Unsichere Jobs und schlechte Bezahlung – Lehrbeauftragte gehen auf die Straße

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SCHWERIN. Unterricht durch Lehrbeauftragte soll eigentlich eine Ergänzung im Lehrbetrieb einer Uni sein. In einzelnen Studiengängen decken die Honorarkräfte aber bis zu 70 Prozent der gesamten Lehre ab. Die Hochschulen sparen an den prekären Arbeitsverhältnissen.

Bundesweit haben am Donnerstag Lehrbeauftragte an Hochschulen für eine bessere Bezahlung und für mehr Festanstellungen demonstriert. In Schwerin sagte der Geschäftsführer der Gewerkschaft Deutsche Orchestervereinigung (DOV), Gerald Mertens, vor rund 80 Teilnehmern einer Aktion: «Es kann nicht angehen, dass Lehrbeauftragte die gleiche Arbeit wie Professoren leisten und nur zur Hälfte bezahlt werden.» Auch erhielten sie keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Mertens zufolge fanden Aktionen in fast 50 deutschen Städten statt, darunter in Berlin, München, Frankfurt am Main, Konstanz und Halle.

An vielen Unis sind Honorarkräfte elementar in die Lehre integriert. Foto: HHU (HHU) / Wikimedia Commons (Public domain)
An vielen Unis sind Honorarkräfte elementar in die Lehre integriert. Foto: HHU / Wikimedia Commons (Public domain)

Nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gibt es allein an Mecklenburg-Vorpommerns Hochschulen und Universitäten rund 1200 Lehrbeauftragte. Die Praktiker sollen eigentlich eine Ergänzung im Lehrbetrieb einer Hochschule sein. Besonders in den Bereichen Sprache und Musik werde aber sehr stark zur Abdeckung der Lehre auf sie zurückgegriffen, sagte Sandra Vogt von der GEW. Die Universität Rostock spare jährlich etwa eine halbe Million Euro, indem Lehrbeauftragte eingesetzt werden. Rund 90 Prozent von ihnen deckten Kern- und Daueraufgaben ab.

«An der Hochschule für Musik und Theater in Rostock werden 70 Prozent der gesamten Lehre durch Lehrbeauftragte abgedeckt», sagte Vogt weiter. Einer von ihnen ist der Sprechererzieher Stefan Pietzsch. «Bezahlt werden nur die Lehrveranstaltung und die Anreise», berichtete er am Rande der Demonstration vor dem Bildungsministerium. Die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts bekomme er nicht vergütet. Außerdem hospitiere er häufig bei Proben seiner Studenten – auch das werde nicht bezahlt.

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Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) kündigte Verbesserungen für die Lehrbeauftragten in Mecklenburg-Vorpommern an. «Es wird sich einiges bewegen», versprach er den Demonstranten. Hauptsächlich handelte es sich bei ihnen um Sprach- und Musiklehrbeauftragte an der Hochschule für Musik und Theater. (dpa)

zum Bericht: Vier Forderungen an die Landesregierung für bessere Arbeitsbedingungen von Lehrbeauftragten

zum Bericht: Lehrbeauftragte an Hochschulen: Proteste gegen unsichere Jobs und sinkende Honorare

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