängige, gebildete, kinderreiche, christlich orientierte Großfamilie, die ihre Kinder selbst erzieht und sich in keiner Weise von Staat und Medien hineinreden und bevormunden lässt.”

Beate S.
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Noch viel deutlicher ist eine Äußerung an anderer Stelle: “ Macht endlich die Dörfer platt, wenn sie wirtschaftlich unrentabel werden und mehr Leute auf dem Friedhof liegen als aktuell das Dorf bevölkern.“
Bei einem so primitiv ökonomistischen Denken wäre zu fragen, was nicht noch alles platt gemacht werden sollte, weil es unrentabel ist.
Den Horrorvorstellungen sind keine Grenzen gesetzt.
Außerdem macht Stadtluft besonders die Kinder nicht frei. Denen tut im Gegenteil Landluft gut.
Was sich manche Leute im Brustton der Überzeugung an Halb- und Unwahrheiten zusammenreimen unter dem Deckmantel überlegener Tatsachenbenennung, ist atemberaubend.

dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  Beate S.

Gut, dann müssen aber auch die Einwohner solcger Dörfer mit den effektiv anfallen Kosten für überdimensionierte Trinkwassernetze, Abwassernetze und sonstige Infrastruktur belastet werden und die Kosten dürfen nicht innerhalb eines Wasser-/Abwasserverbandes als durchschnittliche Preise nivelliert werden.

Es gibt eine kritische Masse – also eine minimale Einwohnerzahl – unterhalb derer ein Dorf nicht mehr „wirtschaftlich“ betrieben werden kann. Ansosnten muss nämlich die Infrastruktur für einige Wenige durch Subventionierung finanziert werden.

In einigen Siedlungsgebieten wird das zunächst nur durch Rückzug auf einen „verdichteten“ Siedlungskern gelingen und im zweiten Schritt durch Aufgabe des Siedlungsraumes. Die geographischen Lehrstühle sind dabei solche Konzepte zu entwickeln. Auch wenn ich die Zielsetzungen hier sehr provokativ dargestellt habe, auf die dauer wird die gesamtbevölkerung innerhalb Deutschlands sich diesen herausforderungen stellen müssen. Bis jetzt drückt sich die Politik ganz vehement entsprechende Schritte einzuschlagen – und das trotz besseren wissens.

dickebank
9 Jahre zuvor

Ja hoffentlich passiert das auch endlich und das Ehegattensplitting wird abgeschafft.

Da ist mir ja schon das bedingungslose Grundeinkommen für Unter-18-jährige lieber.

Und was jetzt die herdprämie mit dem traditionellen Familienbild zu tun haben soll verstehe ich auch nicht. Traditionell ist die Erziehungsleistung unentgeltlich, wieso also die Einführung der Herdprämie.

Bis jetz waren die Erziehungsbemühungen vieler Erziehungsberechtigter eher vergeblich. Durch die Zahlung der Herdprämie sind sie seit Neuestem aber nicht mehr umsionst.

xxx
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Das Ehegattensplitting wird mit Sicherheit genauso wenig abgeschafft wie die kalte Progression, weil die gut verdienenden CDU-Wähler dann entweder draufzahlen (Ehegattensplitting) oder nicht profitieren (kalte Progression). Viele politische Projekte, die die reichsten 5% der Bevölkerung locker bezahlen könnten und von denen 90% der Bevölkerung deutlich profitieren würde, werden niemals verwirklicht. Eher nimmt man 50% der Bevölkerung etliches an Einkommen oder wichtige kommunale Leistungen weg als den 5% der reichsten eine locker verschmerzbare Sondersteuer zahlen zu lassen.

(Extrem, ich weiß, aber ein Vermögensmilliardär kann auf mindestens 95% seines Barvermögens verzichten ohne auch nur ein Gramm schlechter von den Zinsen leben zu können.)

dickebank
9 Jahre zuvor

Richtig, und deshalb beginnen ja bereits die Grünen – ein Teil des Parteivorstandes – um die schwarz-grüne Machtoption zu sichern, den Rücktritt von der Forderung nach Abschaffung des Ehegattensplittings.

Ein Familiensplitting, das abhängig von der Zahl der Kinder ist, würde die DINKs auch an den Rand der Gesellschaft führen.

