Nerv getroffen: Schülerin löst mit Tweet Bildungsdebatte in Deutschland aus

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KÖLN. Wie alltagstauglich muss Schule machen? Und was ist wichtiger: Literaturkenntnisse – oder über Versicherungen Bescheid zu wissen? Eine 17-jährige Schülerin hat mit einer kurzen Notiz im sozialen Netzwerk Twitter eine Bildungsdiskussion in ganz Deutschland ausgelöst.

Nainas Kommentare im sozialen Netzwerk Twitter. Screenshot
Nainas Kommentare im sozialen Netzwerk Twitter. Screenshot

„Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen“, so lautet die Kurznachricht der Gymnasiastin Naina unter @nainablabla vom 10. Januar. Über Nacht kam es zu einer breiten Internetdebatte über den Tweet. Seitdem ist die Nachricht bereits über 21.000 Mal favorisiert und mehr als 11.000 Mal retweetet worden, also von anderen Twitter-Nutzern nochmals gesendet. „Klar, wir lernen in der Schule wichtige Sachen. Aber niemand bringt uns bei, wie man später auf eigenen Beinen steht“, so legte das Mädchen dann nach. Die Medien nahmen das Interesse der Netzgemeinde zum Anlass, breit über die beiden Stoßseufzer der Jugendlichen zu berichten – und diese zu kommentieren.

So schreibt die Autorin Christina Rings auf rtl.de: „Es lässt sich über unseren angestaubten Bildungsapparat streiten, auch darüber, ob deutsche Schulen ihren Lehrplan nah genug an der Lebenswirklichkeit ihrer Schüler ausrichten und die ‚richtigen‘ Fächer lehren. Da gibt es sicherlich Sanierungsbedarf.“ Ob aber wirklich das Schulsystem für die Arglosigkeit der Schülerin verantwortlich sei? Nein, meint Rings. Schulen haben einen Bildungsauftrag, sie sollen junge Menschen auf das Berufsleben oder eine akademische Laufbahn vorbereiten. Dass Lehrer darüber hinaus auch noch verpflichtet sein sollen, ihre Schüler fit für das Leben zu machen und zu Selbstständigkeit zu erziehen, ist ein Irrglaube. Diese Aufgabe obliegt, und oblag schon immer, den Eltern. Genau hier hakt es heute aber oft.“

Auch die „Bild“-Zeitung nahm die Schulen in Schutz. „Schule hat neben Wissensvermittlung den Auftrag einer komplexen Charakter-, Herzens-, also Menschenbildung. Und muss nicht in erster Linie alltagstauglich machen“, so schreibt „Bild“-Redakteur Wilfried Pastors – selbst ein gelernter Lehrer. Er hat Englisch und Sport auf Lehramt Gymnasium/SII studiert. „Naina tritt mutig öffentlich für ihren Standpunkt ein – jugendlich ungestüm und angreifbar. Hat die Schule bis hierhin nicht alles richtig gemacht? Hauswirtschaft und den Umgang mit Mietverträgen wird Naina im Alltag mit gleicher Selbstverständlichkeit lernen wie die Auswahl des richtigen Handys und des dazugehörigen Vertrags … Glückwunsch, liebe Kollegen!  Ihr habt einen jungen Menschen bis hierhin ins Leben begleitet, der Eiferern und Menschenfeinden weltweit in vier Sprachen ein ‚Je suis Charlie‘ entgegenschleudern wird.“

Die FAZ greift das Thema ebenfalls auf – als Pro und Kontra. „Praktische Dinge lernt man am besten dann, wenn man sie braucht. Denn wenn man davon ausgeht, was 17-jährige alles nicht wissen und können, so sollten wir Ihnen in der Schule auch beibringen, wie man Löcher in die Wand bohrt, ein Ei kocht und Fettablagerungen von der Dunstabzugshaube kratzt. Das sollten sie alles von ihren Eltern lernen – denn wozu sind die da?“, so fragt FAZ-Redakteur Martin Hock. Und meint: „Also überfrachten wir doch mal die Schule nicht. Hier geht es darum, die Fähigkeit zu erlernen, sich Dinge anzueignen, komplexe Zusammenhänge zu begreifen und vor allem darum, einen Überblick über das Leben zu bekommen.“

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Anders beurteilt sein Redaktions-Kollege Alexander Armbruster Nainas Kommentar: „In der Tat: Keine Schülerin und kein Schüler sollten heute von der Schule gehen (das gilt für Haupt- und Realschule wie fürs Gymnasium), ohne zu wissen, was Zinsen sind, was der Zinseszins ist, was Steuern sind, wie eine Lebensversicherung funktioniert und überhaupt welche Versicherungen jeder abgeschlossen haben sollte. Und welchen Teil seines Einkommens man fürs Wohnen ausgeben sollte am besten auch. Das gehört zur Selbständigkeit dazu. Und auch dazu, ein mündiger Staatsbürger zu sein“, so schreibt er – und fordert: Mehr Wirtschaftsthemen in die Schule.

«Ich finde es sehr positiv, dass Naina diese Debatte angestoßen hat», sagte Ministerin Johanna Wanka (CDU) nach Angaben ihres Sprechers in Berlin. «Ich bin dafür, in der Schule stärker Alltagsfähigkeiten zu vermitteln. Es bleibt aber wichtig, Gedichte zu lernen und zu interpretieren.» Die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) verwies auf eine Empfehlung der Kultusministerkonferenz (KMK), Verbraucherbildung an Schulen stärker in Lehrplänen zu verankern. «Die Frage ist aber auch: Wie schaffen wir das, ohne dass wir ständig von oben draufsatteln.»

Die Lehrergewerkschaft GEW wehrt sich gegen Nainas Kritik. «Sie spitzt das schon sehr zu», meint die nordrhein-westfälische GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer. Zwar würden an Gymnasien weniger praktische Dinge unterrichtet als an anderen Schultypen. «Gerade in der Oberstufe lernen die Schüler aber, wie sie sich selbst Informationen beschaffen könnten – vor allem in Zeiten des Internets.» Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, sieht auch die Eltern in der Pflicht: Ein gewisses Maß an Alltagstauglichkeit müsse in der Familie vermittelt werden.

Die Schulleiterin des Kölner Gymnasiums, das Naina besucht, kommentierte den Tweet ihrer Schülerin gegenüber RTL schlicht als „dumm und fahrlässig“. News4teachers / mit Material der dpa

Zum Kommentar: Nainas Tweet löst eine breite Debatte um Bildung aus – leider eine zu flache

 

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sofawolf
9 Jahre zuvor

Naja, diese Art Vorwürfe ist ja nicht neu. Die Schule vermittelt eine Grundbildung. Sie vermittelt aber vor allem, wie man sich Wissen aneignet. Lehrer sind nun mal keine Steuerberater, Mietsrechtsexperten oder Versicherungskaufleute. Das sind andere Berufe. Bei denen kann man sich Hilfe holen, wenn man sich nicht selber informieren mag. Aber ich stimme zu, dass man in der Schule allerhand Unnötiges lernt und zumindest einiges aus dem Alltag, was sich nicht alle paar Jahre wieder ändert, in einem Fach „Lebenskunde“ vermittelt werden könnte.

Küstenfuchs
9 Jahre zuvor

Ich kenne ja nur eine Schule genauer: Was (Zinses)zinsen sind, bekommt jeder Schüler (hoffentlich) in Klasse 7 im herkömnmlichen Matheunterricht beigebracht. Auch ein grobes Wissen um Steuern (Mehrwertsteuer, Einkommenssteuer) wird dort vermittelt.
Nun ist jede Schule gefordert, in außreichendem Maße (2-3 Stunden) Versicherungsexperten für ein Grundwissen an die Schule zu holen (der örtliche Versicherungsvertreter kommt sicher gerne, neutraler wäre die Verbraucherzentrale, auch die kommen).

