Löhrmann lädt zum Abschluss der G8-Beratungen

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Zum aktuellen Bericht: „Turbo-Abitur“ bleibt: In NRW finden die G9-Befürworter keine politische Mehrheit

DÜSSELDORF. G8 auf dem Rückzug? In Niedersachsen abgeschafft, gibt es auch in anderen Bundesländern heftige Diskussionen. In Nordrhein-Westfalen plädieren Verbände, Wissenschaft und Politik grundsätzlich für die Erhaltung der verkürzten Abiturzeit. Am Montag treffen sich die Experten letztmals am runden Tisch.

Verbessern oder abschaffen? Monatelang haben Gegner und Befürworter der verkürzten Schulzeit am Gymnasium miteinander gerungen. Am Montagnachmittag läuten rund 45 Interessenvertreter die Abschlusssitzung am sogenannten Runden Tisch von Nordrhein-Westfalens Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) ein. In Düsseldorf wollen sie ein letzten Mal gemeinsam über Empfehlungen beraten, die dann von der Regierung bewertet und schließlich dem Landtag zugeleitet werden.

Wie geht’s weiter mit dem Abitur? NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann will sich nach der Sitzung des runden Tischs zu den Vorschlägen äußern. Foto: Schulministerium NRW
Wie geht’s weiter mit dem Abitur? NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann will sich nach der Sitzung des runden Tischs zu den Vorschlägen äußern. Foto: Schulministerium NRW

Vor zwei Wochen war bereits ein Entwurf bekanntgeworden. Demnach votiert die Mehrheit der Vertreter aus Lehrer-, Eltern-, Kommunal- und Kirchenverbänden sowie Wissenschaft und Politik für Verbesserungen der achtjährigen Gymnasialzeit (G8). Unter anderem empfehlen sie weniger Hausaufgaben und weniger verpflichtenden Nachmittagsunterricht. Löhrmann will sich nach Ende der Sitzung zu den Vorschlägen äußern.

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Die Schulzeitverkürzung von neun auf acht Jahre Gymnasium hatten 2005 alle Landtagsparteien befürwortet. Die Bürgerinitiative «G-IB-8» und die Elterninitiative «G9 jetzt in NRW» kämpfen massiv für die Rückkehr zu G9.

Der Streit über die Schulzeit am Gymnasium beschäftigt derzeit die meisten Bundesländer. In Hamburg und in Bayern waren kürzlich Volksbegehren zum neunjährigen Gymnasium gescheitert. Das rot-grün regierte Niedersachsen hatte dagegen als erstes Bundesland erklärt, das «Turbo-Abitur» nach acht Jahren wieder abschaffen zu wollen.

Elterninitiative G9 jetzt in NRW

zum Bericht: Streit um “Turbo-Abi”: NRW-Verbände wollen G8 beibehalten – fordern aber Verbesserungen

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9 Kommentare
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xxx
9 Jahre zuvor

Weniger Hausaufgaben ist Quatsch, weil nur die wenigsten Schüler dauerhaft das durch den Erlass zugelassene Maximum auf bekommen (90 Minuten pro Tag in Klasse 5 / 6; 120 Minuten pro Tag in Klasse 7-9).
Weniger Nachmittagsunterricht widerspricht zum Einen der erforderlichen Stundenzahl bis zum Abitur und den Forderungen der Wirtschaft nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Ich prognostiziere für den Runden Tisch viel heiße Luft, die durch die PR-Abteilungen aller Seiten als Erfolg interpretiert wird.

Reinhard
9 Jahre zuvor

In Hessen merkten die freien Schulen vor einigen Jahren, dass ja nur die STAATLICHEN Schulen verpflichtend G8 machen mussten, und boten wieder G9-Züge an. Die wurden dann von Anmeldungen überschwemmt …

Peter Beckmann
9 Jahre zuvor

Wie arrogant muß man eigentlich sein, wenn man die Mehrheit der Eltern, die für das G9 plädiert, ignoriert?
vielleicht wäre es ratsam, mal aus seinem Elfenbeinturm herauszukriechen und sich von denen, die den G8-Quatsch ausbaden müssen, ein Feedback zu holen.

xxx
9 Jahre zuvor
Antwortet  Peter Beckmann

Die Mehrheit der Eltern, die für das G9 plädiert, darf man getrost ignorieren. Das dürfte im Vergleich zu den Befürwortern des G8, denen, denen G8 oder G9 „egal“ ist (Hauptsache Gymnasium mit Abitur) sowie der schweigenden Gruppe eine krasse Minderheit sein. Die G9-Fans können ja auf die Gesamtschule wechseln.