Ursula Prasuhn
9 Jahre zuvor

@dickebank um 18:21
Nicht „trotz besseren wissens“, sondern weil hier hoffentlich größere Weitsicht herrscht und ökonomische Gesichtspunkte nicht die alles entscheidende Rolle spielen.
Tunnelblick oder Ideologie sind schlechte Ratgeber. Immer wieder sorgen sie – besonders auch in der Bildungspolitik – für Fehlentwicklungen, die schwer oder kaum mehr korrigierbar sind. Vor falschen Entscheidungen stehen immer gute, wenn nicht gar „zwingende“ Argumente, die sich im Nachhinein aber zu oft als einseitig, engstirnig oder fortschrittsgläubig herausstellen.
Ökonomische Gesichtspunkte sind fraglos wichtig und werden zu Lasten der jüngeren Generation gern beiseite geschoben. Das ist ein Riesenproblem, das der Gesellschaft eines Tages auf die Füße fallen wird.
Wenn es ums Sparen geht, fallen mir aber auf Anhieb ganz andere kostspielige Dinge ein, die ich gern abgeschafft sähe, weil ich sie als sinnlos oder gar schädlich ansehe.
Am gesellschaftlichen Nutzen der traditionellen Familienform zweifle ich allerdings ebenso wenig wie am Nutzen der Landbevölkerung und dem Erhalt ihrer Dorfschulen.
Außerdem ist mir hier die Kosten- Nutzenrechnung viel zu unsauber, um nicht zu sagen falsch.

dickebank
9 Jahre zuvor

„Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt ..“

Vieles ist eben „nice to have“, aber wenn es sich nicht rechnet, vergesen Sie es besser.

Da sich Familie mit Kindern nicht rechnet, verzichten ja bereits jetzt schon vile auf das „Gedöns“.

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Ich fasse es nicht! Wie sieht eigentlich Ihr Menschenbild aus? Wie können Sie Kinder nur als Kostenfaktor ansehen! Ihre Darstellungen werden für mich immer unverständlicher und teilweise auch immer unerträglicher.

Sabine
9 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Für mich auch. Aber ist nicht längst klar, wes Geistes Kind diese Bank ist?

Nathalie
9 Jahre zuvor

@mehrnachdenken
Kinder sind schon ein Kostenfaktor. Sie sind aber für Eltern und unsere gesellschaftliche Zukunft viel mehr als nur teures “Gedöns”. Das wollten Sie mit Ihrer Kritik sicher auch sagen.
Die Anhänger der internationalen Gender-Ideologie, welche die westliche Welt im Gegensatz zur sog. dritten Welt bereits erobert hat, sehen das aber anders. Die Weltbevölkerung soll schrumpfen, daher stehen die geburtenarme „sexuelle Vielfalt“ und latente Kinder- und Familienfeindlichkeit ganz oben auf der Verkündigungs- und Aktionsliste. Dazu Punkt 1 aus Dale O’Learys Zusammenfasssung der Genderziele auf insgesamt 5 Schwerpunkte:
„In der Welt braucht es weniger Menschen und mehr sexuelle Vergnügungen. Es braucht die Abschaffung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie die Abschaffung der Vollzeit-Mütter.“
Gegen eine Geburtenbeschränkung ist ja nichts zu sagen. Die Weltbevölkerung darf tatsächlich nicht mehr wachsen wie bisher. Die Frage ist nur, ob dafür eine abartige Ideologie mit perversesten Auswüchsen vonnöten ist und ob sich ausgerechnet die sowieso schon schrumpfende Bevölkerung der westlichen Welt von ihr bestimmen lassen muss.
In der sog. 3. Welt, die bekanntlich Ursache des Bevölkerungswachstums ist, kümmert sich nämlich kein Schwanz um Gender. Zumindest zeigt man sich dort erstaunlich robust bzw. immun gegen die westliche Lehre.
Wahrscheinlich ist der erlauchte Kreis der Genderarchitekten überzeugt, dass er auf Dauer auch hier seine blauäugigen Mitläufer finden und in den Sattel heben kann.
Wer sich fragt, was dies alles mit dem Leben auf dem Lande, mit Dorfschulen oder dem traditionellen Familienbild- und -leben zu tun hat, sollte eigentlich keine Mühe mit der Antwort haben.

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  Nathalie

Sicher kosten Kinder Geld, viel Geld sogar. Das hält aber viele Eltern nicht davon ab, Kinder zu bekommen.
Es ist schon schlimm, was sich die Gender-Ideologen da auf die Fahne geschrieben haben. Danke für Ihre Infos.