Ansonsten: Die Schülerin vertritt wie viele Eltern und Schülern den Standpunkt, die Schule hätte ein Rundum-Sorglospaket zu liefern. Dabei sollte eine Abiturientin mit dem in der Schule angeschobenen Wissen doch locker in der Lage sein, sich auch mit Hilfe von Papa und Mama – den Rest anzueignen.

xxx
9 Jahre zuvor

zweifellos ist das eine sehr überspitzte darstellung. die Schülerin beklagt eine alltagsferne Schulbildung, gibt aber zu, vier sprachen gelernt zu haben. im umkehrschluss hat sie sehr einseitig und damit tendenziell falsch gewählt.

Steuererklärungen braucht eine 17-jährige nicht ausfüllen zu können. erstens ist das wegen des geringen einkommens sehr eibfach. zweitens gibt es gute steuerprogramme. drittens gibt es Steuerberater, die das bei komplizierten bzw. vermögenden Fällen übernehmen (sollten).

bolle
9 Jahre zuvor

Wer von den Schulabgängern hatte früher schon Ahnung von Steuern, Versicherungen, Miete ..usw.? Diese Dinge lehrt das Leben und zwar anschaulicher und leichter als der Trockenübungsplatz Schule.
So scheinbar einleuchtend es klingt, was die Schülerin da schreibt, so ist es doch etwas welt- und lebensfremd.

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor

Na, hoffentlich wird die Schülerin jetzt noch objektiv beurteilt! Bei der Reaktion der Schulleiterin bin ich mir da nicht so sicher.

Ich wiederhole gerne, was ich in diesem Zusammenhang schon öfter geschrieben habe. Nur wenige Jahre nach dem Abi können die meisten Mensch lediglich noch drei Prozent von dem, was ihnen in 12/13 Jahren Schule vermittelt wurde.
Persönlich bin ich auch immer wieder erstaunt, wie wenig ich benötige, um das Leben souverän zu meistern.
Was ich nicht weiß oder vergessen habe, eigne ich mir eben wieder an.

Was ALLE Menschen aber zu hundert Prozent brauchen, wie Lesen und Schreiben, lernen sie heute nicht mehr richtig. Für den Alltag reichen minimale Rechenkenntnisse aus.

Wenn der Sinn von Schule aber auch darin liegt, ein breit gefächertes Wissen anzubieten, weil Lernen an sich eine schöne Sache ist und um dem Einzelnen einen Überblick für ein späteres Studium bzw. einen möglichen Beruf zu ermöglichen, dann hat die Schule in ihrer jetzigen Form doch eine gewisse Daseinsberechtigung.

bolle
9 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Wenn in die Prozentrechnung die Kulturtechniken einbezogen werden, die jeder im Leben braucht, besonders das Lesen und Schreiben, dann beherrschen die meisten Menschen ein paar Jahre nach dem Abi sicher mehr als nur 3 Prozent des Schulstoffs.
Ansonsten mögen Sie Recht haben. Vieles ist nur kurzfristig angelerntes Wissen, was aus dem Gedächtnis verschwindet, wenn es nicht mehr gebraucht wird.

Reinhard
9 Jahre zuvor
Antwortet  bolle

Keiner weiß im Voraus, welche 3% nötig sind. Außer dem Nötigen gibt es dann auch noch die schönen Dinge, und auch die sind für jeden anders. Schach? oder Gymnastik? oder Musik? oder Goethe? oder Bilder malen? oder technische Geräte basteln?

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  Reinhard

Habe ich doch bereits alles geschrieben!!???

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Entschuldigung, ist wohl eine kleine Überreaktion.

alexander
9 Jahre zuvor

„Keine Schülerin und kein Schüler sollten heute von der Schule gehen, ohne zu wissen, was Zinsen sind, was Steuern sind, wie eine Lebensversicherung funktioniert und überhaupt welche Versicherungen jeder abgeschlossen haben sollte.“ Einverstanden, aber warum klärt die junge Dame diese ihre Fragen nicht (auch) im Gespräch mit ihren Eltern? Oder haben sich ihre Eltern mit Schuleintritt der jungen Dame aus jeglicher Erziehungsverantwortung verabschiedet?

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  alexander

Entschuldigung, ich möchte ja niemandem zu nahe treten, aber was wir nicht alles von Eltern erwarten!
Das meine ich ganz ernst.

Wer besitzt denn als Erwachsener profunde Kenntnisse im Versicherungs- oder Steuerwesen oder in Geldangelegenheiten einschließlich dem Aktienhandel? Das wird ein verschwindend kleiner Teil sein. Ansonsten wären doch bspw. nicht so viele Leute überversichert oder richtig falsch versichert.

Gleiches gilt für die Steuerklärung. Für abhängig Beschäftigte gibt es Steuervereine, wo ich gegen eine recht günstige Gebühr Mitglied werden kann.
Zudem verweise ich auf die Stiftung Warentest oder die Verbrauchervereine. Schließlich laufen am laufenden Band im Fernsehen Verbrauchersendungen (z.B. WISO im ZDF), die mich gut informieren.

Da sich die Leute ja gerne als „mündige Bürger“ sehen, kann ich von ihnen auch erwarten, dass sie sich SELBSTSTÄBDIG informieren.

Kleine ironische Randbemerkung: Irgendwie müssen doch so „weise“ pädagogische „Innovationen“ wie „Selbstorganisiertes Lernen“ (SOL) oder selbstgesteuertes Lernen einen praktischen Mehrwert besitzen.

Storb
9 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Absolute Zustimmung. Ich verstehe die Debatte auch nicht. Sonst wird doch didaktisch immer behauptet, Wissensvermittlung und Lernen seien INSGESAMT überflüssig. Man müsse im Wesentlichen eine Suchmaschine bedienen können. Und nun beschwert sich jemand, weil sie nicht weiß, was das Wort „Mietkaution“ bedeutet? Oje.

Noch nie war die Klärung von Fragen des Miet- oder Steuerrechts etc. so leicht und billig möglich wie heute. Wenn die Abiturientin vier Sprachen spricht, hat die Schule alles richtig gemacht. Nämlich Dinge gelehrt, die Google nicht lehrt. Zur Sammlung einfacher Informationen dagegen sollte die Dame selbst befähigt sein.

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  Storb

So ist es!!

geli
9 Jahre zuvor

Ebenso wie „die Schulleiterin des Kölner Gymnasiums, das Naina besucht“ finde ich den Tweet der Schülerin „dumm und fahrlässig“. Dass er überhaupt eine Bildungsdebatte großen Stils auslöste und nicht einfach als Unsinn abgetan wurde, ist verwunderlich.
Die Schulleiterin finde ich mutig. Gegenüber RTL eine so klare Meinung zu vertreten, kann leicht ins Auge gehen. Diplomatisches Geschwätz mit möglichst viel Verständnis für den Wunsch der Schülerin hätte sie auf die sichere Seite befördert.

GriasDi
9 Jahre zuvor

Jammert ein Schüler darüber, dass er in der Schule das Autofahren nicht beigebracht bekommt? Wäre das keine so lukrative Einnahmequelle für eine ganze Branche, wären diese Forderungen längst an die Schule gestellt worden. Ansonsten sollen die ach so digitalen Natives das Zeugs doch googeln. Lernen wollen die doch eh nix, man könne ja alles googeln. Hierzu wäre jetzt die Gelegenheit.

GriasDi
9 Jahre zuvor

Ob das mit der Gedicht-Interpretation in 4 Sprachen so stimmt 🙂 Wo doch überall geklagt wird, dass die Schüler nicht mal mehr richtig Deutsch können.

