Parkplatzgebühr für Lehrer? Abzocke!

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Ein Kommentar von NINA BRAUN.

Die Bildungsjournalistin Nina Braun. Foto: www.bildungsjournalisten.de
Die Bildungsjournalistin Nina Braun. Foto: www.bildungsjournalisten.de

Die Kommunen haben sich das so schön ausgerechnet – und jetzt zeigt die Praxis im rheinischen Neuss: Es klappt nicht. Die frechen Lehrer parken einfach nicht dort, wo es der Kämmerer gerne hätte. Die Folgen: Leere Parkplätze vor den Schulen, Parkplatzmangel auf den Straßen, und die Lehrer müssen ihr Zeug oft Hunderte von Metern weit schleppen.

Es gehe um Gerechtigkeit, so behaupten die Kommunen, die eine Parkplatzgebühr ins Auge fassen. Schließlich müssten Angehörige der Verwaltung auch für ihre Stellplätze berappen. In Wahrheit hat die Idee, Lehrern jetzt auch Parkgebühren abzuverlangen, mit Gerechtigkeit so viel zu tun wie die Bahn im Winter mit Pünktlichkeit.

Es geht schlicht ums Abkassieren. Denn gerecht ist eine kommunale Parkplatzgebühr für Lehrer nicht. Anders als Verwaltungsangehörige bekommen Lehrer von den Schulträgern – also in der Regel den Kommunen  – zumeist kein Arbeitszimmer zur Verfügung gestellt. Ein Teil des Dienstes findet zwangsläufig zu Hause statt. Der flexible Arbeitsplatzwechsel gehört also zum Lehrerberuf dazu. Und der ist mit zwei Stapeln Klassenarbeitsheften und Unterrichtsmaterialien unter den Armen oft kaum anders als mit dem Auto zu bewerkstelligen.

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Liebe Kommunen, einerseits an den Arbeitszimmern für Lehrer sparen, andererseits sie beim Parken abkassieren – so geht’s ja nicht. Was sehr wohl ginge: Fahrten zwischen Dienstort 1 (Schule) und Dienstort 2 (zu Hause) als Dienstfahrten anzuerkennen. Dann würden die Parkgebühren vom Dienstherren (dem Land) bezahlt. Und die Lehrer hätten auch noch was davon. Das wäre für den Staat zwar teurer. Aber dafür wirklich gerecht.

(26.6.2012, aktualisiert am 12. Dezember 2014)

Zum Bericht: Abkassier-Modell Lehrer-Parkplätze – die erste Stadt schafft es jetzt ab

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11 Kommentare
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sofawolf
11 Jahre zuvor

Ich habe noch keine klare Haltung zu dieser Frage, interessant ist aber schon, dass wohl in der Regel deutlich geringer bezahlte Verwaltungsangestellte auch für ihre Parkplätze zahlen müssen. Das Argument mit den Arbeitszimmern könnte auch nach hinten losgehen. Kann man vom Staat erwarten, dass er jemandem ein Arbeitszimmer zu Hause finanziert? Wollen aber Lehrer wirklich künftig auf das Privileg verzichten, ihre Arbeit zu Hause selbstbestimmt zu erledigen und dafür ein Zimmer in einer Schule zu bekommen und täglich 8 Stunden in der Schule bleiben zu müssen? Man kann die Sache mal wieder so oder so sehen.

cecilia
11 Jahre zuvor

Hallo sofawolf,

ich empfehle dir, dich zu informieren, wie lange Lehrer täglich, auch öfter an den Wochenenden, in der Schule arbeiten (auch ohne vorhandenes Arbeitszimmer)!
Du wirst dich wundern, dass da weit mehr als 8 Stunden täglich zusammenkommen!
Du wirst mit Erstaunen zur Kenntnis nehmen müssen, dass die „ach so arbeitsscheuen Lehrer“ auch an Feiertagen und in den Ferien viel Zeit in schulische Arbeiten investieren.
Mein Rat:
Erst immer informieren und dann kommentieren!
🙂

magicus
11 Jahre zuvor

Höre ich da ein Wiehern aus Köln?
Wenn dieser Amtsschimmel nach Bayern kommt, müsste man ihn ernsthaft an die Kandare nehmen.
Oder nehmen Privatfirmen von ihren Angestellten (einschließlich der Chefs) etwa auch Parkgebühren für das Abstellen deren PKW´s auf dem firmeneigenen Parkgelände?
Was in Köln ausprobiert werden soll, sollte insbesondere von den Lehrerverbänden nicht einfach so hingenommen werden.
Oder beabsichtigt die öffentliche Hand, in Zukunft bundesweit jeden, der mit eigenem PKW zur Arbeit fährt, für das Abstellen (und damit fürs Parken während der Arbeitszeit) Parkgebühren zu berechnen?

ursula
11 Jahre zuvor

Leider gibt es das schon zwei Jahre in Winnenden – am Bildungszentrum 2. Auf dem Parktplatz vor der Schule sind einige Zeitparkplätze ausgewiesen – der Rest ist für Parker mit Ausweis gegen Gebühr.

