Umfrage: Nur 38 Prozent sehen Chancengleichheit bei Bildung

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MÜNCHEN. Eine Umfrage zu Bildungschancen im Freistaat nutzt die SPD zur Kritik: Unter der «Hochglanzoberfläche der Regierungspropaganda» verberge sich eine besorgniserregende Realität. Das Bildungsministerium reagiert verschnupft.

Eine Mehrheit der Bayern ist laut einer Umfrage im Auftrag der SPD der Ansicht, dass Einkommen und Bildungschancen im Freistaat ungleich verteilt sind – und dass die Politik mehr gegen Armut tun sollte. Nach der repräsentativen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest glauben 58 Prozent der Menschen in Bayern, dass Einkommen und Vermögen eher ungerecht verteilt sind. 33 Prozent halten die Verteilung für eher gerecht.

59 Prozent der Bayern glauben der Umfrage zufolge nicht, dass alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft die gleichen Chancen auf eine gute Schulbildung haben. Nur 38 Prozent sehen bei der Bildung eine Chancengleichheit. Daran, dass alle Landesteile wirtschaftlich gleichwertige Lebensverhältnisse haben, glauben nur 18 Prozent. Und 83 Prozent sehen die Politik laut Umfrage in der Pflicht, mehr für die Bekämpfung der Armut von Familien, Kindern und Rentnern zu tun.

«Die Studie zeigt, dass sich die CSU-Regierung in ökonomischen Statistiken sonnt und dabei viel zu viele Menschen alleine im schattigen Abseits stehen lässt», sagte SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher. «Die Zahlen zeigen auf, dass sich unter der Hochglanzoberfläche der Regierungspropaganda eine andere Realität verbirgt, die für zu viele Menschen mit Seehofers proklamierter „Vorstufe zum Paradies“ nichts zu tun hat.»

Rinderspacher nannte die Ergebnisse der Umfrage besorgniserregend. Er klagte, die ungleichen Bildungschancen für Kinder unterschiedlicher Herkunft seien «die Antwort auf die unzureichende öffentliche Kinderbetreuung, zu wenige Ganztagsangebote, zu große Klassen, zu viel Unterrichtsausfall und die mangelnde Durchlässigkeit im bayerischen Schulsystem».

Das CSU-geführte Bildungs- und Wissenschaftsministeriums betonte hingegen, dass es dem hiesigen Bildungswesen gelinge, ein «über Bayerns Grenzen hinaus anerkannt hohes Bildungsniveau zu vermitteln und dabei zugleich sicherzustellen, dass bundesweit die höchste Anzahl von Kindern und Jugendlichen an der Schule einen Abschluss erreichen». Die Durchlässigkeit im Bildungswesen sei in den vergangenen Jahren ebenso wie die individuelle Förderung ausgebaut worden, so dass «Kinder unabhängig von ihrem familiären Hintergrund ihre Talente sehr gut entdecken und entfalten können».

Für die Umfrage hatte TNS Infratest vom 10. bis 15. Dezember 2014 insgesamt 1004 Wahlberechtigte in Bayern telefonisch befragt. dpa

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