Irene Damitz
9 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Das frage ich mich auch. Gedichtinterpretationen erfordern zusätzlich zur sprachlichen Komponente eigenständiges Denken. Wer alle Informationen serviert bekommen möchte, ist meist nicht in der Lage dazu. Und wer selbstständig ist, klagt nicht über Wissensdefizite, sondern behebt sie in Eigeninitiative.

Soeckchen
9 Jahre zuvor

Je dümmer ein Volk gehalten wird, desto besser ist es regierbar und wenn das Schulmaterial von neoliberalen Denkfabriken (Bertelsmann) stammt, die im Auftrag und Sinne der Wirtschaft handeln, ja was wird wohl unterrichtet und zu welchen Persönlichkeiten werden die Kinder wohl erzogen werden? Zu gehorsamen Biobots, die ungefragt alles schlucken ohne zu hinterfragen.

Eignet Euch selbst Wissen an, sucht im Internet nach alternativen Medien, belest Euch! Vergesst Facebook, Whats App, DSDS, Dschungelkönig, Berlin Tag und Nacht … Schaltet die Fernseher ab! Rennt nicht jedem Modetrend hinterher, starrt nicht ständig auf das dämliche Smartphone, bildet Netzwerke mit realen Menschen.

Ich bin 23 Jahre und habe es auch nur so geschafft und bin heute sogar beruflich selbständig und nicht gerade erfolglos.

ketzer
9 Jahre zuvor
Antwortet  Soeckchen

„Je dümmer ein Volk gehalten wird, desto besser ist es regierbar.“ Absolut richtig! Die Crux ist nur, dass kaum jemand die Aktualität Ihrer Aussage verstehen wird.
Wetten, dass Ihnen in null Komma nichts entgegen gehalten wird, dass Sie ein Verschwörungstheoretiker sind, also ein Spinner, der Gespenster sieht und nicht ernstgenommen werden darf.
Der verbreitete Glaube ist doch, dass es noch nie eine Zeit so voller Aufklärung und Meinungsvielfalt gegeben hat wie die heutige.
„Brot und Spiele“ als Politikinstrument haben die alten Römer schon gekannt. Heute lässt sich damit noch genauso gut regieren wie früher. Mit Hilfe der Medien, die es damals noch nicht gab, wahrscheinlich noch viel besser.

Soeckchen
9 Jahre zuvor
Antwortet  ketzer

Es weiß doch jeder, dass dem so ist. Selbst die Nachdenkseiten haben das schon geschrieben. Die Verschwörungstheoriekeule wird immer dann geschwungen, wenn man nicht mehr weiter weiß. Das kenne ich schon und von daher nehme ich so etwas auch gar nicht weiter ernst.

Zudem ist mir aufgefallen, dass viele junge Menschen (auch in meinem Alter) kaum in der Lage sind, richtig zu „googeln“ und fakt ist auch, dass sich zu informieren und das Smartphone für wirklich wichtige Dinge zu benutzen, ständig da drauf gestarrt und gedaddelt wird. Aber egal. Das ist nicht Thema der Debatte.

Ein Blogger im WWW schreibt in Bezug auf Allgemeinbildung bzw. ganzheitliche Wissensvermittlung: „Über die Rolle von Versicherungen respektive Versicherunskonzernen und ihre Verstrickungen mit dem Bankenwesen ließe sich hervorragend etwas im Sozialkundeunterricht sagen. Für solche Sachen wie Zinsen, Miete, Steuern usw. ist der Mathematikuntericht wie geschaffen. Die Verwendung der Steuern könnte durchaus zum Thema im Politikunterricht werden usw. Darunter muss die Allgemeinbildung gar nicht mal leiden – ganz im Gegenteil sogar! Allgemein gebildet und fit für’s Leben käme dabei raus. Allerdings bedürfte es dazu wirklich aktualisierten, aufeinander abgestimmten Lehrmaterials und einer Entrümpelung der Lehrpläne. Auch wäre eine enge und fachübergreifende Kooperation der Lehrkräfte untereinander unverzichtbar […] Das Ergebnis einer Schule mit solchen Bildungsinhalten wäre dann der mündige Bürger. Aber vielleicht ist ja gerade das der springende Punkt. Denn der mündige Bürger mischt sich ein; er ist unbequem weil er mitdenkt und sich eben NICHT beliebig führen lässt. Das will ja keiner! Da sind konsumierende und nicht denkende Untertanen doch viel bequemer: Bildungs- oder Verblödungsauftrag der Schulen? Wer hat diesen Auftrag vergeben und wer profitiert davon?“ (Quelle: http://quergedacht20.square7.ch/?p=9100)

dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  Soeckchen

So blöd ist die Bildungsdebatte nicht – nur wie im Kommentar bereits angesprochen, sie ist zu flach.

Seit mindestens zwei Jahrzehnten ist zu beobachten, dass bestimmte, wirtschaftsnahe Kreise die „Bildungsinhalte“ in Richtung wirtschaftlich verwertbarer Kompetenzen verschieben. Schule soll die Schüler besser auf eine reibungslose Anschlussverwendung in den Betrieben vorbereiten.

Dass die Rolle der Jugendlichen aber nicht nur im Anbieten ihrer Arbeitsleistung (human ressources) besteht sondern sie als Konsumenten ein bedeutender Faktor des wirtschaftlichen Lebens sind, soll ihnen durch Schule nicht all zu bewusst gemacht werden. Dumme Verbraucher lassen sich nämlich leichter manipulieren. Deshalb soll eben auch die Befähigung zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht all zu sehr im Vordergrund stehen. Junge Erwachsene die von der Schule zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben befähigt worden sind, und ihre Rolle als Bürger annehmen, sind als Wahlbürger eher unangenehm.

Auf der anderen seite Stellt sich die Frage, ob zukünftige Schüler in der Schule ein komplettes Leben exemplarisch durchleben müssen, um dann nach ihrer „Wiedergebur“ – dem Abitur (nicht zu verwechseln mit Abortus), dem „Weggehen von der Schule“ – dann das „real life“ durchstehen können

Soeckchen
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Kommt noch hinzu, dass die Lehrer teilweise selbst in prekären Situationen leben (befristete Stelle, nicht verbeamtet etc.). Die rattern den Lehrstoff herunter, sind unter Zeitdruck und hinterfragen selbst nichts. Das heutige Schulsystem ist soviel ich weiss in der Hitler-Zeit entstanden, in der es ebenfalls galt, willenlose, nicht hinterfragende Zombies heranzuzüchten. Doch ganz davon abgesehen, kann man aber auch mal selbst seinen Kopf anstrengen, indem man sich auf eigene Faust über die wirklich wichtigen Dinge informiert. Zu fast jedem Thema gibt es im Internet ein Forum und da einfach seine Fragen stellen, ist nicht schwierig und sich von Älteren Ratschläge annehmen, kann nie verkehrt sein. Das setzt aber voraus, dass man auch bereit ist, sich mit Älteren zu unterhalten, auch wenn diese nicht über den neuesten Modetrend informiert sind, dafür aber gewisse Tricks und Kniffe im Leben kennen. Man kann auch mal den Lehrer seines Vertrauens in der Pause oder nach der Schule fragen. <- Das nur mal so als kleiner Tipp am Rande.

dickebank
9 Jahre zuvor

Zitat: Das heutige Schulsystem ist soviel ich weiss in der Hitler-Zeit entstanden …

Wenn Sie sich da ‚mal nicht irren. Das Schulsystem ist auf die Forderungen von von Humboldt zurückzuführen, der eine elementare Schulbildung für alle gefordert hat. Diese wurde durch die Schulpflicht erst möglich.

Die Entwicklung des Schulsystems bis in die Weimarer Zeit wurde viel mehr durch die Nazis konterkarriert. Vile reformpädagogische Ansätze, auf die sich unser derzeitiges Schulsystem bezieht, sind vor allem in der Zeit vor den Nationalsozialisten entwickelt worden. Diese Reformbestrebungen sind allerdings von der NSDAP und ihrer Reichsjugendleitung auf’s Schärfste bekämpft worden.

