DL-Präsident Kraus: „Bedeutung der digitalen Bildung nicht überschätzen“

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BERLIN. Das Papier der Bundesregierung mit dem Titel „Pakt für Digitale Bildung“, mit dem die große Koalition die Förderung digitaler Kompetenzen bei Schülern mehr in den Mittelpunkt rücken will, stößt beim Deutschen Lehrerverband auf Kritik.

Hält die Schüler in Deutschland im Schnitt nicht für überlastet: Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Foto: Deutscher Lehrerverband
DL-Präsident Josef Kraus ist gegen Informatikunterricht für Grundschüler. Foto: Deutscher Lehrerverband

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), Josef Kraus, äußerte sich laut einer Pressemitteilung des Verbands wie folgt: „Erstens: Medienbildung ist ein wichtiger Auftrag von Schule. Die Bundesregierung soll aber nicht so tun, als seien die Schulen hinter dem Mond. Ob die Medienerziehung in den Schulen auf dem neuesten Stand von Hard- und Software stattfinden kann, hängt allerdings davon ab, inwieweit die Schulträger ihre Schulen medial gut ausstatten. Hier gibt es regional erhebliche Unterschiede.

Zweitens: Man darf die Risiken, die eine überzogene Digitalisierung von Bildung anrichtet, nicht übersehen. Schule muss die jungen Leute von der Vorstellung abhalten, mit Hilfe moderner Medien könne man sich mühelos und punktuell die gerade gebrauchten Informationen einholen. Eine solche Vorstellung verführt die jungen Leute zu Flüchtigkeit, sie provoziert Häppchenbildung und leistet einem undifferenzierten Umgang mit Sprache Vorschub. Ein so genanntes Download- oder Just-intime-Wissen bringt wenig. Bildung braucht Konzentration, Ausdauer, Geduld und Ganzheitlichkeit.

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Drittens: Sinnvolle Medienbildung baut auf einer intensiven Förderung des Lesens auf. Dafür braucht man zunächst vor allem Printmedien. Denn wer sich in einem Buch, in einem Lexikon oder in einer Bibliothek nicht auskennt, der kommt auch mit dem Internet nicht zurecht. Das gilt vor allem für die Grundschule. Ein Informatikunterricht in der Grundschule ist viel zu früh. In den weiterführenden Schulen freilich sollte dieses Fach wenigstens für einzelne Jahrgangsstufen zum Pflichtfach werden.

Viertens: Zu einer modernen Medienbildung gehört es, dass junge Leute auf die gravierenden Gefahren des Missbrauchs neuer Medien – zum Beispiel die Preisgabe von persönlichen Daten, Verschuldung, Cyber-Mobbing – eingestimmt werden. Die Schulen allein können das nicht leisten. Dazu brauchen die Schulen die Unterstützung durch Profis, auch zum Zwecke der Elternbildung.“

Zum Beitrag: Große Koalition für bessere Computer-Bildung – Appell an die Länder
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