Storb
9 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

„Das hält aber viele Eltern nicht davon ab, Kinder zu bekommen.“

Doch, natürlich. Das hat nichts mit „Gender-Ideologie“ zu tun, sondern mit Statistik.

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  Storb

Sie müssen meine Zeilen schon richtig lesen. Die Ausführungen zur Gender-Ideologie beziehen sich auf die diesbezüglichen Einlassungen von „Nathalie“.

Sie wissen also ganz genau, dass die Kosten für die geringe Geburtenrate in Deutschland verantwortlich sind? Ich glaube, da gibt’s sicher noch mehr Gründe.

Storb
9 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Was den Bezug auf Nathalie angeht – Verzeihung, da habe ich Sie missverstanden.

Was den Kostenpunkt angeht – natürlich gibt es noch mehr und andere Gründe. Und?

dickebank
9 Jahre zuvor

Einer der Gründe ist, dass Kinder, die nicht geboren sind, auch keine Kinder bekommen.
1964 war der letzte geburtenstarke Jahrgang, danach setzte eben der „Pillenknick“ ein.

Die 64 geborenen Mädchen haben spätestes um 1994 die familienplanung abgeschlossen. Ess ind also die Enkelkinder dieser 64, die gerade eben das Abi gemacht oder die ausbildung abgeschlossen haben. Die derzeitige Jammerei der Wirtschaft nach Führungskräften ist also nackter Hohn, die eigentlichen Probleme dürften nach 2030 die republik ins Mark treffen, dann ist der letzte Jahrgang der „Babyboomer“ im Ruhestand.
Das ist ein verdammt kurzer Horizont, um die erwartbaren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problemstellungen anzugehen und sinnvolle Konzepte mit etwas Vorlauf in die Realität umzusetzen.

Und zu den erwartbaren Konzepten gehört eben auch die Aufgabe von Siedlungsräumen in der Fläche und Konzentration der „Restbevölkerung“ an zentralen Orten in der Fläche, allein um denen auch die notwendigen Angebote machen zu können. Dazu zählt eine angepasste Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur, medizinische und schulische Versorgung und dergleichen mehr, was zualltäglichen leben dazugehört, wenn man nicht als Einsiedler leben möchte.

Viele Dörfer sind doch bereits tot. Die Dorfkneipe geschlossen, Polizeistation aufgelöst, Post geschlossen, Lebensmittelladen, Bäcker, Metzger abgewandert, Landarzt ausgestorben, telefonzelle abgebaut, Briefkasten mit wöchentlicher Leerung, Busverbindung dreimal amTag, wenn sie nicht durch einen Bürgerbus ersetzt worden ist, weil die Öffis die Strecke aufgegeben haben, da sich Luft nicht kostendeckend transportieren lässt. In diesen beschriebenen Orten liegt das Durchschnittsalter weit über 40, und es ist nicht erwartbar, dass sich das ändern wird. Selbst wenn vile Einwanderer nach D kommen, die werden nach der Größe der bestehenden Kommunen verteilt. Wer schon eine hohe Einwohnerzahl hat, der bekommt auch viele Zuzügler.

Hinzu kommt dass die gestiegenen Kosten für Mobilität, die niedrigeren Lebenskosten in der Pampa nicht mehr kompensieren. man kann zwar für einen Appel und ein Ei Baugrund erwerben, aber für jede „Glühbirne“, die man austauschen muss, muss man dann für die Ersatzbeschaffung über 30 km einfacher Weg fahren.

PseudoPolitiker
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Man kann auch die Perspektive wechseln und harmlos erklären, so als sei alles von allein gekommen ohne Zutun von außen.
In Ihren Vorkommentaren standen Sie noch auf der Seite einer bewussten Verstädterung unseres Landes durch gezielte Vernachlässigung der ländlichen Bereiche. „Platt machen“ war überdeutlich, auch wenn Sie in einem späteren Kommentar schreiben, „die Zielsetzungen hier sehr provokativ dargestellt“ zu haben.
Steckt denn nicht hinter jeder Zielsetzung immer eine Steuerung?
Vieles von dem, was die Menschen als eigendynymische Entwicklung wahrnehmen und auch wahrnehmen sollen, ist in Wahrheit initiiert. Da hat Nathalie um 12:06 Uhr viel Wahres gesagt.

