Welttag des Buches: Deutscher Lehrerverband warnt vor überzogener Digitalisierung von Bildung

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BERLIN. Anlässlich des von der Unesco ausgerufenen Welttages des Buches, der jährlich am 23. April stattfindet, weist Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, in einer Pressemitteilung auf die Bedeutung des Lesens und des Schreibens für jede Form von Bildung hin.

Lesendes Mädchen
Fehlende Routine beim Lesen habe negative Konsequenzen zur Folge, warnt DL-Präsident Kraus. Foto: Georgios Jakobides / Wikimedia Commons

„Lesen und Schreiben sind Kulturtechniken, die durch intensives Üben erworben werden müssen“, so Kraus. Für Schule, Ausbildung, Studium und Beruf seien die entsprechenden Fertigkeiten unerlässlich. Fehle hier die Routine, werde schon das Lesen kürzester Texte zur Anstrengung, von der Lektüre komplexer Artikel oder gar der Lektüre von Büchern ganz zu schweigen. Leider aber würden im heutigen Deutschunterricht die Ansprüche immer weiter heruntergeschraubt – alles solle offenbar spielerisch bleiben, Anstrengung und Übung schienen verpönt. Vielen Schülern werde dadurch der Zugang zur Welt der Bücher verschlossen bleiben. Am Ende neigten die jungen Leute dazu, sich nur noch Häppchen aus dem Internet zu holen.

Kritisch betrachtet der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL) auch den allseits reklamierten Trend zu mehr Digitalisierung der Schulbildung. „Bevor wir schier euphorisch darüber diskutieren, ob es Tablets und Programmierunterricht schon in den Grundschulen braucht, sollten wir sicherstellen, dass wir allen Schülern die Freude am Lesen und an den komplexen Sprach- und Erzählungsnetzwerken, die wir Bücher nennen, vermitteln. Dies ist auch die beste Vorbereitung für den kritischen Umgang mit Medien, egal, ob es sich dabei um gedruckte oder digitale Inhalte handelt. Da nicht alle Kinder die Freude am Lesen und die Nähe zum Buch in den Elternhäusern vorgelebt bekommen, ist eine flächendeckende Ausstattung der Schulen mit gut sortierten Schulbibliotheken umso wichtiger. Deutschland hinkt in Sachen Schulbibliotheken hinterher, dabei wäre hier bereits mit einem Bruchteil der Kosten, die für die Computerisierung von Schule veranschlagt werden, viel erreicht.“

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Titelbild: Vancouver Film School / flickr (CC BY 2.0)

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