Lehrer – selbst wenn sie über Zeitverträge beschäftigt werden – leben bei weitem nicht in prekären Verhältnissen, da ist selbst E11 TV-L weit von entfernt, zumal tarifbeschäftigte Lehrkräfte Anspruch auf Leistungen der Arbeitsagentur haben, an die sie ja auch Beiträge abgeführt haben.

Der Zeitdruck, den Sie erwähnten, ist auch keine Folge der NS-Zeit sondern vielmehr der Tatsache geschuldet, dass die Forderungen der Moderne nach Vergleichbarkeit von Bildung, ideren Erfolge n unzähligen Rankings gelistet wird, eine Schimäre ist. Wenn der Begriff Schule ethymologisch auf den altgriechischen Begriff für Muße zurückführen lässt, dann sind die derzeitigen Bildungsbestrebungen eben das genaue Gegenteil von Muße. Es geht nicht mehr um das Bildungsangebot und das exemplarisch vermittelte Wissen über bestimmte Inhalte, es geht nur noch um das Abhaken dessen, was von Außenstehenden als verbindlicher Bildungskanon realitätsfern festgesetzt worden ist.

Wer die Kernrichtlinien für die einzelnen Fächer nicht entsprechend umsetzt, wer vorgeschriebene Inhalte nicht in der dafür vorgesehenen Zeit an die Schülerschaft weiterreicht, macht sich rechtlich angreifbar. Folglich werden Curricula zu Checklisten, die abgehakt werden, damit sich im Nachgang keiner beschweren kann, er habe vor den Abiturprüfungen bestimmte, vorgegebene Unterrichtsinhalte nicht ausreichend vermittelt bekommen.

Sie sehen den Widerspruch – Neoliberalismus und Nationalsozialismus vertragen sich nicht im Entferntesten. Folglich ist ihre Prämisse, dass ds derzeitige Schulsystem auf die NS-Zeit zurückzuführen sei, grundfalsch.

Soeckchen
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass der Zeitdruck eine Folge der NS-Zeit ist.

Fakt ist eins – und das weiss ich von Älteren und von meinen Eltern -, dass das DDR-Schulsystem (POS, EOS, Studium) besser war als das heutige.

Was Neoliberalismus und Nationalsozialismus betrifft: Ich habe nur gesagt, dass man seit der Hitlerzeit versucht, konsumorientierte, willenlose Untertanen zu züchten und der Neoliberalismus lebt von einer dumm gehaltenen Bevölkerung. Wir haben eine Welt voller Systemzombies und Fachidioten ohne Allgemeinbildung.

Die heutige Schule züchtet „Auswendiglerner“. Die Allgemeinbildung und auch das Zwischenmenschliche sowie die natürliche Neugier bleiben auf der Strecke. Wenn sich bei mir jemand als Grafiker/Designer bewirbt, ist es mir egal, welche Noten er/sie hat. Mir ist auch egal, ob der/diejenige Meister des Fachs ist. Wenn ich merke, dass da nur eine menschliche Maschine zu Gange ist, die nichts anderes kann, als nur stu Anweisungen zu folgen, dann hat alles keinen Zweck und ich muss die Zusammenarbeit beenden. Ich möchte mich mit intelligenten Menschen unterhalten und mit ihnen zusammenarbeiten und nicht mit Fachidioten, die vom Leben keine Ahnung haben. Wenn jemand meinetwegen als Physikprofessor gut ist, heisst das noch lange nicht, dass er auch als Mensch okay ist. Die Schule sollte wieder viel mehr Wert auf Allgemeinbildung und das Wecken der natürlichen Neugier legen und nicht auf Leistungskurse und das züchten von Fachidioten. Aber allseits gebildete Menschen sind nicht gewollt, da diese unabhängiger sind als andere, da diese eher hinterfragen und Alternativen sehen. Doch das wird mit allen Mitteln verhindert, weil man Untertanen will und keine freien Menschen. Von der sozialen Herkunft in Bezug auf Schule möchte ich gar nicht sprechen.

Das heutige Schulsystem ist eines aus der Zeit der Postkutschen und gehört schnellstens durch ein anderes und besseres ersetzt.

dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  Soeckchen

Wo habe ich etwas von Zeitdruck geschrieben? Ich habe hier die Begriffsverschiebung „Bildung“ – weg vom humboldt’schen Ideal hin zu einer Kompetenzorientierung, die sich an wirtschaftlichen Zielen ausrichtet, kurz angerissen. Das Schulsystem wird immer im Postkutschenalter bleiben, da Lernen eben Ruhe und Muße braucht. – Den Nürnberger Trichter gibt es de facto nicht.

Das im „doofen Rest“ alles Besser war, ist ohnehin bekannt …
Das MfS war auch nicht besser oder schlechter aufgestellt als die GeStaPo.

Es ist wie mit dem Disput zweier grüner Fundis, sagt der eine doch, dass im Dritten Reich auch nicht alles schlecht gewesen sei. Antwortet der andere, ja nur das mit den Autobahnen hätten die Nationalsozialisten nicht machen sollen.

Soeckchen
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Jetzt wird’s einfach zu blöd. Was ist an einer Schule verkehrt, die ALLGEMEINBILDUNG vermittelt, satt Leistungskurse und Auswendiglernen? Ich verweise nochmals auf diesen Artikel: http://quergedacht20.square7.ch/?p=9100

Warum habt Ihr Wessis eigentlich soviel Angst vor Veränderung und warum haltet Ihr an einem Schulsystem fest, das völlig überholt ist?

Ich bin auch erst 23 und kenne kein anderes, aber mir war schon immer klar, dass dieses Schulsystem einfach keins ist. Wie dem auch sei: Ich jedenfalls stelle niemanden ein, der nur auswendig gelernt hat und auch keine Wessis, weil die mir viel zu konventionell und unflexibel im Denken sind.

Storb
9 Jahre zuvor
Antwortet  Soeckchen

Lach. Sie haben viele Klischees im Kopf – vor allem für jemanden, der erst 23 ist und sich für einen Freund flexiblen Denkens hält.

Nun, Sie können natürlich machen, was Sie möchten. Allerdings sollten Sie sich auf Ihr fehlendes Wissen nicht allzuviel einbilden. Es ist zwar verständlich, dass jemand, der glaubt, die deutsche Schule komme aus dem Nationalsozialismus, auch glaubt, Wissen zu erwerben sei schädlich. Verständlich schon aus Selbstschutz. Aber es ist natürlich auch durchschaubar.

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  Soeckchen

Ich empfehle dringend, dieses Buch zu lesen:

Karin Jäckel: Störfall Schule. Beltz 2010

Wie Sie das DDR-Schulsystem so bejubeln können, ist mir schleierhaft.

Mit jetzt 23 Jahren sind Sie nach dem Mauerfall geboren worden. Selbst erlebt haben Sie das Unrechtsregime DDR nicht, aber hier ganz große Töne spucken!!
Mir scheint, Ihnen fehlt ganz viel Allgemeinbildung!!

drd
9 Jahre zuvor

Abi für alle. Bildung für niemanden.

ketzer
9 Jahre zuvor

@Soeckchen
Den von Ihnen empfohlenen Artikel habe ich gelesen und finde ihn gut (siehe Link vom 20. Januar 2015 um 11:10).
Ihr Loblied auf das Schulsystem der DDR kann ich allerdings nicht nachvollziehen.
Dass die DDR-Bürger unter ihrem Regime eine erstaunliche Geistesfreiheit gepflegt haben trotz ständiger Gehirnwäsche durch Obrigkeit und Medien, wird allmählich deutlich. Im Gegensatz zu uns saturierten, freiwillig gläubigen Westdeutschen haben sie alle möglichen „verbotenen“ Kanäle benutzt, um an möglichst ungefärbte Nachrichten und Kommentare heranzukommen, was durch das noch fehlende Internet nicht so einfach war.
Insofern kann ich Ihren Kommentar vom 16. Januar 2015 um 12:54 gut verstehen und teile Ihre Meinung.
Aber was hat das mit dem DDR-Schulwesen und der Behauptung, dass es angeblich mehr Allgemeinwissen vermittelte, zu tun?

