Vier Jahre Modellversuch zur Inklusion – und noch immer kein Konzept, so kritisiert die GEW

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SCHWERIN. Die Inklusion im Schulsystem Mecklenburg-Vorpommerns braucht nach Ansicht der Lehrergewerkschaft GEW vier Jahre nach dem Start von Modellversuchen endlich ein Konzept. Bereits Ende vorigen Jahres sollte dazu die parlamentarische Debatte in Gang kommen, wie GEW-Landesvorsitzende Annett Lindner in Schwerin sagte. Doch noch immer fehle es an ausreichend Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Lehrer aller Schularten. Lediglich ein bis zwei Lehrer je Grundschule hätten inzwischen an Fortbildungsveranstaltungen teilgenommen. Nicht einmal im Schulgesetz des Landes komme das Wort «Inklusion» vor, kritisierte Lindner.

Auf der Insel Rügen startete 2010 ein Modell, bei dem Grundschulkinder mit Förderbedarf beim Lernen sowie in den Bereichen Sprache und emotionale Entwicklung in herkömmliche Klassen integriert wurden. Nach vier Grundschuljahren allerdings würden die betroffenen Förderschüler die vierte Klasse freiwillig wiederholen, erklärte die GEW-Chefin. Im Juli hatte Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) angekündigt, der gemeinsame Unterricht von Kindern mit und ohne Förderbedarf solle auf die weiterführenden Schulen ausgedehnt werden.

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Für solchen gemeinsamen Unterricht seien bisher die Bedingungen aber gar nicht geschaffen, erklärte Lindner. Bislang beispielsweise würden Schüler für Förderstunden den regulären Unterricht versäumen, weil nicht geklärt sei, wie der Einsatz von Sonderpädagogen direkt in den Inklusions-Klassen erfolgen könne. «Es besteht dringend Handlungsbedarf, landesweit Regelungen zur Umsetzung der Inklusion zu schaffen», betonte die Gewerkschafterin. Insbesondere für die weiterführenden Schulen ab Klassenstufe fünf fehlten methodische und pädagogische Anleitungen. Unzufriedenheit herrsche an den Grundschulen in Mecklenburg-Vorpommern aber auch aus finanzieller Hinsicht, fügte Lindner hinzu. Auf Bundesebene müsse eine tarifliche Lösung erreicht werden, Grundschullehrer auf das gleiche Gehaltsniveau der Lehrer anderer Schularten einzugruppieren. Der Wert der pädagogischen Arbeit dürfe nicht an der Größe der Schüler bemessen werden, hieß es. dpa

Zum Bericht: Inklusionsversuch auf Rügen bald auch an den weiterführenden Schulen

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