Behörde drückt neuen Schulleiter durch – gegen Lehrer, Eltern und den Schulträger

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KÖLN. Obwohl die Schulkonferenz sowie der Schulausschuss der Stadt Köln – und damit der Schulträger – sich fast einstimmig gegen einen Kandidaten für die vakante Leitung eines Kölner Gymnasiums ausgesprochen haben, will die zuständige Bezirksregierung diesen offenbar durchsetzen. Dies berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger.

Wie "privat" ist die Entscheidung über die Besetzung einer Schulleiterstelle? Parkplatz der Bezirksregierung Köln. Foto:  Samuele Arcidiacono / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Wie „privat“ ist die Entscheidung über die Besetzung einer Schulleiterstelle? Parkplatz der Bezirksregierung Köln. Foto: Samuele Arcidiacono / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Ein Kandidat solle möglichst nicht gegen den Willen einer Schule durchgesetzt werden, weil das eine gute und gedeihliche Zusammenarbeit zwischen Schule, Leitung und städtischer Verwaltung als Schulträger behindere, meint die Kölner Schuldezernentin Agnes Klein (SPD) gegenüber dem Blatt. Überhaupt wird die Frage gestellt: Was ist die gesetzlich garantierte Mitbestimmung wert, wenn die Schulaufsicht sie einfach ignorieren kann? Die Landesbehörde hingegen beruft sich offenbar auf das Beamtenrecht – auch wenn es mit den Wahl- und Mitspracherechten kollidiert, die das Schulgesetz einräumt.

Was ist geschehen? Zunächst nichts Ungewöhnliches. Das Leonardo-da-Vinci-Gymnasium im Kölner Stadtteil Nippes braucht einen neuen Direktor – und ein Kandidat stellt sich in der Schulkonferenz sowie dem Schulausschuss des Stadtrates vor. Aber dann: „Die Urteile, die aus den Gremien über den Bewerber zu hören waren, sind wenig schmeichelhaft. ‚Völlig ungeeignet‘ sowie ‚ohne Kompetenz und Erfahrung‘ sei der Mann. Er habe noch nicht einmal den Namen der Schule gekannt. Im Schulausschuss sei man Zeuge einer ‚furchtbaren Präsentation und katastrophalen Vorstellung‘ geworden, berichtet ein Politiker aus der nichtöffentlichen Sitzung. Keiner habe anschließend für den Mann gestimmt“, so berichtet der Stadt-Anzeiger.

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In der Schulkonferenz des Gymnasiums habe der Bewerber zumindest noch „eine einzige“ Ja-Stimme bekommen. Weil sich die Bezirksregierung trotz der gesetzlichen Mitbestimmungs-Regelungen bei der Besetzung von Schulleiterposten von den Voten wenig beeindruckt gezeigt habe – und gegenüber der Schule mehrfach betont habe, dass der ausgewählte Kandidat die Stelle bekommen werde –, habe der Schulausschuss seinen Beschluss sogar noch einmal einstimmig bestätigt. Damit ihn die Bezirksregierung ja nicht übersehen kann. Die Vorsitzende der Elternschaft des Gymnasiums fordert eine Neuausschreibung der Stelle. Ein Sprecher der Bezirksregierung zeigte sich jedoch unbeeindruckt. So zitiert ihn die Zeitung: „Die Bezirksregierung kann sich über ein Votum hinwegsetzen.“ Zum konkreten Fall äußere man sich nicht. Wie lange das „laufende Verfahren“ noch dauern werde, bleibe unklar, heißt es. Der Schule sei der neue Leiter für November angekündigt – erschienen sei er bislang nicht.

Tatsächlich hat der Fall eine pikante Vorgeschichte: Bereits vor fünf Jahren hätte die Bezirksregierung in einer vergleichbaren Situation einen Schulleiter in Köln durchsetzen wollen – sei dann aber in der Praxis gescheitert. Der erste Kandidat habe seinen Dienst erst gar nicht angetreten. Der zweite sei nach der Probezeit wieder abgesetzt worden und habe dann mit einem zweijährigen Rechtsstreit die Neubesetzung blockiert. News4teachers
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3 Kommentare
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xxx
9 Jahre zuvor

Die Lehrer werden abgesehen vom ausschließlichen Dienst nach Vorschrift nicht viel unternehmen können (sprich alle außerunterrichtlichen Dinge, für die sie nicht bezahlt werden, sein lassen). Die Eltern könnten aber jeden Tag wegen Kleinstigkeiten beim Schulleiter und beim Dezernenten vorsprechen. Das ist alles andere als nett, dürfte aber auch den hartgesottensten Schulleiter über kurz oder sehr kurz mürbe machen.

g. h.
9 Jahre zuvor

Die Bezirksregierung verfolgt mit diesem Kanditaten wahrscheinlich Interessen, die nicht im Blick von Lehrern, Eltern und Schulträger sind. Sie kocht sozusagen ihr eigenes Süppchen.
Wer weiß, welche geheimen Vorzüge der Mann aus ihrer Sicht hat. Vermutlich fehlt es ihm an Persönlichkeit und eigenem Gestaltungswillen. Solche Leute sind perfekte Befehlsempfänger und sorgen dafür, dass alles zu 100 Prozent so gemacht wird, wie Regierungen und Behörden das wollen. Sogar Freiräume werden geschrumpft.
Marionetten als Schulleiter sind doch ideal für die Beeinflussung der inneren Schulatmosphäre im Sinne und zu Gunsten der politisch Führenden.

xxx
9 Jahre zuvor
Antwortet  g. h.

Ein Schulleiter muss aber auch eine gewisse innere Autorität besitzen und nicht nur die, die seine Besoldungsstufe ihm aufdrückt. Andernfalls dürfte der interne Unfrieden schnell in offene Konfrontation ausarten. Daran sollte selbst den an der von Ihnen vermuteten kölschen Klüngelei beteiligten Personen im Dezernat nicht sonderlich gelegen sein.

Es gibt Politiker, die aus fachlichen oder anderen Gründen weggelobt werden (z.B. Öttinger und McAllister nach Brüssel oder auch Wulff als Bundespräsident). Möglicherweise gibt es auch Lehrer, die auf den Schulleiterposten oder direkt ins Dezernat gelobt werden (müssen).