Soeckchen
9 Jahre zuvor
Antwortet  ketzer

Etwas sehr lange, aber da mal richtig zuhören: https://www.youtube.com/watch?v=yO6l9gSTH24

Irene Damitz
9 Jahre zuvor

Satire- Kommentar zu @naina-blabla
@naiva-blabla 20.1.2015

Hallo Leute, hier bin ich, huhu. Ich bin fast 20 und total sauer, dass ich in der Schule nichts, aber auch gar nichts fürs Leben lerne.
Ich kann in 4 Sprachen eine Gedichtanalyse verfassen – jedenfalls wenn meine Nachhilfelehrerin mir sagt, was ich schreiben soll. Aber was wirklich wichtig ist fürs Leben, lernt man nicht auf dem Gymmi. Zum Beispiel Bratkartoffeln machen. Das fängt schon beim Kartoffelschälen an. Ich weiß einfach nicht wie das geht. Und dann weiß ich auch nicht was als nächstes kommt, damit richtige Bratkartoffeln aus den harten Dingern werden. Als ich noch zu Hause gewohnt hab, hat Mami so was immer für mich gemacht, keine Ahnung wie. Zum Zugucken hatte ich einfach nicht die Zeit. Ich hatte zu viel zu tun mit Twitter und Facebook und Computerspielen und so. Und ich musste jeden Nachmittag mit meinen Nachhilfelehrern so nutzlose Dinge wie Gedichtanalysen und Mathe machen, damit ich bloß das Abi schaffe. Das versuche ich jetzt schon zum 3. Mal. Papi hat gesagt, das darf ich nur, weil er da was geregelt hat mit irgendeinem hohen Tier und dass ich diese Chance nutzen soll.
Was für eine Chance denn, wenn man doch in der Schule gar nichts Vernünftiges lernt?
Mami findet zwar auch, dass kein Mensch Gedichtanalysen braucht, aber sie macht sich dauernd Sorgen, weil ich angeblich Bildungslücken habe und damit vielleicht später im Leben mal Probleme kriege. Das kann ich mir nicht vorstellen, ich komme doch prima klar bis auf das Problem mit den Bratkartoffeln. Aber Mami hat gesagt, sie bezahlt lieber jetzt die Nachhilfe als später mein Hartz IV. Als ob es jemals dazu kommen würde! Papi wird mir schon eine gute Stelle besorgen, bei der man nicht so viel Stress hat und das Handy immer an lassen darf. Aber wenn es Mami beruhigt, kann sie von mir aus trotzdem die Nachhilfelehrer bezahlen.
Mamis Sonnenstudio wirft ja auch genug Kohle ab, und Papi ist Politiker, da hat er immer viele Spendengelder auf dem Konto von den Leuten, die sich bei Mami im Sonnenstudio zu irgendwelchen wichtigen Gesprächen treffen. Ich will später nicht so einen Beruf haben wie Papi . Der hat immer so viele Foto-Termine bei der Zeitung und sagt, er kommt sonst zu gar nichts. Mamis Job würde mir schon eher gefallen, denn sie muss nicht so oft ins Sonnenstudio, weil Papi da mit den wichtigen Spenden-Leuten allein sein will. Mami muss sie nur zum Essengehen abholen und schicke Klamotten anhaben, um einen guten Eindruck zu machen. Für Mamis Arbeit braucht man kein Abitur. Wieso soll ich das dann machen? Schule ist so langweilig, weil man da nichts Wichtiges lernt.
Da bringt auch Nachhilfe nichts, und ich hab ehrlich keinen Bock mehr auf diese Studenten, die nur versuchen, einem den gleichen Quatsch einzutrichtern, der mich in der Schule schon nicht interessiert. Mami fand anfangs, dass ich mich mehr bemühen sollte, aber mittlerweile hat sie eingesehen, dass Schulwissen überflüssig ist. Aber sie meint, dass Papi das vielleicht mit meinem Abi doch noch irgendwie deichseln kann. Deshalb durfte ich nur ausziehen, wenn ich weiter in die doofe Schule gehe. Das habe ich versprochen, auch wenn ich gar nicht weiß, was ich da soll.
Mami hat sich so gefreut über meine Einsicht und gemeint, dass ich jetzt wirklich die Reife einer Erwachsenen habe! Deshalb hat sie mir auch gleich eine eigene Wohnung gesucht. Ich konnte das natürlich nicht selbst, denn in der Schule habe ich das nie gelernt. Auch Renovieren kam in keinem Fach dran, deshalb hat Mami eine Firma beauftragt. Zum Geburtstag hab ich von Mami die Wohnungseinrichtung und von Papi den kleineren Mercedes gekriegt. Der hat einen eingebauten Navi, der mir beweist, dass unser Erdkundelehrer im Unrecht ist, wenn er uns mit seinen Landkarten piesackt. Die braucht man nie. Mit Navi muss man gar nicht wissen, wo eine Stadt liegt, man kommt trotzdem problemlos hin. Außerdem habe ich zum Geburtstag noch 2x wöchentlich die Putzfrau aus Mamis Sonnenstudio gekriegt, denn Saubermachen haben wir in der Schule auch nie gelernt. Woher sollte ich das also können? Mami holt immer dienstags meine Wäsche ab und bringt sie freitags wieder, damit mein Schrank am Wochenende voll ist, wenn ich eine Party schmeißen oder in die Disco will.
In der Disco hab ich auch Kevin kennen gelernt. Er ist sooo süß!!! Wie gut, dass ich meine eigene Wohnung habe. Kevin wohnt jetzt bei mir, das findet er praktisch, und ich auch. Dass ich in seinen Armen meistens den 1. Block und manchmal auch alle Stunden in der Schule verschlafe, ist doch wohl normal. Wozu gibt es Nachhilfelehrer? Die werden doch dafür bezahlt, dass sie meine Hausaufgaben machen, Gedichtanalysen und solchen Kram. Mit diesen Hausaufgaben komme ich in der Schule ganz gut durch und brauche mich im Unterricht nicht mehr zu melden, weil die Lehrer finden, dass ich immerhin fleißig bin, auch wenn ich in den Stunden nicht so gut mitkomme . So ist Schule gar nicht mal so schlimm.
Aber was ich schlimm finde, richtig schlimm sogar, ist, dass man in der Schule nicht lernt wie man Bratkartoffeln macht. Dafür würde ich sogar einen Tag zum 1. Block hingehen. Bratkartoffeln sind nämlich Kevins Lieblingsgericht. Und nach 2 Wochen hat er schon gemerkt, dass die Bratkartoffeln, die ich ihm immer gegeben habe, gar nicht von mir waren. Wie blöd von Mami, dass sie mir diese 10-Liter-Box in die Kühltruhe stellen musste – und das noch mit Aufkleber wo das Datum draufsteht! Dieses Riesending konnte Kevin natürlich nicht übersehen, obwohl ich es schon unter den anderen Tupperdosen von Mami versteckt hatte. Ich verstehe auch gar nicht, wieso Mami nicht jeden Tag mit einer frischen Portion Bratkartoffeln vorbeikommen kann wenn Kevin weg ist und das nicht mitkriegt. Aber sie sagt, Kevins Ausgehzeiten sind ihr zu unregelmäßig, sie muss ihre Tage planen wegen der vielen Friseur- und Maniküre-Termine. Und jetzt bin ich sooo unglücklich!!! Kevin sagt, wenn ich ihn wirklich lieben würde, würde ich ihm selbst seine Bratkartoffeln machen. Ich will ja, aber ich weiß doch nicht wie! Daran ist nur die Schule Schuld.
Dabei fände ich Schule ehrlich cool, wenn man da was lernen würde, das man im Leben wirklich braucht. Wie man Babys wickelt zum Beispiel. Bald ist es bei mir nämlich so weit. Wie ich überhaupt schwanger werden konnte, weiß ich allerdings nicht. In Bio hatten wir zwar Aufklärung, aber die doofe Lehrerin hat nur gesagt, dass man die Pille regelmäßig einnehmen muss. Hab ich auch gemacht, jeden 3. Tag, ganz regelmäßig. Und jetzt haben wir den Salat.
Soviel zu Bio. Und Mathe, wozu braucht man überhaupt Mathe? Meinen Kontostand kann ich immer am Geldautomaten ablesen, und wenn das Geld alle ist, gehe ich zu Mami, damit sie mir noch welches gibt. Mami bezahlt auch die Miete für meine Wohnung, ich weiß gar nicht, was die überhaupt kostet. Warum sollte ich da rechnen können? Steuererklärung kann ich auch nicht, aber die werde ich sicherlich nie machen müssen. Selbst Papi sagt, dass er seine Steuererklärung wegen den ganzen Spenden lieber in fachkundige Hände gibt , und was Papi nicht kann, brauche ich erst recht nicht zu lernen. Kevin hat ebenfalls noch nie eine Steuererklärung gemacht, er findet so was zu langweilig. Er will sich auch nicht dauernd Steuern abknöpfen lassen, deshalb bewirbt er sich gar nicht erst um einen Job.
