Philologenverband appelliert an Schulministerin Ernst: Korrigieren Sie die Fehlentscheidungen Ihrer Vorgängerin

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KIEL. Der Philologenverband Schleswig-Holstein zeigt sich unzufrieden über den Umgang der Politik „mit politisch engagierten Bürgern“. Auslöser ist nach eigenen Angaben die ausbleibende Reaktion dieser auf die Online-Petition der Jungen Philologen, in der diese forderten,  dass 100 Prozent des Unterrichts an allen Schulen Schleswig-Holsteins voll ausgebildete Lehrkräfte erteilen. In kürzester Zeit unterzeichneten im April laut Verband fast 6000 besorgte Bürger den Antrag, doch der Petitionsausschuss habe sich lediglich „pflichtgemäß mit dem Thema beschäftigt“.

Mit sechs Prozent Unterrichtsausfall kalkuliert das schleswig-holsteinische Schulminsterium für das kommende Schuljahr. Foto: hpeguk / flickr (CC BY 2.0)
Der Philologenverband spricht von dramatisch hohem Unterrichtsausfall in Schleswig-Holstein und kritisiert, dass die Politik zu wenig dagegen unternimmt. Foto: hpeguk / flickr (CC BY 2.0)

Durch die Onlinepetition der Jungen Philologen sei der dramatisch hohe Unterrichtsausfall ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt, schreibt der Verband in seiner Pressemitteilung. In der Folge seien Eltern überall in Schleswig-Holstein auf die Straße gegangen, um zu protestieren. Seitdem habe die mutige Petentin, Imme Husmeier, bezüglich der Forderung nichts mehr gehört. Helmut Siegmon, Vorsitzender des Philologenverbandes Schleswig-Holstein (PhV), erklärt dazu: „Der Petitionsausschuss hat sich pflichtgemäß mit dem Thema beschäftigt – das war‘s! Das ist kein guter Umgang mit politisch engagierten Bürgern, die sich die Politik ja so sehr wünscht – jedenfalls in Sonntagsreden.“

Es scheine, als verschließe die neue Schulministerin, Britta Ernst, grundsätzlich die Augen vor den reformverursachten Zusammenhängen des dramatisch hohen Ausfalls regulären Unterrichts, den die Küstenkoalition aus SPD, Grünen und Südschleswigschem Wählerverband (SSW) mittlerweile selbst zu verantworten habe. „Die zweckentfremdeten ‚Bafögmillionen‘ versickern in den schwarzen Löchern des unkalkuliert wachsenden Kostendrucks auf den Megabaustellen der Inklusion, der zahllosen Kleinstoberstufen, der Lehrerbildung und Lehrerbesoldung sowie der vielen anderen ideologischen Bildungsprojekte ohne Aussicht auf Besserung. Im Gegenteil: Die stetig wachsende Verpflichtung aller Lehrkräfte, Studienleiter, Dozenten und Professoren zu immer umfänglicheren Dokumentationen, zusätzlichen Kooperationen und Abstimmungen sowie zu erneuten Konzeptentwicklungen – oft für den Papierkorb – treiben die ‚Verzettelungsausfälle‘ weiter in die Höhe“, so Siegmon.

Hektische Bildungsreformen seien nicht nur in Schleswig-Holstein extrem ungesund für Lehrkräfte, Studierende, Schüler und Ministerialbeamte – diesen Schluss legten immer mehr Studien zu Überlastungserscheinungen bei Lernenden und Lehrenden nahe und wiesen damit auf eine fundamentale Fehlentwicklung in der Bildungspolitik hin.

„Nach nunmehr 100 Tagen erwarten wir von der Ministerin wenigstens eine Information über den Stand der Bearbeitung der Petition. Wir wollen aber auch genauso wie die Eltern endlich Maßnahmen sehen, die geeignet sind, den Teufelskreis des krankheits- und systembedingten Unterrichtsausfalls zu durchbrechen. Das bedeutet auch, dass Frau Ernst den Scherbenhaufen, den ihre Vorgängerin hinterlassen hat, zusammenkehrt und deren Fehlentscheidungen korrigiert.“

Zum Beitrag: Junge Philologen Schleswig-Holstein starten Online-Petition für mehr Lehrer

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