300 Euro mehr? Finanzielle Zulage soll ländlichen Raum für Lehrer attraktiver machen

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POTSDAM. Brandenburg erwägt, mit einer finanziellen Zulage neue Lehrer an weniger beliebte Schulen zu locken. Derzeit werde ein befristeter Bonus juristisch geprüft, sagte Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (SPD) in Potsdam. Denkbar seien etwa 300 Euro monatlich für drei Jahre. Probleme, Lehrer zu finden, gebe es vor allem im ländlichen Raum.

Brandenburgs neuer Schulminister Günter Baaske hat noch ein paar schwierige Felder zu beackern. (Foto: Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg)
Brandenburgs Schulminister Günter Baaske will die ländlichen Gegenden des Landes durch finanzielle Zuschüsse für Lehrer attraktiv gestalten. (Foto: Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg)

Kritik kam vom Regierungspartner. „Wir haben schon eine Art Buschzulage, nämlich die Verbeamtung“, sagte die stellvertretende Fraktionschefin der Linken, Gerrit Große. „Ich glaube nicht, dass es mit Geld zu regeln ist.“ Das Hauptproblem an den Schulen seien die derzeit rund 400 Lehrer, die lange Zeit erkrankt ausfielen. Daher sei ein besseres Gesundheitsmanagement nötig.

Insgesamt will die rot-rote Landesregierung in dieser Wahlperiode 4300 neue Pädagogen einstellen, am Ende sollen es laut Baaske rund 850 mehr sein als derzeit. Allein zum neuen Schuljahr im Herbst sind mehr als 1000 Neueinstellungen geplant. Damit sollen unter anderem Lehrkräfte ersetzt werden, die altersbedingt ausscheiden. Auch die ab kommendem Schuljahr geplante Reduzierung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde für Lehrer an Gesamtschulen, Gymnasien und Oberstufenzentren muss ausgeglichen werden.

Ein weiteres Problem ist der Unterrichtsausfall. Auf den Halbjahreszeugnissen von rund 1500 Schülern fehlten deswegen zuletzt in verschiedenen Fächern Noten. Dem soll laut Ministerium künftig mit einem veränderten Meldeverfahren zum Ausfall vorgebeugt werden. Die Grünen und die CDU kritisierten, dass es überhaupt nicht um zusätzliche Lehrer gehe. Es werde keine Person mehr als unbedingt nötig eingestellt, sagte die bildungspolitische Sprecherin Marie Luise von Halem. Gleichzeitig reiche die derzeitige Vertretungsreserve nicht aus, um die Langzeiterkrankten zu ersetzen. Bildungsexperte Gordon Hoffmann von der CDU forderte wie schon im Wahlkampf 1000 zusätzliche Lehrer.

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Beide Oppositionsfraktionen begrüßten aber den Vorstoß für einen Zuschlag im ländlichen Raum. Aus Sicht der SPD ist eine sorgfältige Prüfung und Diskussion nötig. Der größte Bedarf besteht nach Baaskes Angaben derzeit nach Lehrern an Grund- und Oberschulen, dann im Bereich Sonderpädagogik. Gesucht werden sie vor allem in den Fächer Deutsch, Mathematik, Kunst und Musik, Englisch, Sport und Sachkunde. Das Land sucht mit Online-Anzeigen und einem Fachkräfteportal nach Interessenten. Im vergangenen Jahr wurden etwa 900 neue Lehrer eingestellt. In der gesamten Legislaturperiode waren es 2870.

„Ich möchte Lehrer gewinnen, die wirklich für das Fach und die Kids brennen“, sagte Baaske. Dabei werde man auch auf Quereinsteiger zurückgreifen müssen – sie decken derzeit bereits fünf Prozent der Stellen ab. Geprüft werde auch, ob Schulleiter künftig entlastet werden können, zum Beispiel über Ausgleichsstunden. dpa

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Titelbild: Thomas Kohler / flickr (CC BY-SA 2.0)

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