Ich und Kevin, wir verstehen uns richtig super. Wir mögen die gleichen Videos, haben den gleichen Musikgeschmack, und wir rauchen die gleiche Zigarettenmarke. Kevin guckt sogar jeden Abend mit mir Soaps. Er spielt zwar andere Computerspiele als ich, aber sonst sind wir eigentlich immer einer Meinung. Kevin möchte gern, dass ich das Abi sausen lasse und ganz zu Hause bleibe, denn genau wie ich findet er, dass Schule reine Zeitverschwendung ist und man die doofen Fächer gar nicht braucht.
Chemie zum Beispiel. Ich hasse Chemie. Immer irgendwelche blöden Formeln, von denen keiner weiß, wozu sie gut sind. Warum lernen wir nicht mal was Vernünftiges, zum Beispiel wie man gute Cocktails mischt oder ob man besser Flüssigwaschmittel oder Tabs in den Wäschetrockner tut. Wenn ich das gelernt hätte, bräuchte Mami nicht immer die Wäsche zu machen, jetzt ja auch für Kevin mit und bald noch für das Baby.
Oder Deutsch, Englisch, Französisch, Latein. Englisch sehe ich ja noch zum Teil ein, schließlich will man doch mal einen Songtext verstehen. Aber auf Französisch gibt es kaum Hits, und auf Latein habe ich noch nie einen gehört. Wenn man eine dieser Sprachen brauchen sollte, hat man dafür ein Übersetzungsprogramm auf dem PC. Von allen Sprachen ist Deutsch ja wohl das überflüssigste Fach. Ich kann doch Deutsch, ich spreche es jeden Tag. Der Deutschunterricht ist sowieso total veraltet. Da muss man noch mit der Hand irgendwelche Texte schreiben, und man soll Fehler korrigieren! Die tun in der Schule so als ob es keine Handys gäbe, deshalb müssen sie im Unterricht wohl auch aus bleiben. Die Lehrer halten uns Schüler wohl für so dämlich, dass wir diesen Trick nicht durchschauen. Ich verstehe ehrlich nicht, warum die Lehrer immer alles so kompliziert machen müssen, wenn es in Wirklichkeit ganz einfach ist: Eine sms oder whats-app kriege ich locker mit einem Finger hin, und man braucht die Wörter nur anzufangen, dann schreibt das Handy von ganz allein weiter. Es gibt ja auch noch die Aufnahmetaste, so dass man nur reden muss, und hinterher ist trotzdem ein Text da. Wofür habe ich dann Deutsch in der Schule? Die anderen aus dem Deutschkurs sagen, dass Rechtschreibung und Grammatik ganz egal sind, wenn man versteht, was gemeint ist. Das finde ich auch. Es kommt doch auf die Kommunikationsfähigkeit an, und die habe ich ganz bestimmt, überdurchschnittlich sogar. Jedenfalls sagt Kevin das, wenn er genervt ist, dass ich schon wieder 6 Stunden am Tag mit meinen Freundinnen telefoniere und keine Zeit habe, mich um ihn zu kümmern.
Aber irgendwo muss man ja seine Informationen für das Leben herkriegen, z.B. welches die angesagtesten Klamottenläden sind und welche Nagellackfarbe gerade in ist. Nagellackfarben, das wäre wenigstens was Vernünftiges als Unterrichtsstoff in der Schule, zum Beispiel in Kunst. Kunst könnte einen direkt weiter bringen im individuellen Selbstausdruck, wenn wir mal so was Kreatives wie Nailart machen würden mit der richtigen Nagellackfarbe und diesen coolen Totenkopf-Aufklebern, die jetzt alle haben.
Und in Musik könnten wir zur Abwechslung mal unsere eigenen CDs mitbringen. Wenn das jeder im Kurs machen dürfte, hätte man ein Schuljahr ruckzuck mit Musikhören rum, man bräuchte keine Hieroglüh-Dinger von Noten zu lernen und hätte lebenswichtige Infos, in welcher Disco eigentlich welche Gruppen gespielt werden. Da könnte man glatt abends mal mit dem Kurs hingehen statt sich frühmorgens aus dem Bett zu quälen, nur um in einem öden Musikraum zu sitzen und das langweilige Orchester-Lied von Beethoven zu hören. Es heißt zwar „Aus der neuen Welt“, aber in Wirklichkeit ist es gar nicht neu. Beethovens Lieder sind eher was für meine Oma, die mag Hits der 60ger Jahre. Ich persönlich bin nämlich wirklich an musikalischer Bildung interessiert. Dafür höre ich am liebsten Radio FFN, da lernt man was im Gegensatz zur Schule. Man kriegt klar gesagt, was hipp ist, und die gleichen Lieder spielen sie so oft, dass man sie sogar irgendwann mitsingen kann. Zum Beispiel unter der Dusche, ohne Zwang und so. Auch wenn Kevin sagt, dass ich nie einen Ton treffe und mein Gesang scheußlich klingt, macht mir das trotzdem Spaß.
Spaß, phhh. Spaß macht Schule schon lange nicht mehr. In der Grundschule, da war das noch anders. Da gab es eine Kuschel-Ecke mit Lösungsheften wo man nachgucken konnte. Ich hab mich da immer heimlich hingeschlichen bevor ich die Aufgaben überhaupt gelesen hatte. Deshalb war ich immer als Erste fertig und hab die Empfehlung für das Gymnasium gekriegt. Papi war sehr stolz auf mich und hat gemeint, dass Eigeninitiative eben belohnt wird.
In der 5. und 6. Klasse auf dem Gymmi wurde das Leben schon härter. Es gab zwar noch Lösungshefte, aber nicht in allen Fächern, und die Kuschel-Ecke war auch abgeschafft. Ab der 7. Klasse hörten dann auch noch die Lösungshefte auf. Das war so Scheiße! Da musste man höllisch aufpassen, dass man am richtigen Gruppentisch saß, damit man jemanden hatte, von dem man abschreiben konnte. Außerdem musste ich jeden Tag eine Menge Kaugummis für die anderen am Tisch mitbringen. Papi hat mir dafür natürlich das Taschengeld erhöht und nicht mal gemeckert. Er hat nur mit den Achseln gezuckt und gesagt, dass Bildung eben was kostet.
In der Oberstufe hörte das mit den Gruppentischen auch noch auf, und ich bin sitzen geblieben als Papi auf Dienstreise war und nichts dagegen unternehmen konnte. Danach hat Mami die ganzen Nachhilfelehrer ins Haus geholt, weil Papi gesagt hat, dass er nicht mehr so viel ans Ministerium und an die Schule spenden kann wie früher, damit ich versetzt werde.
Was mich an Schule voll nervt, ist, dass die Lehrer von uns Faktenwissen verlangen und das auch noch abfragen. Das hat doch gar nichts mit dem richtigen Leben zu tun. Man kann schließlich alles googeln. Na ja, das meiste jedenfalls. Leider nicht alles. Zum Beispiel steht im Internet nicht, welche Glühbirne mit wie viel Volt in die Lichtleiste unserer Wohnzimmerschrankwand passt, wo man eine neue herkriegt oder wie man die wechselt. In Physik haben wir das auch nie gehabt. OK, der Lehrer kennt natürlich unsere Schrankwand nicht, aber trotzdem hätte er uns ja mal Glühbirnenwechseln beibringen können. Zum Glück wusste Papi wie das geht und hat uns eine neue eingebaut. Kevin wollte schon die ganze Schrankwand wegschmeißen, wenn wir dafür keine Glühbirne finden können. Aber wer weiß wann Papi uns eine neue Schrankwand besorgt hätte, das hätte glatt eine ganze Woche dauern können. Und dann hätten wir so lange nicht fernsehen können, denn in der Schrankwand sind diese ganzen Kabel vom Fernseher zum DVD-Player, zur Stereo- Anlage und den Boxen und zu den Computern. Wenn die mal ab sind, kriegt man die die nie wieder dran. Da kennt sich doch kein Mensch aus. Und warum nicht? Weil wir das in der Schule eben nicht gelernt haben.
Papi hat für unsere Meinung über Schule ja nicht so viel Verständnis wie Mami. Er hat neulich was von Anspruchshaltung und Bedientwerdenwollen gemurmelt, von Unselbstständigkeit und Selbstbezogenheit. Keine Ahnung was er damit meinte, mit mir und Kevin kann das jedenfalls nichts zu tun haben. Dann hat er gesagt, dass wir uns auch selber mal was angucken könnten und austüfteln wie das geht. Das hat er bestimmt nur gesagt, weil er schlechte Laune hatte wegen der Glühbirne oder weil er irgendeine Spende nicht gekriegt hat . Woher sollen Kevin und ich denn wissen wie man was austüftelt? Das haben wir in der Schule schließlich nie gelernt.
Huhu, Leute, glaubt ihr es jetzt? Man lernt in der Schule nichts fürs Leben. Nicht mal wie man Bratkartoffeln macht.

