Lehrerboykott von Klassenfahrten: Philologen sehen Politiker in der Verantwortung

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HANNOVER. Anlässlich der Schülerdemonstration für die Wiederaufnahme von Schulfahrten erklärt der Philologenverband Niedersachsen in einer Pressemitteilung sein grundsätzliches Verständnis für das Anliegen der Schüler und begrüßt ihren konstruktiven Appell.

Klassenfahrten sind pädagogisch wertvoll - und für Lehrer bislang häufig auch teuer. Foto: gostockholmgoeteborg / (CC BY-NC-SA 2.0)
Für die Schüler meist Vergnügen, für die Lehrer Arbeit: Klassenfahrten. Foto: gostockholmgoeteborg / (CC BY-NC-SA 2.0)

Der Verband versichert, dass auch Lehrkräfte Schulfahrten einen hohen pädagogischen Wert beimäßen. Der Schülerforderung, Politiker und Lehrkräfte müssten miteinander reden und Lösungen suchen, schließe sich der Philologenverband uneingeschränkt an, erklärt der Vorsitzende der Lehrerorganisation, Horst Audritz. Das Problem sei jedoch, dass die rot-grüne Landesregierung ernsthaften Gesprächen beharrlich ausweiche und sich der Suche nach sachgerechten Lösungen strikt verweigere sowie nicht einmal auf Schreiben zum Thema Schulfahrten antworte. Die richtigen Adressaten für die Forderungen der Schülerinnen und Schüler seien daher die Kultusministerin sowie die Landtagsfraktionen von SPD und Grünen.

Die Aussetzung von Schulfahrten sei nicht von Lehrerverbänden veranlasst oder gar organisiert worden, sondern spontan „von der Basis her“ als ein nachvollziehbarer Akt der Notwehr gegen die wortbrüchige und willkürliche Arbeitszeiterhöhung der Gymnasiallehrer durch die rot-grüne Landesregierung erfolgt, betont Audritz. Lehrkräfte könnten dabei zunehmend feststellen, dass in dem gleichen Maß Verständnis für ihr Vorgehen wachse, wie die Umstände bekannt würden, unter denen Lehrkräfte Schulfahrten durchführen müssten.

In der Öffentlichkeit und bei den Eltern sei es bisher kaum bekannt, dass den Lehrkräften die bei der Durchführung einer Schulfahrt entstehenden Kosten gar nicht oder nur zu geringen Teilen erstattet werden. So sei beispielsweise das vorgesehene Übernachtungsgeld von höchstens elf Euro einfach lächerlich und reiche nicht einmal für die einfachsten Jugendherbergen – wenn es den Lehrkräften denn überhaupt gezahlt werde, so der Philologenverband. Zudem gebe es auch keine verbindliche und angemessene Regelung für die Einbeziehung von Schulfahrten in die Arbeitszeit der Lehrkräfte.

Der Philologenverband habe auf diese Missstände wiederholt hingewiesen und der Kultusministerin zuletzt im September 2014 konkrete Vorschläge für Lösungen unterbreitet. „Auf dieses Schreiben haben wir bis heute von der angeblich so gesprächsbereiten Ministerin nicht einmal eine Eingangsbestätigung erhalten“, kritisiert Audritz, „geschweige denn eine Antwort oder gar die Bereitschaft zu einem Gespräch.“

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2 Kommentare
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Reinhard
9 Jahre zuvor

in RP wäre es undenkbar, dass Lehrer und andere Betreuer von Fahrten ihre Kosten selber zahlen müssten.

alexander
9 Jahre zuvor

… die Damen und Herren PolitikerInnen kassieren bei ihren Dienstreisen fette Spesen und logieren auf Staatskosten in 5-Sterne-Hotels, und die LehrerInnen sollen zu ihren 24Stunden-Rund-um-die Uhr-Einsätzen auch noch privates Geld mitbringen. Wovon träumt die Frau Kultusministerin denn nachts?..