Kinderfreund
11 Jahre zuvor

Das kann doch wohl nicht wahr sein. Nicht genug, dass wir keinen vernünftigen Arbeitsplatz in der Schule zur Verfügung gestellt bekommen. Nicht genug, dass die Ausstattung unserer Schulen der Privatinitiative von Kolleginnen und Kollegen zu verdanken ist. Nicht genug, dass wir täglich, und das meine ich wörtlich, kistenweise Materialien mitschleppen. Nicht genug, dass wir inzwischen mit den eigenen PKWs durch die Gegend geschickt werden. Nicht genug, dass wir nicht ausreichend versichert sind. Nicht genug, dass uns die Fahrzeiten nicht als Arbeitszeiten angerechnet werden.Nicht genug, dass wir unsere Klassenfahrten selbst bezahlen müssen. Nicht genug, dass alle vielen anstehenden Arbeiten „Systemzeit“ sind, die nicht direkt Unterricht bedeuten. Jetzt sollen wir als Dank für unserer Engegement noch die Parkgebühren selber tragen? Jetzt ist das Maß fast voll!!! Zudem haben wir völig zu Unrecht eine so schlechte Lobby in der Öffentlichkeit. Warum eigentlich? Das Argument meiner Kinder, warum sie nicht Lehrer werden möchten: „Ich will nicht immer nur arbeiten. Bis spät abends am Schreibtisch sitzen und auch an den Wochenenden noch arbeiten“ . So viel zu den faulen Lehrern!!

sodawolf
11 Jahre zuvor

@ cecilia

Das lese ich erst heute. Bin selbst Lehrer! 😉

sodawolf
11 Jahre zuvor

@ Kindermund

Habe ich etwas übersehen? Wer spricht von faulen Lehrern??? Was mich an deinem Beitrag verwundert, sind Aussagen, wie: Mit eigenem PKW durch die Gegend fahren. Ja, mache ich auch. Täglich kistenweise Material mitschleppen? Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Wo werden denn Fahrzeiten als Arbeitszeit gerechnet? Die Schule in Eigeninitiative selbst ausgestattet? Das ist doch nicht der Normalfall?!? (Meine Schule hat als Privatschule auch nicht viel Geld, manches Wünschenswerte fehlt uns auch, aber was unbedingt zum Unterricht brauchen, zahlen nicht die Lehrer.) Ansonsten, ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber wir müssen in den Ferien nicht zur Schule kommen. Das ist Ausgleich für die Mehrarbeit in der Unterrichtszeit. Ist das bei euch nicht so? (An manchen Privatschulen ja leider nicht.) Die Klassenfahrten müssen wir seit letztem Schuljahr auch selbst bezahlen, aber wir legen das auf die Schüler um. Wenn die Eltern damit nicht einverstanden sind, gibt es eben keine Klassenfahrt. (Andererseits bedeutet eine Klassenfahrt auch, dass du eine Woche bezahlt bekommst, ohne dass du unterrichtest.) Man soll auch die Kirche im Dorf lassen finde ich!!! Bei allem Kirtikwürdigem!!! Der Lehrerjob ist in Deutschland immer noch ein gutbezahlter Job.

sodawolf
11 Jahre zuvor

Sorry für die Rechtschreibfehler, ist mir unangenehm, aber ich kann sie leider nicht nachträglich korrigieren.

dickebank
9 Jahre zuvor

Warum müssen dann Beschäftigte des Einzelhandels deren arbeitsplätze in der innenstadt liegen ihre Parkkosten sebst tragen?

Prinzipiell können die Kommunen den öffentlichen Parkraum bewirtschaften und sind auch gut beraten dies zu tun. Ebenso wie andere Arbeitgeber müssen die Kommunen ihren Mitarbeitern kostenfrei Parkplätze zur Verfügung stellen. Tun sie dies, so gewähren sie ihren Mitarbeitern einen steuerrelevanten Vorteil.

Wenn Neuss jetzt also verzichtet, dann kann ja Schäuble übernehmen. Wer eine „schwarze Null“ stehen haben will, der muss eben auf Einnahmen im städtischen Gebührenhaushalt verzichten können. Da müssen Prioritäten gesetzt werden.

naja
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Ganz so ist das hier nicht gelagert, denn Lehrer sind Bedienstete des Landes, der Parkraum gehört einer Kommune oder einem Unternehmen. Wenn eine Kommune Parkraum grundsätzlich kostenlos an einer Schule zur Verfügung stellt für alle die in irgendeiner Angelegenheit dort zu tun haben, stellt dies kein Geldwerten-Vorteil dar. Dies wäre nur der Fall, wenn nur die Lehrer keine Gebühren zahlen müssten. Daher kann auch der Vergleich mit Firmen die eigene Firmanparkplätze haben nicht hergezogen werden. Denn dort sind es eben die eigenen Angestellten.
Ansonsten finde ich es in begrenztem Rahmen ok, wenn auch Lehrer einen Obolus entrichten, dafür aber einen reservierten Parkplatz bekommen. Aber wenn das 2 Euro/Tag übersteigt geht es schon in Richtung abzocke.

sofawolf
9 Jahre zuvor

Unsere Schule hat keine eigenen Parkplätze. Die Kollegen mit Auto parken in einem öffentlichen Parkhaus in der Nähe – und zahlen dafür ! Hmmm ………..