Peter Beckmann
9 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

der letzte Satz war wohl nicht nur überflüssig, sondern auch äußerst unqualifiziert

xxx
9 Jahre zuvor
Antwortet  Peter Beckmann

Stimmt. Ich habe das Berufskolleg und die Waldorfschulen vergessen. Dort gibt es das Abitur nach 13 Jahren. An Waldorfschulen übrigens in der höchst anspruchsvollen Version, den gesamten SII-Stoff inkl. der Waldorf-spezifischen Fächer in der dortigen Klasse 12 und 13 erlernen zu müssen. nachdem sie in Klasse 11 die zentrale Abschlussprüfung für die Haupt- und Realschulabschlüsse für Klasse 10 bestanden haben. Die aus rein fachlicher Sicht eher acht als vier Jahre dauernde Grundschulzeit muss ja irgendwie aufgeholt werden.

sinus
9 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Ach wie lustig. Die zig Umfragen, die immer das gleiche Bild von 63-75% G9-Befürworter ergaben, sind natürlich weniger aussagekräftig als Ihre Meinung. Dass die paar G9-Gymnasien in NRW dutzende von Kindern ablehnen müssen (ja, weit mehr als die G8-Gymnasien) sagt nichts aus. Dass in Hessen die Eltern den G9-Gymnasien die Bude einrennen und z.B. in Wiesbaden 25% der sich für G9 „bewerbenden“ Kinder gegen den Elternwillen auf G9-Gymnasien gehen werden – Peanuts. Dass in Hessen wegen der Abstimmung der Eltern mit den Füßen die G8-Gymnasien nicht wissen wie sie für die neuen 5er die Klassen füllen sollen hat gar nichts zu bedeuten.

Außerdem sind Gesamtschulen keine Option. Gehen Sie hin, fragen Sie nach: Sie werden erfahren dass ein Kind mit uneingeschränkter Gymnasialempfehlung, besonders aus einem anderen Ort, ziemliche Probleme hat angenommen zu werden. Denn eine Gesamtschule muss auf eine entsprechende Mischung achten, es hilft nichts wenn 6, 7 Jahre später ein Großteil der Schüler Richtung Abi geht. Dann kommen nämlich die Kurse für die anderen Abschlüsse nicht zustande. Und wenn das Kind zum Beispiel Spaß an Latein hat (doch, das gibt es, unsere Tochter hat bewusst Latein bei der Kinderakadamie gewählt), kann die Gesamtschule in der Regel nichts anbieten.

Frau Kraft und Frau Löhrmann betreiben seit Jahren Politik gegen die Eltern und Kinder. Und haben keine Lust daran etwas zu ändern.

xxx
9 Jahre zuvor
Antwortet  sinus

Nennen Sie mal eine konkrete Umfrage und nennen Sie gleichzeitig, _wer_ befragt wurde. Wie viele der 63-75% haben aktuell Kinder auf dem G8-Gymnasium? Wie ist das Leistungsbild der Kinder? Liegt das evtl. schwache Leistungsbild ausschließlich an G8? Die, die G9 in erster Linie wegen der übervollen sonstigen Nachmittagsverplanung, der grauenhaften Umsetzung von G8, der (evtl. fehlenden) genetischen Voraussetzungen und / oder der Mentalität „Früher war alles besser.“ befürworten, rechnen Sie aus dem Anteil bitte heraus. Ganz nebenbei könnte man auch mal die Kinder selbst befragen bzw. noch besser, die mittlerweile nach G8 abgeschlossenen Abiturjahrgänge 2013 und 2014.

Außerdem ist es nicht weiter tragisch, wenn nur dutzende Anmeldungen abgelehnt werden müssen, bei tausenden sähe das Ganze anders aus. Denke Sie mal an Ihre eigene Schulzeit zurück. In meiner damaligen Klasse 11 wurde — obwohl der LK 6-stündig war und schon in 11/2 anfing, extrem viel Zeit verplempert. Die letzten G9-Jahrgänge habe ich als Lehrer erlebt. Dort war es in Klasse 11 noch viel schlimmer. In Mathematik z.B. hätte man den für das Abitur relevanten Schulstoff auch in 12 Wochen schaffen können, satt dessen musste man sich weitere s6 Monate mit Dingen herumschlagen, die hauptsächlich auf das Lösen quadratischer Gleichungen reduziert werden konnten. Nicht umsonst gab es Schüler, die die 11 im Ausland verbracht haben und nahtlos in die 12 einstiegen. Zwar ohne LK in Mathematik, Physik, Chemie, Informatik, aber nahtlos. Ebenso wurde und wird nach wie vor in der 5 viel Zeit mit der Anpassung des Wissensstandes auf den untersten Level vergeudet.

Wenn Ihre Kinder auf der Gesamtschule nicht genommen werden können, dann schicken Sie sie nach der 10/EF doch auf ein berufliches Gymnasium bzw. ein Berufskolleg. Dort können sie nach 13 Jahren ein vollwertiges Abitur ablegen.

dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Es hat eine WDR-Umfrage gegeben mit dem Ergebnis, dass über 70% der Teilnehmer sich gegen das G8 ausgesprochen haben. Dies war auf der Welle der Empörung am Anfang des Schuljahres. Im gleichen zeitraum sind aber in Hessen und Bayern die entsprechenden Volksbegehren gegen G8 gescheitert, was die Sache relativiert.

Es wird also in NRW ebenfals angenommen, dass ein entsprechendes Volksbegehren ebenfalls scheitern wird.