Sieben Deutsche Auslandschulen vom Auswärtigen Amt ausgezeichnet

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BERLIN.Das Auswärtige Amt hat sieben innovative Projekte von deutschen Auslandsschulen zur Inklusion und zur Berufsbildung ausgezeichnet.

Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Prof. Dr. Maria Böhmer, hob anlässlich der Preisverleihung „Beruf macht Schule“ die Bedeutung des deutschen dualen Ausbildungsmodells hervor: „Die duale Ausbildung ist einzigartig in Deutschland, und sie erweist sich als Exportschlager. Nicht nur für die Auslandsschulen, sondern auch für die Schulen, die das Deutsche Sprachdiplom anbieten. Die Preisträger des Wettbewerbs ‚Beruf macht Schule‘ zeigen, wie wichtig und effizient eine umfassende und frühe Berufsorientierung sein kann. Sie sorgen für die Fachkräfte von morgen, hier und in der ganzen Welt. Unter uns befinden sich jetzt hochmotivierte Auszubildende aus dem Kosovo und dem Baskenland, die von den ambitionierten Projekten ihrer Schulen profitieren konnten.“

Ulla Schmidt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und Schirmherrin für den Wettbewerb „Inklusion an Deutschen Auslandsschulen“ begrüßte die ganzheitlichen Perspektiven der Projekte: „Die prämierten Auslandsschulen haben bereits große Fortschritte hinsichtlich der inklusiven Beschulung gemacht. Ihre Kreativität unterstreicht den breitgefächerten Ansatz, für den Deutsche Schulen allgemein im Ausland stehen. Auch auf diese Weise verstärken diese Schulen ein positives Deutschlandbild.“

Die Laudatorinnen Prof. Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, und Ulla Schmidt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, mit Preisträgerinnen und Preisträgern aus Buenos Aires, Argentinien, und Prizren, Kosovo. (Foto: Zentralstelle für Auslandsschulwesen)
Die Laudatorinnen Prof. Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, und Ulla Schmidt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, mit Preisträgerinnen und Preisträgern aus Buenos Aires, Argentinien, und Prizren, Kosovo. (Foto: Zentralstelle für Auslandsschulwesen)

Andreas Grüderich, Gesamtschulleiter der Deutschen Schule Buenos Aires, die den ersten Preis im Wettbewerb „Beruf macht Schule“ gewann, betonte: „Argentinien ist ein nicht ganz einfacher Standort, deshalb freut es uns umso mehr, dass unsere Arbeit mit diesem Preis gewürdigt wird. Wir sind auf Ausbildungsplätze angewiesen, die wir über das in unsere Schule integrierte Berufsbildungszentrum anbieten. Sind die Aussichten für die deutsch-argentinischen Unternehmen nicht gut, befinden auch wir uns in einer schwierigen Situation. In den letzten zwei Jahren haben wir ein neues Konzept entwickelt, um unsere Schüler, die sehr ihrer Familie und ihrem Land verhaftet sind, für ein Studium und eine Ausbildung in Deutschland zu begeistern. Wir hatten Erfolg: Fünf unserer Absolventen wagten den Sprung über den großen Teich und fangen jetzt an, in Deutschland zu studieren. Derzeit planen wir ein Studienjahr, das die Schüler auf ein Studium in Deutschland vorbereiten soll. Für diese studienvorbereitenden Kurse möchten wir das Preisgeld einsetzen.“

Sybille Rohrmann, Schulleiterin der Deutschen Schule Rio de Janeiro, die den ersten Preis im Wettbewerb „Inklusion an Auslandsschulen“ erhielt, sagte: „Den Preis empfinden wir als Anerkennung für den Weg, den wir eingeschlagen haben. Wir sind eine Begegnungsschule mit insgesamt rund 1.400 Schülern und Kindergartenkindern. Wir haben seit 2009 systematisch ein Inklusionszentrum aufgebaut, über das wir nicht nur die Kinder mit sonderpädagogischem Lernbedarf erfassen, sondern auch diejenigen, die vorübergehende Lernschwierigkeiten haben. Die Schüler sollen unser Leitbild der Toleranz, Integration und der Akzeptanz von anderen Kulturen auch im Schulalltag leben. Im Bundesstaat Rio de Janeiro hat unsere Schule inzwischen Modellcharakter.“

Die Preisverleihung fand im Rahmen des Jahrestreffens der Leiterinnen und Leiter der 140 Deutschen Auslandsschulen statt. Eingeladen hatte das Auswärtige Amt gemeinsam mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen des Bundesverwaltungsamtes. Schirmherren der Preise waren Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt.

Deutsche Auslandsschulen leisten in 71 Ländern der Welt ambitionierte Arbeit. 140 Schulen sind es inzwischen auf allen Kontinenten, an denen 81.800 Schülerinnen und Schüler, unter ihnen 61.000 Nichtdeutsche, unterrichtet werden. Hinzu kommen rund 1.100 Schulen, die das Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz weltweit anbieten, mit derzeit über 350.000 jungen Deutschlernern.

Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) des Bundesverwaltungsamtes betreut im Auftrag des Auswärtigen Amts und unter Mitwirkung der Länder die Deutschen Auslandsschulen und Sprachdiplomschulen in finanzieller, personeller und pädagogischer Hinsicht.

