Wanka lobt «Bildungsrepublik Deutschland» – Gewerkschaft legt Finger in die Wunden

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BERLIN. Ist Angela Merkels Traum von der Bildungsrepublik in Erfüllung gegangen? Der Bundestag debattierte über den Nationalen Bildungsbericht 2014. Der konstatierte allerdings eine «wenig zukunftsorientierte Ausbildungspolitik» der Unternehmen. Der  DGB ist auch mit der Bildungspolitik unzufrieden.

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hat die gemeinsamen Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen für eine bessere finanzielle Ausstattung des Bildungs- und Forschungssektors gewürdigt. «Deutschland ist eine Bildungsrepublik», sagte sie am Freitag im Bundestag bei einer Debatte über den Bildungsbericht 2014. Wanka bezog sich auf eine Formulierung von Kanzlerin Angela Merkel aus dem Jahr 2008, dass Deutschland Bildungsrepublik werden müsse. Der nun debattierte Bericht war bereits im vorigen Sommer veröffentlicht worden.

Schon 2008 hatte Angela Merkel das Schlagwort von der „Bildungsrepublik Deutschland geprägt (Ausschnitt aus einem CDU-Wahlplakat). Foto: CDU Wikimedia Commons / (CC BY-SA 3.0)
Schon 2008 hatte Angela Merkel das Schlagwort von der „Bildungsrepublik Deutschland geprägt (Ausschnitt aus einem CDU-Wahlplakat). Foto: CDU Wikimedia Commons / (CC BY-SA 3.0)

Die Ministerin wies auf Erfolge der Regierung hin, der sie seit knapp zwei Jahren angehört. Es gebe inzwischen weniger Schulabbrecher und mehr Studienanfänger in Deutschland. Um den Übergang von der Schule in Studium oder Ausbildung besser zu begleiten, habe sie zusammen mit Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) eine Milliarde Euro für Berufseinstiegsbegleitung zur Verfügung gestellt, hob Wanka hervor.

Eine Studie der Vodafone-Stiftung hatte kürzlich ergeben, dass die Berufswahl am Ende der Schulzeit fast der Hälfte der Jugendlichen sehr schwer fällt und dass sich mehr als ein Drittel nur unzureichend über Berufsmöglichkeiten informiert fühlt.

Der alle zwei Jahre von einem Wissenschaftlerteam im Auftrag von Bund und Ländern vorgelegte Bildungsbericht hatte im Vorjahr den Trend zu mehr Bildung deutlich gemacht. Danach lernen inzwischen viele Kleinkinder schon in der Kita, es gibt mehr Abiturienten, die Zahl der erfolgreichen Hochschulabsolventen steigt, in den Firmen wächst das Interesse an Weiterbildung.

Allerdings mussten die Unternehmen im Bildungsbericht auch Kritik einstecken. In vielen Berufen, in denen von Seiten der Unternehmen lautstark über das Fehlen qualifizierter Mitarbeiter geklagt wird, gebe es seit Jahren zu wenige Lehrstellen.

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Besonders in den industriellen Kernberufen (Metall, Technik und Elektro) wie auch in den Gesundheits- und Pflegeberufen bestehe seit Jahren beim Lehrstellenangebot der Unternehmen eine «beträchtliche Unterdeckung», Das immer wieder herausgestellte große Überangebot bei den Lehrstellen beschränke sich im Wesentlichen auf drei Bereiche: Ernährungshandwerk, Köche und Hotel- und Gaststättengewerbe.

Doch auch auf Seiten der Bildungspolitik scheint nicht alles rosig. Immer noch blieben zu viele Jugendliche ausgegrenzt, hieß es. Und: Der Bildungserfolg hängt in Deutschland weiterhin wesentlich von der sozialen Herkunft ab.

Darauf hob auch die stellvertretende DGB-Chefin Elke Hannack in einer Reaktion auf die Bundestagsdebatte ab: «Die soziale Schieflage bleibt die Achillesferse unseres Bildungssystems.» Es gebe immer noch zu viele Bildungsverlierer. Bund und Länder dürften daher «nicht die Hände in den Schoß legen. Wir brauchen einen neuen Bildungsgipfel noch in diesem Jahr.»

Die Linksfraktion verlangte, die Regierung müsse bei der Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen «sicherstellen, dass Länder und Kommunen ihren verfassungsrechtlichen Aufgaben in allen Bildungsbereichen in vollem Umfang nachkommen können». Frühkindliche Bildung solle in einem Kita-Qualitäts-Gesetz festgeschrieben werden. Die Grünen forderten, einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in Kita und Tagespflege für alle Kinder ab vollendetem ersten Lebensjahr gesetzlich zu verankern. (News4teachers mit Material der dpa)

• Nationaler Billdungsbericht 2014 (pdf)

• zum Bericht: Nationaler Bildungsbericht kritisiert Unternehmen: „Wenig zukunftsorientierte Ausbildungspolitik“
• zum Bericht: DGB und Unternehmer streiten um Ausbildungsreife von Schulabgängern

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2 Kommentare
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alexander
9 Jahre zuvor

„..Die Ministerin wies auf Erfolge der Regierung hin, der sie seit knapp zwei Jahren angehört. Es gebe inzwischen … mehr Studienanfänger in Deutschland…“ Liebe Frau Minister, die Abitur-Doppeljahrgänge wegen G8 produzieren – zeitlich begrenzt -ganz natürlich eine größere Anzahl an Studienanfängern. Fazit: Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.

alexander
9 Jahre zuvor
Antwortet  alexander

… und dass es bald wieder Frühling wird, haben wir natürlich auch der CDU zu verdanken…