geli
9 Jahre zuvor
Antwortet  Irene Damitz

Prima geschrieben, habe mächtig geschmunzelt.

Laura
9 Jahre zuvor
Antwortet  geli

Dem Kompliment schließe ich mich gern an.
Eine wichtige Frage: Warum ist es so schlimm, dass Kevin gemerkt hat, dass die Bratkartoffeln nicht von dir, sondern von Mami gemacht waren? Ich stelle mir vor, dass es deinem süßen Freund egal ist, woher etwas stammt, Hauptsache er kriegt es in den Rachen geschoben und braucht selbst nichts dafür zu tun.

Irene Damitz
9 Jahre zuvor
Antwortet  Laura

Kevin ist nicht für faul und arbeitsscheu, er hat auch noch den Anspruch, dass er g e r n von anderen bedient wird. Er erpresst seine Freundin Iva, von deren Eltern er seinen Unterhalt bezieht, auch noch mit der Forderung, dass sie ihm selbst die Bratkartoffeln macht, wenn sie ihn liebt. LG Irene

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  Irene Damitz

Wenn Sie den Text jetzt noch komplett ohne dieses unverbindliche und nichtssagende „man“ schreiben, dann kann ich ihn auch noch mit Freude lesen.
Wie ist das noch mal mit Wortwiederholungen? Klar, Texte hören sich langweilig an. Außerdem fehlt die Genauigkeit. Wer ist denn mit „man“ gemeint??
Ganz schlimm ist es, wenn Sie sich meinen, aber „man“ schreiben!!

Ach ja, so etwas wird den Schülern in der Schule schon lange nicht mehr vermittelt, ist doch das Lieblingswort vieler Lehrer, na? Natürlich „man“.

Ich komme komplett ohne „man“ aus, und beweise damit, dass es geht!!!

Komisch, diese Verunstaltung unserer Sprache in Wort und Schrift stört offensichtlich niemanden.

geli
9 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Im Prinzip gebe ich Ihnen Recht, aber hier passt das „man“, weil Irene ja ein Kind des Zeitgeistes ist und da bedeutet „man“ eben „ich“.

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  geli

Klar, inzwischen können viele Leute zwischen „man“ und „ich“ nicht mehr unterscheiden.
Das wird immer dann sehr deutlich, wenn sie über sich in der „man“- Form erzählen.
Gut, manchmal sagen Leute „man“, weil sie damit zum Ausdruck bringen, sich aus verschiedenen Gründen von einem Sachverhalt zu distanzieren.
Allerdings verstecken sich die Leute auch oft hinter „man“, weil ihnen der richtige Begriff nicht einfällt, und sie evtl. nicht über die Sprachkompetenz verfügen, z.B. Passivformen zu benutzen.
Das ärgert mich nicht nur im schulischen Raum, sondern besonders auch im Journalismus!!

Wen wundert’s, wenn bereits Kleinkinder so reden, weil sie es von ihren Eltern nicht anders kennen.

Für mich wird „man“ niemals „ich“ bedeuten. Da hilft auch keine noch so trickreiche Erklärung.

Beim Psychologen werden die Patienten übrigens höflich gebeten, „ich“ zu sagen, wenn sie von sich reden.

Jedenfalls wurde ich in der Schulle immer angehalten, mich präzise auszudrücken. Sätze wie: „Ross und Reiter nennen“ oder „Wen oder was meinst du?“ sind da recht hilfreich.

Irene Damitz
9 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

In dem Text spreche nicht ich als Autorin, sondern es spricht die von mir erfundene Iva, die offensichtlich naiv (s. Titel), faul, ungebildet ist und sich auch nicht gerade gewählt ausdrücken kann. Deshalb gibt es die vielen Wiederholungen, Flüche und den schlechten Stil (z.B. mit „man“). Sie benutzt auch „wegen“ mit nachfolgendem Dativ statt Genitiv, lässt viele Sätze unvollständig und sagt „die ganzen“ statt „viele“.
Im Sprachenunterricht ist daher die Unterscheidung zwischen „Autor“ als realer Person außerhalb der Geschichte und „Erzähler“ als fiktiver, zur Geschichte gehörender Person ein Thema.
Iva hat in der Schule nicht viel mitbekommen, sonst wüsste sie, dass Glühbirnen in Watt gemessen werden (nicht Volt), und sie wüsste, dass die Musik, die sie gerade im Unterricht durchnimmt, eine Sinfonie von Dvorak ist (nicht Beethoven, auch nicht Hit der 60er Jahre). Iva weiß nicht einmal, dass es keine Hits auf Latein geben kann, weil es eine alte Sprache ist.