DIE DREI PREISTRÄGER DES WETTBEWERBS „BERUF MACHT SCHULE – EXZELLENZPREIS BERUFSORIENTIERUNG IN DER DEUTSCHEN AUSLANDSSCHULARBEIT“

1. Preis (dotiert mit 10.000 Euro)

Deutsche Schule Instituto Ballester in Buenos Aires, Argentinien

Um ihre Schüler früh für einen Berufsweg in Deutschland zu interessieren, hat die Schule umfangreiche Maßnahmen entwickelt. Gemeinsam mit dem in die Schule integrierten Berufsbildungszentrum konnte das Konzept „MehrAusBildung“ bereits erfolgreich umgesetzt werden: Mit einem zweimonatigen Austauschprogramm inklusive einer Hochschulbesuchswoche in Bayern, mit Ausbildungstutoren und durch Partnerschaften mit den Hochschulen in Regensburg und Coburg. Zu der Berufsbildungsmesse „EduAlemania“ und dem Unternehmensplanspiel „Junior Manager“ werden auch weitere südamerikanische Schulen eingeladen.

2. Preis (dotiert mit 5.000 Euro)

Loyola-Gymnasium in Prizren, Kosovo

Das noch nicht einmal zehn Jahre junge klassische Gymnasium im Süden des Kosovo weist die landesweit besten Abitur-Abschlüsse auf. Pro Jahr legen hier rund 100 von 700 Schülerinnen und Schülern das Deutsche Sprachdiplom ab. Von Anfang an pflegte das Loyola-Gymnasium Kontakte zu Förderern in Deutschland. So konnten seit 2010 hochmotivierte Absolventen als Auszubildende an mehrere mittelständische Unternehmen in Westfalen vermittelt werden. Gut die Hälfte der 14 jungen Menschen, die dieses Jahr im Rahmen der „Ausbildungsinitiative“ nach Westfalen kamen, waren Mädchen. Besonders Begabte erwartet hier ein Duales Studium.

3. Preis (dotiert mit 2.500 Euro)

Deutsche Schule Bilbao, Spanien

Derzeit liegt die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien bei über 50 Prozent. Umso mehr Gewicht erhält hier eine frühe Berufsorientierung. Die Deutsche Schule Bilbao schreibt Berufs- und Studienberatung groß. Bereits seit 2005 schickt sie, mittels einer Vereinbarung mit neun Europaschulen, alle Schülerinnen und Schüler ihrer Abiturklassen für zweiwöchige Praktika in Unternehmen nach Schleswig-Holstein. In diesem Herbst fand die vierte Studien- und Berufsmesse an der Schule statt. Unterstützung erfahren die jungen Menschen auch in dem breiten Alumni-Netzwerk und einer neuen Kooperation mit der Humboldt-Universität.

DIE VIER PREISTRÄGER DES WETTBEWERBS „DAS – GEMEINSAM LERNEN UND LEBEN – INKLUSION AN DEUTSCHEN AUSLANDSSCHULEN“

1. Preis (dotiert mit 10.000 Euro)

Escola Alemã Corcovado – Deutsche Schule Rio de Janeiro, Brasilien

Die 1.300 Schülerinnen und Schüler der Deutschen Schule Rio de Janeiro können zwischen einem deutschen und einem brasilianischen Ausbildungszweig wählen. Das Thema Inklusion ist fest als Teil der Schulkultur verankert. Die gesamte Schulgemeinschaft einschließlich der Eltern befasst sich aktiv mit dem Thema, und es gibt eine offene Kommunikation zu strittigen Fragen. Auf Früherkennung legt die Schule mit ihrem Inklusionsmodell höchstes Augenmerk.

2. Preis (dotiert mit 5.000 Euro)

Deutsche Schule Pretoria, Südafrika

„Gemeinsam auf dem Weg“: Unter diesem Motto setzt die Deutsche Schule in der Hauptstadt Südafrikas, einem Land mit elf offiziellen Sprachen, inklusive Maßnahmen auf inner- und außerschulischer Ebene ein. Barrierefreie Zugänge, spezielle Schalldämmungen in den Klassenzimmern für Hörgeschädigte, regelmäßige sozialpädagogische Übungen mit den Kindern und „Runde Tische“ mit den Eltern gehören dazu. 850 Kinder und Jugendliche werden hier unterrichtet. „Entscheidend ist für uns die innere Haltung aller am Schulleben Beteiligten“, sagt Schulleiter Norbert Klevenz.

3. Preis (dotiert mit 2.500 Euro)

Deutsche Schule Barcelona, Spanien

Individuelle Lernbegleitungen und Nachteilsausgleiche bietet die Deutsche Schule Barcelona schon seit zehn Jahren an. Entwicklungsgefährdete Kinder können sich auf Wunsch der Eltern einem psychopädagogischen Testverfahren unterziehen. Die 1.400 Schüler umfassende Einrichtung bietet Supervisionen für Lehrer und Workshops für Eltern an. In einem umfangreichen Leitfaden sind die Grundsätze der Schule zur individuellen Förderung festgehalten und dienen allen Lehrkräften als Grundlage für ihre Arbeit.

Sonderpreis

German Swiss International School Accra, Ghana

Kinder mit Behinderung haben es in Ghana schwer, oft werden sie von ihren Familien versteckt. Die German Swiss International School bietet mit ihrem Stützunterricht einen Gegenpol. Zehn Prozent der Schüler weisen besondere Herausforderungen auf, wie Sprachentwicklungsstörungen oder Autismus. Zu den Förder- und Inklusionsmaßnahmen gehören kreative Angebote wie „Time for Talents“, „Free Play“, individuelle Studienzeiten. Hier darf sich der schwer körperbehinderte sechsjährige Michael frei äußern: „So bin ich eben!“

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