dickebank
9 Jahre zuvor

Dazu muss ich nicht die Perspektive wechseln. Mit dem erhalt von Zwergschulen am AdW wird sich das grundlegende Problem nicht lösen, allenfalls kurzfristig hinauszögern lassen. Von einer Verstädterung habe ich nichts geschrieben. Rückzug auf Siedlungskerne in der Region, bedeutet nichts anderes als „Dörfer platt zu machen“. Um „überlebensfähig“ zu sein brauchen Dörfer eine Infrastruktur, die sie aber nur erhalten können, wenn eine kritische Masse an Einwohnern an diesem Ort zusammen kommen. So zwischen 300 und 400 Einwohnern dürfe diese kritische Masse erreicht sein. Nur kann so eine Gemeinde nicht erwarten, dass sie eine eigenständige Grundschule erhalten kann. Tun sich aber zwei bis drei solcher Gemeinden zusammen, dann reicht es für den Schulerhalt – interkommunaler Schulträger.

Ein ausreichendes Angebot – auch schulisch – wird eine Kommune vermutlich so zwischen 10000 und 15000 Einwohnern machen können., auch wenn die sich auf 5 oder 6 Ortsteile verteilen. Von Städten kann bei dieser Größenordnung beileibe nicht gesprochen werden – also stecken Sie sich ihren Vorwurf der „Verstädterung“ getrost an die Mütze.

Wie viele Gemeinden oder Gemeindeteile unter 300 Einwohnern gibt es wohl zur Zeit in D? Will man diese Restanten wirklich unter Denkmalschutz stellen? Ortschaften, in dennen jedes zweite Haus mittlerweile unbewohnt ist und das sich auf dem Immobilienmarkt auch nicht mehr veräußern lässt. Ortschaften, in denen mittlerweile binnen eines Jahres mehr Trinkwasser zum Spülen der Leitungen eingesetzt wird als im gleichen zeitraum getrunken wird. Ortschaften, die es nicht einmal mehr schaffen eine aktive Löschgruppe zu unterhalten und wo bei jedem Mülltonnenbrand ein Löschzug aus der Kreisstadt oder der nächst gelegenen Stadt mit hauptamtlichen Kräften in Marsch gesetzt werden muss.

Mit dem Erhalt der Grundschulen bzw. der Forderung nach Erhalt derselben wird lediglich Kosmetik betrieben. Also lieber ein Ende des dörflichen Siechtums mit Schrecken, als ein schrecken ohne Ende.

Unter einer bestimmten Einwohnerzahl sollten die kommunalen rechte per Verwaltungsakt aufgehoben werden. Anschluss an eine andere Gemeinde als Ortsteil – also Aufgabe der Selbständigkeit – oder Einstellen öffentlicher Ausgleichszahlungen. Abriss von Häusern, die länger als 10 Jahre leerstehen und nicht genutzt werden zu Lasten der öffentlichen hand ohne Entschädigungszahlungen. Wer in einer solchen streusiedlung bleiben möchte, der kann es tun – wer nicht, dem muss mit günstigen öffentlichen Darlehen ein Umsiedeln ermöglicht werden. Lieber so investieren als in den Erhalt überholter Strukturen und verwaisender Grunzschulen.

Nathalie
9 Jahre zuvor

Ich frage mich, ob die Statistiken bezüglich der Ursachen für fortschreitenden Geburtenschwund nicht auch Symptom oder Folge der jahrzehntelangen, sich ständig steigernden Gender-Politik sind, die allmählich erst das Bewusstsein der Öffentlichkeit erreicht? „Frauen ins Berufsleben und Kinder in staatliche Erziehung!“ ist z. B. eine typische Gender-Forderung, die sich so liest:
„Die Welt braucht eine 50/50 Männer/Frauen Quotenregelung für alle Arbeits- und Lebensbereiche. Alle Frauen müssen zu möglichst allen Zeiten einer Erwerbsarbeit nachgehen.“
Die Familien-, Sozial- oder Arbeitspolitik in der EU oder den USA propagiert und unterstützt doch eindeutig das Doppelverdienermodell von Eltern, das für Frauen dann unter verlockenden Begriffen wie „Gleichberechtigung“ oder „Recht auf Selbstverwirklichung“ heißt. Sie stellen Beschwörungsformeln dar, die ebenso Ausfluss des Gender Mainstreamings sind wie die Ächtung des Hausfrauenlebens, auch wenn dieses nur kurz ist im Dienst der Sorge um die ersten wichtigen Lebensjahre des Kindes steht.
Es wird doch alles dafür getan, dass Kinder als Klotz am Bein empfunden werden, der sowohl finanziell als auch in anderen Dingen des Lebens (z. B. Karriere) nur Nachteile bringt, vor denen die politische Führung (siehe Frau Schwesig) dann voller geheuchelter Fürsorge warnt. Mit ihren finanziellen Hinweisen warnt sie im Endeffekt aber vor nichts anderem als vor der Anschaffung von Kindern, wenn diese nicht staatlicher Betreuung überlassen werden. Für Fremdbetreuung wird ein Heidengeld locker gemacht, nicht aber für die häusliche Erziehung weniger Jahre und für einen angemessenen Nachteilsausgleich, insbesondere für die Mütter. Und meinen Sie, die unermüdlich beworbene Fremdbetreuung sei besonders anregend für den Wunsch nach Kindern?
Was sollen junge Ehepaare auf eine statistische Befragung bezüglich Kinderwunsch unter diesen Umständen denn anderes antworten, als dass sie vor den finanziellen Kosten zurückschrecken? Und schon sind fehlende Gelder verantwortlich fürs Zurückschrecken und keiner denkt an die entscheidende Frage, warum denn genug Geld für institutionelle Betreuung wie Ganztagskrippen, -kitas und -schulen da ist, aber nicht für junge Eltern, die ihre Kinder in den ersten Lebensjahren selbst umsorgen möchten.

