Tausende Kita-Erzieher im Warnstreik – Vierte Verhandlungsrunde bleibt ergebnislos

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HANNOVER/KIEL (u.a.). Angesichts der festgefahrenen Tarifverhandlungen für Kita-Mitarbeiter haben am Donnerstag, 16. April, erneut tausende Erzieher und Sozialpädagogen ihre Arbeit niedergelegt. In zahlreichen Städten und Gemeinden Niedersachsens, Hamburgs, Schleswig-Holsteins, Sachsens und Sachsen-Anhalt waren Kitas deshalb lahmgelegt. Die Betreuer fordern mehr Wertschätzung ihrer Arbeit. Eine erneute Verhandlungsrunde endete ergebnislos.

Viele hundert Erzieherinnen beteiligten sich in Schleswig-Holstein an den Warnstreiks. Foto: GEW Schleswig-Holstein
Viele hundert Erzieherinnen beteiligten sich in Schleswig-Holstein an den Warnstreiks. Foto: GEW Schleswig-Holstein

Viele Eltern in Schleswig-Holstein und Hamburg haben ihre Kinder nicht wie gewohnt in der Kita betreuen lassen können. Wegen Warnstreiks blieben zahlreiche Einrichtungen geschlossen oder waren nur dünn besetzt. Mit ihren Aktionen parallel zu den laufenden Tarifverhandlungen im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst wollte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen und eine deutliche Höhergruppierung der Beschäftigten erreichen.

In Schleswig-Holstein und Hamburg beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben viele hundert Erzieherinnen an den Warnstreiks, mit denen die Gewerkschaften eine höhere Eingruppierung der bundesweit 240.000 Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst verlangen. Für die Beschäftigten bedeute dies im Schnitt eine Gehaltssteigerung von zehn Prozent. Im nördlichsten Bundesland waren vor allem die Städte betroffen. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände forderte die Gewerkschaften auf, die Warnstreiks abzubrechen und in ernsthafte Verhandlungen einzusteigen.

In Kiel zogen etwa 400 Erzieherinnen durch die Innenstadt. Bei einer Kundgebung vor dem Sitz des Arbeitgeberverbandes machten sie lautstark ihrem Unmut Luft. „Die Verantwortung in unserem Beruf wächst ständig, aber die Bezahlung bleibt stehen – so geht das nicht“, sagte die GEW-Bundesvorsitzende Marlis Tepe. „Wir verdienen mehr“, riefen die Demonstranten. Die Aufwertung der pädagogischen Arbeit mit Bildungsplänen, Sprachförderung, Kinderschutz, Inklusion und Integration von Flüchtlingskindern müsse sich auch in der Bezahlung niederschlagen, so Tepe.

In der niedersächsischen Landeshauptstadt waren alle 40 städtischen Kitas geschlossen, wie Stefanie Reich von der Gewerkschaft Verdi mitteilte. Damit waren 3681 Betreuungsplätze betroffen. Auf der zentralen Kundgebung wurden die ungenügenden Bedingungen des Berufsstands angeprangert. Die Anforderungen an die Beschäftigten in Kindertagesstätten, in der Jugendhilfe, der Behindertenhilfe oder im allgemeinen Sozialdienst seien in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, sagte Achim Meerkamp vom Verdi-Bundesvorstand. „Es ist nicht einzusehen, dass die Beschäftigten mit vier bis fünf Jahren Ausbildung schlechter bezahlt werden als Techniker, Meister oder Beschäftigte in anderen Berufen mit lediglich dreijähriger Ausbildung.“

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Mit mehreren Bussen fuhren Erzieherinnen auch aus dem Norden nach Hannover, um die dort stattfindenden Tarifverhandlungen zu begleiten. Ein Bus mit Warnstreikenden kam extra aus Mecklenburg Vorpommern zur zentralen Kundgebung nach Hannover, wie eine Verdi-Sprecherin in Schwerin sagte. Das Land blieb allerdings weitgehend von den Kita-Warnstreiks verschont.

Am Ende blieb aber auch die vierte Gesprächsrunde in Hannover ergebnislos – die Verhandlungen sollen nach Angaben von GEW und Verdi am 20. und 21. April in Offenbach fortgesetzt werden. Sie kündigten weitere Warnstreiks an.

Die Gewerkschaften betonten, das Einstiegsgehalt einer Erzieherin betrage nur 2366 Euro. Der Arbeitgeberverband rechnete dagegen vor, Erzieherinnen bekämen zwischen 2590 und 3750 Euro. Sie lägen damit oberhalb anderer Ausbildungsberufe des öffentlichen Dienstes wie Handwerker, Brandmeister bei der Feuerwehr oder staatlich geprüfte Techniker. (dpa)

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