Zehn Jahre BLLV-Gesundheitsinstitut: Verband fordert systematisiertes Gesundheitsmanagement

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MÜNCHEN. Das vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband gegründete „Institut für Gesundheit in Pädagogischen Berufen“ feiert im März sein zehnjähriges Bestehen. Mit dem Institut habe der Verband „ein niederschwelliges und präventives Angebot für Menschen geschaffen, die in pädagogischen Berufen arbeiten. Es wird dankbar angenommen“, äußert sich der Institutsleiter und Freiburger Psychotherapeut Joachim Bauer in einer Pressemitteilung.

Immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland fühlen sich erschöpft - auch Lehrer. Foto: Tim Caynes / Flickr (CC-BY-NC-2.0)
Das chronische Erschöpfungssyndrom ist nach BLLV-Angaben unter Lehrern weit verbreitet. Foto: Tim Caynes / Flickr (CC-BY-NC-2.0)

Das Problem der beruflichen Belastung im Lehrerberuf sei heute noch genauso brisant wie damals, so Bauer. Wissenschaftliche Untersuchungen geben ihm nach Angaben des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) recht: Erst im Dezember vergangenen Jahres habe der Verband bayerischer Wirtschaft (vbw) darauf aufmerksam gemacht, dass jede dritte Lehrkraft Zeichen eines chronischen Erschöpfungssyndroms zeigt. „Wir sind davon überzeugt, dass sich mit gezielten Präventionsangeboten die Zahl stressbedingter Erkrankungen senken lassen würde“, so BLLV-Präsident Klaus Wenzel. Er und Bauer fordern ein systematisiertes Gesundheitsmanagement für alle Schulen. „Ein Verband allein kann dies nicht leisten, hier ist auch die Fürsorge des Dienstherren gefordert“, betont Wenzel. Der BLLV verlange dies seit vielen Jahren. „Auch von Elternseite sollte für Pädagogen mehr Unterstützung kommen“, sagt Bauer.

Die Gründung des Instituts für Gesundheit in Pädagogischen Berufen (IGP) sei Wenzel zufolge eine Antwort auf die Problematik der rapid steigenden Herausforderungen im Berufsfeld Schule gewesen und sei dies immer noch. Der BLLV habe damals eigeninitiativ gehandelt. Es sei skandalös, dass bis zum heutigen Tag weder das Arbeitsschutzgesetz für Lehrkräfte noch die entsprechende EG-Richtlinie zum Gesundheitsschutz im Schulbereich umgesetzt würden. Auch die Forderungen des Verbands – angesichts des gewachsenen individuellen Förderbedarfs von Kindern – nach einer deutlichen Reduzierung der Klassenstärken, einer Kürzung der Unterrichtspflichtzeit und nach einem Einsatz einer zweiten pädagogischen Fachkraft pro Klasse würden seit Jahren überhört. „Das würde Kindern helfen und wäre zugleich ein sinnvoller Schritt, um Lehrerinnen und Lehrer länger in Vollzeit dienstfähig zu halten.“

„Ziel des IGP ist wirksame Präventionsarbeit“, sagt Joachim Bauer. Der Freiburger Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut leitet das Institut seit seiner Gründung im März 2005. Nach Angaben des BLLV ist es ihm gelungen, „für das Gesundheitsinstitut landesweit ein Netz von approbierten Psychotherapeuten zu knüpfen, sodass Hilfe suchende Lehrkräfte über regionale Anlaufstellen des BLLV in allen bayerischen Bezirken ortsnahe Ansprechpartner finden und nicht unbedingt nach München anreisen müssen“. Sehr vielen Betroffenen könne so niederschwellig geholfen werden. „Die Belastungen im Lehrerberuf sind in den letzten Jahren weiter gestiegen“, so Bauer. Die vielfach schlechten Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz Schule hätten sich kaum verbessert.

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