Nathalie
9 Jahre zuvor
Antwortet  Nathalie

@Storb Leider habe ich vergessen deutlich zu machen, dass mein Kommentar an Sie gerichtet ist und auf den Satz eingeht, den Sie um 12:57 zur “Gender-Ideologie” geschrieben haben.

Storb
9 Jahre zuvor
Antwortet  Nathalie

Sie brauchen nicht so viele Worte zu machen. Es gibt keine Statistiken, die die „Gender-Ideologie“ (was immer Sie darunter verstehen) mit dem Geburtenrückgang verbinden. Schauen Sie sich z. B. die Geburtenraten der DDR (mit Fremdbetreuung und Doppelberufstätigkeit) und der BRD (mit deutlich traditionelleren Vorstellungen) an. Wo wurden mehr Kinder geboren?

realo
9 Jahre zuvor
Antwortet  Storb

Dann ist es ja gut, wenn wir auf DDR-Verhältnisse zusteuern. Bei uns ist allerdings noch kein Zusammenhang von mehr Fremdbetreung und mehr Geburten erkennbar.
Außerdem: Wie soll bei statistischen Erhebungen denn die Frage zu den Gründen schwindender Geburtenaten lauten? Etwa: „Spielt das Gender Mainstreaming bei Ihren Nachwuchs-Überlegungen eine Rolle?“
Welche Reaktion oder Antwort erwarten Sie denn?
Ihr Statistik-Einwand ist ein Witz.

Storb
9 Jahre zuvor
Antwortet  realo

„Ihr Statistik-Einwand ist ein Witz.“

Meinen Sie?

Im Unterschied zu Ihren Fragebogen-Fantasien, die vor allem zeigen, dass Sie über das Thema wenig wissen?

realo
9 Jahre zuvor
Antwortet  realo

Ach Storb, müssen Sie schon in die unterste Schublade Ihrer Trickkiste greifen?
Sie dürfen aber gern mal erzählen, wie Statistiken über persönliche Beweggründe für Entscheidungen zustande kommen.
Kleine Denkhilfe: Wie ermittelt man bei Wahlen die Motive der Wähler?

Storb
9 Jahre zuvor

Versuchen Sie nun, seriös zu klingen? Amüsant.

Was tragen Sie bei? Zwei Fragen, eine „Denkhilfe“ und eine Aufforderung, andere sollten sich zum Thema äußern. Vielleicht formulieren Sie selbst einmal einen Satz in Aussageform, der sich nicht auf andere Diskutanten, sondern die Sache bezieht. Aber das hat ja schon in Beitrag eins – schlecht geklappt.

„Sie dürfen aber gern mal erzählen, wie Statistiken über persönliche Beweggründe für Entscheidungen zustande kommen.“

Mir scheint, Sie wollen eigentlich sagen: Man muss Menschen nach ihren Beweggründen fragen, um ihre Beweggründe zu erkennen? Das ist zweifelhaft, wenn nicht falsch, und in zahlreichen Fällen sicherlich nicht zielführend. Selbst wenn es richtig wäre, wäre allerdings Ihr Vorschlag für eine solche Befragung im vorliegenden Kontext wirklich ein Ausweis von Hilflosigkeit.