GEW Bayern kritisiert „massive Unterfinanzierung des Bildungssystems“

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MÜNCHEN. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern fordert unbefristete Arbeitsverträge an den Schulen im Freistaat: Befristungen seien als Lebensgrundlage unzumutbar, schreibt die Gewerkschaft in einer Pressemitteilung.

Die Anzahl befristeter Arbeitsverhältnisse an den bayerischen Hochschulen sei dramatisch. „Das erkennen inzwischen sogar CSU-Politiker und Politikerinnen an“, so die Gewerkschaft. Wenn es allerdings um die Arbeitsbedingungen an den Schulen im Freistaat geht, scheine die Devise von CSU und Schulministerium eine ganz andere zu sein. In einer aktuellen Veröffentlichung behaupte das Schulministerium, Gewerkschaftsangaben zufolge, dass der Anteil der befristet angestellten Lehrkräfte „verschwindend gering“ sei. „Schon die 1740 Lehrerinnen und Lehrer, deren befristete Beschäftigung zugegeben wird, sind keine verschwindend geringe Zahl“, sagt Wolfram Witte, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern. „Es geht hier um Menschen, die zusammen mit ihren Familienangehörigen in ihrer Lebensplanung direkt und massiv betroffen sind.“ Die Bildungsgewerkschaft fordert deshalb unbefristete Arbeitsverträge in Vollzeit für möglichst alle, die nicht ohnehin als Beamte an den Schulen des Freistaats beschäftigt sind.

fast leeres Portmonee
Laut GEW muss Bayern mehr in sein Bildungssystem investieren. Foto: BirgitH / pixelio

In seiner Antwort auf eine Landtagsanfrage habe das Schulministerium angegeben, dass zum 1. Oktober 2012 in den staatlichen Gymnasien und in den Grund-, Mittel- und Realschulen 1740 Lehrer mit befristetem Arbeitsvertrag angestellt gewesen seien. Nicht angegeben worden seien die Zahlen zu den Befristungen an Förderschulen und beruflichen Schulen, es fehlten die vielen zusätzlichen befristeten Verträge, die jeweils zum November und zum Februar, bis Juli 2015, abgeschlossen würden, ohne Bezahlung in den Schulferien. Allein die Zahl der befristeten Verträge von Lehrkräften mit Lehramtsbefähigung an Realschulen sei von 151 in 2010 auf 369 in 2012 gestiegen.

Gar keine Chance für eine Arbeit in ihrem Beruf habe das Ministerium beim letzten Einstellungstermin 90 Prozent der gerade erfolgreich ausgebildeten jungen Realschullehrer gegeben. Sie seien erst einmal in die Arbeitslosigkeit, in Richtung Hartz IV, verabschiedet worden. Zum 3. Februar 2015 habe der Freistaat zusätzlich 485 Gymnasialreferendare auf der Straße stehen lassen. Dabei würden deutlich mehr Lehrer und endlich auch ausreichend viele Schulsozialarbeiter überall in Bayern dringend gebraucht. „Die Gründe für den Bedarf sind bekannt: zu viele zu große Klassen, Unterrichtsausfall, Ausbau guter Ganztagsangebote, Inklusion und gute Schule für Flüchtlinge von Anfang an.“

Für die beruflichen Oberschulen (FOS/BOS) gebe das Schulministerium in seiner Antwort auf eine weitere Landtagsanfrage den Mangelzustand selbst zu: „Die mobilen Reserven an Beruflichen Oberschulen werden aufgrund der knappen Unterrichtsversorgung bereits zu Schuljahresbeginn nahezu vollständig zur Abdeckung des Pflichtunterrichts eingesetzt und stehen nicht für die vorgesehenen Vertretungsfälle zur Verfügung.“

Insgesamt stellt die GEW nach eigenen Angaben „eine massive Unterfinanzierung des Bildungssystems in Bayern fest“: Die entsprechenden Zielvereinbarungen von Bund und Ländern beim „Dresdner Bildungsgipfel“ seien nicht erreicht worden. Das habe aktuell eine Studie im Auftrag des DGB Bundesvorstands ergeben.

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