Für Kretschmann geht mit dem neuen Schuljahr der Ärger wieder los: Die GEW trommelt gegen Abbau von Lehrerstellen

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STUTTGART. Am Montag beginnt in Baden-Württemberg nach den Sommerferien der Schulunterricht – und damit wieder der schulpolitische Ärger für Ministerpräsident Kretschmann (Grüne). Er hatte zwar nachgesteuert und will nun weniger Lehrerstellen streichen als ursprünglich geplant. Der GEW reicht das aber nicht. Die Gewerkschaft fordert, über Jahre hinweg ganz auf Streichungen zu verzichten.

Immer wieder Ärger mit der Bildung: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Foto: Die Grünen / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)
Immer wieder Ärger mit der Bildung: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Foto: Die Grünen / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)

GEW-Landeschefin Doro Moritz sagte in Stuttgart, dass sie bis zum Schuljahr 2020/2021 überhaupt keinen Spielraum für die Streichung von Stellen an allgemeinbildenden Schulen sehe. Zwar gingen die Schülerzahlen zurück. Jedoch machten Vorhaben wie etwa der Ausbau der Gemeinschaftsschulen und des Ganztagsbetriebs zusätzliche Stellen nötig.

Grün-Rot hatte sich vor der Sommerpause von dem zuvor mit Vehemenz von Ministerpräsident Winfried Kretschmann vertretenen Ziel verabschiedet, bis 2020 rund 11.600 Lehrerstellen zu streichen. Einen Stellenabbau soll es trotzdem geben, wenngleich sich dieser eng am jeweiligen Bedarf orientieren soll. So werden zum kommenden Schuljahr nur 363 der eigentlich geplanten 1200 Stellen wegfallen.

Die GEW hatte die Pläne, bis 2020 auf rund 11.600 Lehrerstellen zu verzichten, scharf kritisiert. Darunter litt vor allem die SPD, die ihre Klientel traditionell im Gewerkschaftsmilieu hat. Dass die Zahl 11.600 nun vom Tisch ist, hält Moritz zwar für erfreulich. «Es wendet sich einiges zum Besseren.» Jedoch rechne das Statistische Landesamt mit mehr Schülern an den allgemeinbildenden Schulen bis 2020/21 als lange angenommen wurde. Wenn die rechnerische Relation von 14,2 Schülern pro Lehrer erhalten bleiben und zugleich die Reformvorhaben umgesetzt werden sollten, seien bis zum Ende der kommenden Legislaturperiode keine Stellenstreichungen drin.

Zudem sprach sich Moritz gegen eine Rückkehr zum neunjährigen Abitur (G9) aus. Vielmehr seien Verbesserungen beim achtjährigen Abitur (G8) nötig. Eine flächendeckende Rückkehr zu G9 würde viel Unruhe in die Schulen bringen, meinte sie. In Baden-Württemberg gibt es derzeit 44 Modellschulen, die G9 anbieten. Die grün-rote Landesregierung hatte vereinbart, bis zum Ende der Legislatur am achtjährigen Gymnasium festzuhalten, ab 2016 aber möglicherweise Korrekturen anzubringen.

Wegen des Drucks von Eltern und Schülern hatte SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel dafür plädiert, die Zahl der G9-Schulen auszuweiten. Und CDU-Landeschef Thomas Strobl hatte sich für eine Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 ausgesprochen. «Wer darüber nachdenkt, G9 wieder einzuführen, muss sagen, wie es bezahlt werden soll», meinte Moritz.

Für den Bildungsexperten der CDU-Landtagsfraktion, Georg Wacker, sind die Worte der GEW-Chefin ein Beleg für eine tiefe Verunsicherung an den Schulen im Land. Wie die GEW forderte Wacker die grün-rote Landesregierung auf, ein Bedarfsdeckungszkonzept vorzulegen, aus dem die genauen Lehrerbedarfe für die nächsten Jahre hervorgehen.

Ähnlich äußerte sich FDP-Bildungsexperte Timm Kern: Nach einer Bedarfserhebung hätte das «unbefriedigende Stochern im Nebel» beim Thema Lehrerstellen endlich ein Ende. Die Liberalen gehen nach seinen Worten davon aus, dass allenfalls nur die Hälfte der ursprünglich vorgesehenen 11.600 Stellen gestrichen werden kann. dpa

Zum Bericht: Radikale Kehrtwende? Möglicher Kretschmann-Konkurrent Wolf will „völlig anderes“ Bildungssystem

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