Dass dieser Text böse ironisch ist, habt ihr alle gemerkt. Er kritisiert die Anspruchshaltung, dass Schule für alles zu sorgen hat, damit Jugendliche lebensfähig sind. Er zeigt auch, dass Eltern, die ihren Kindern jede kleine Mühe abnehmen, letztendlich Schmarotzer heranziehen, die völlig lebensuntüchtig sind und sich nur bedienen lassen, das aber nicht mal merken, sondern mit noch überzogeneren Ansprüchen reagieren.
Schule versucht generell, jungen Menschen zum selbstständigen Arbeiten und Denken zu erziehen, (fast) egal, um welchen Stoff es sich handelt. da geht es auch um die Ausdauer, etwas Neues ohne Hilfe auszutüfteln. Schule versucht auch, kulturelle Inhalte zu vermitteln und Anregungen zu individuellem Selbstausdruck zu geben. Dafür müssen Schüler/innen diese Angebote aber auch annehmen und überhaupt bereit sein, selbst aktiv zu werden, statt sich passiv bedienen zu lassen. Was schätzt ihr: Wieviel Zeit verbringen Jugendliche unter dem Einfluss der Schule im Verhältnis zu der Zeit unter dem Einfluss ihrer Eltern? Wer (Eltern, Schule) ist für welchen Prozentsatz an Lebenstüchtigkeit verantwortlich, und wieviel Selbstverantwortung ist für Jugendliche angemessen? Ist es angemessen, zu erwarten, dass Schule (oder überhaupt irgend jemand) einem jungen Menschen a l l e s vermittelt, was im Leben gebraucht wird?
LG an alle Leser/innen

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  Irene Damitz

@Irene Damitz
Vielen Dank für die Erläuterung.

Was ich zu „man“ ausgeführt habe, bezieht sich ja nicht nur auf IHREN Kommentar.

Irene Damitz
9 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

In der Sache gebe ich dir absolut Recht!!! „Man“ ist unverbindlich und ein Hintertürchen, sich nicht fest zu legen. ich bin begeistert, dass du anders kommunizierst! LG ID

Irene Damitz
9 Jahre zuvor

Kommentare von anderen: Aber gern

Reni
9 Jahre zuvor
Antwortet  Irene Damitz

Ihr Satire-Kommentar ist köstlich und trifft den Nagel auf den Kopf. Herzlichen Dank dafür!
Vor einiger Zeit wurde hier ein Artikel empfohlen, der mir auch aus dem Herzen sprach. Er dürfte Ihnen gefallen:
http://www.zeit.de/1998/41/199841.verwoehnen_3_.xml

Irene Damitz
9 Jahre zuvor
Antwortet  Reni

danke für den Tipp, werde gleich mal lesen. LG ID

Irene Damitz
9 Jahre zuvor
Antwortet  Reni

Super-Artikel!!! Es stimmt wirklich: Verwöhnen ist für Eltern viel bequemer als Auseinandersetzung und gleichzeitig eine Entwicklungshemmung für die Kinder. Spätere Konflikte werden vorprogrammiert, auf jeden Fall die des Kindes in der Gesellschaft. Ohne Menschen mit Selbstverantwortung kann unsere Demokratie nicht funktionieren. Dann haben selbst ernannte „Führer“ leichtes Spiel.

Milch der frommen Denkungsart
9 Jahre zuvor

Sie sprechen mir aus dem Herzen

Soeckchen
9 Jahre zuvor
Maximilian S.
8 Jahre zuvor

Bildungsdebatte… lach

Diesen „Tweet“ kenne ich schon seit Jahren in den verschiedensten Formen. Nur, weil jetzt eine Schülerin das ganze in einem sozialen Netzwerk postet, gibt es jetzt in allen Medien einen Aufschrei?

Das witzige ist ja, dass die Schülerin in einem Videobericht sagt, es sei gut, dass diese Diskussion jetzt mal Platz finde. Na super – betrachten wir doch mal den Inhalt des Tweets: „Ich bin fast 18 und hab[e] keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. […] Gedichtsanalyse […]“.

Mal abgesehen vom ersten Teil, zu dem ich gleich komme, findet sich da schon etwas: „Gedichtsanalyse“ – Na, liebe Naina, du bist schon 18, gehst schon x Jahre in die Schule, weißt aber immer noch nicht, dass es nicht Gedichtsanalyse, sondern Gedichtanalyse ohne s heißt? Ja, muss wohl am deutschen Bildungssystem liegen!

Dann geht es schon weiter – oder besser: Dort fängt es an. Sie schreibt, sie ist 18 und habe keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Wunderbar. Das Mädchen ist 18, führt sich wie eine Erwachsene auf (siehe Videobeiträge inkl. Interview mit ihr in der Presse) und hat davon keine Ahnung.
Wie sagte Dieter Nur mal so schön? Wenn man keine Ahnung hat… 😉
Nehmen wir einfach mal an, sie hat wirklich keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Dann frage ich mich folgendes:
1. Auf was für eine Schule geht sie?
2. Passt sie überhaupt im Unterricht auf?
3. Wie sieht es mit ihren Eltern aus?
4. Eigeninitiative?
Ich bin im gleichen Alter wie sie und uns wurden jene Themen so oft vermittelt, bis es im Kopf festhängt.
Und wenn man schon so weit ist und meint, man müsse sowas bemängeln, warum ist man der Meinung, dass alles durch die Schule vermittelt werden soll? Die Schule ist auch dafür da, um den Schülerinnen und Schülern beizubringen, Eigeninitiative zu zeigen, zu lernen, etwas selber auf die Reihe zu bringen.

Jetzt denken sich bestimmt manche – oh, der Maximilian, der ist neidisch, weil es dutzende Artikel über ein fast 18-jähriges Mädchen gibt, und über den Maximilian nicht.
Aber nein, darum geht es mir gar nicht. Mir geht es hier primär 1.) um einen völlig schwachsinnigen Tweet, den es in Form eines Witzes gefühlt schon seit Jahrzehnten gibt und 2.) um die Presse, bei der jede noch so kleine Zeitung meint, von einer anderen den Artikel abschreiben zu müssen und dass letztendlich am Tag nach des Tweets so gut wie in allen Mainstream-Magazinen, -Zeitungen, -Medien etc. pp etwas darüber stand – um mal ein paar Beispiele zu nennen: Stern, Focus, Bild. Dem einen oder anderen sollten bei diesen drei Namen bereits die Alarmglocken läuten, selbiges, wenn ich noch „RTL“ erwähne, denn dort kam nämlich ein toller Videobeitrag über das Thema. Und das ist der Grund, warum ich hier gerade um 19 Uhr an meinem Schreibtisch sitze und diesen Kommentar schreibe. Oh, einen Moment, ich vergaß ja, natürlich ist unser Bildungssystem an allem Schuld und es ist natürlich wunderbar, dass eine solche Diskussion jetzt bzw. im Januar auftauchte.

Liebe Grüße aus Köln,
Maximilian S.
ein Betroffener des deutschen Bildungssystems, der ausschließlich weiß, wie man Gedichtanalysen schreibt, aber keine Ahnung vom Leben hat

Maximilian S.
8 Jahre zuvor
Antwortet  Maximilian S.

TL;DR: Das Wesentliche wurde oben bereits von sofawolf geschrieben: „Naja, diese Art Vorwürfe ist ja nicht neu. Die Schule vermittelt eine Grundbildung. Sie vermittelt aber vor allem, wie man sich Wissen aneignet. Lehrer sind nun mal keine Steuerberater, Mietsrechtsexperten oder Versicherungskaufleute.“
Zumal man aber auch erwähnen muss, dass in den meisten Schulen, wie ich selbst und aus dem Hören und sagen erfuhr, durchaus etwas über die Themen „Steuern, Miete und Versicherungen“ vermittelt wird.

Pro G9
7 Jahre zuvor

Hoffentlich haben die Kultusminister daraus gelernt.
NainaBla﴾Bla﴿ hat mittlerweile nahezu alle sozialen Verbindungen deaktiviert.

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