Berufsorientierung – Schüler richtig vorbereiten und unterstützen

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Spätestens, wenn das Ende der Schulzeit in greifbare Nähe rückt wird das Thema der Berufswahl für Schüler gleich welcher Schulform aktuell. Das Elternhaus ist hier meist der erste Wegweiser; insbesondere Jungen orientieren sich häufig am Vater, wohingegen Mädchen für die Entscheidung einen Blick auf ihre Noten werfen.

Vielen fällt es nicht leicht, aus der schieren Masse an Berufswegen den für sich passenden auszuwählen und so sind Schüler schnell damit überfordert. Um ihnen bei der Orientierung zu helfen, können Lehrkräfte zunächst einmal dahingehend unterstützen, den Schülern ihre eigenen Fertigkeiten und Neigungen aufzuzeigen. Dies kann beispielsweise im Rahmen eines Workshops geschehen oder als Hausaufgabe. Fragebögen können es Schülern erleichtern, sich gezielt mit den eigenen Wünschen und Fähigkeiten auseinanderzusetzen. Ein solcher Fragebogen könnte beispielsweise folgende Fragestellungen beinhalten:

  • Was sind deine Lieblingsbeschäftigungen?
  • Welche Schulfächer machen dir Spaß?
  • Über welche Themen diskutierst du gern?
  • Was würdest du ausprobieren, wenn du nicht scheitern könntest?
  • Wie stellst du dir dein Leben in zehn Jahren vor?
  • Welche Wünsche hast du?
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Bild: nrjfalcon1 Pixabay © (CC0 1.0)

Ebenfalls hilfreich sind Aufzählungen von Fähigkeiten oder Tätigkeiten, aus denen die Schüler diejenigen heraussuchen müssen, von denen sie sich am meisten angesprochen fühlen, wie etwa reisen, verkaufen, behandeln, kreativ sein oder ähnliches. Ziel soll nicht sein, den Schülern bestimmte Berufsbilder vorzuschlagen, sondern sie dazu anzuregen, diese selbst zu finden. In diesen Selbstfindungsprozess sollte so wenig wie möglich eingegriffen werden, allerdings sollten Lehrkräfte Schülern so viele Informationen und Informationsquellen wie möglich bereitstellen und dazu ermuntern, sich selbst zu informieren.

Wie eine Studie der Vodafone Stiftung herausgefunden hat, fühlt sich etwa die Hälfte der deutschen Schüler nicht ausreichend über ihre beruflichen Möglichkeiten informiert und weiß nicht, welche Berufsbilder welche Zukunftsaussichten bieten. Dabei sind die Informationen hierzu verhältnismäßig leicht zugänglich. Lehrer können hier helfen, die verschiedenen Informationsquellen aufzuzeigen und den Gebrauch verständlich zu machen. Auch wenn einige Berufszweige weit bessere Zukunftsprognosen mit sich bringen als andere, sollten Lehrkräfte ihre Schüler nicht vorab darauf fixieren.

Das Internet als Informationsquelle

Die erste Anlaufstelle für viele Schüler ist das Internet. Ohne zielgerichtetes Vorgehen stehen sie allerdings schnell einer schieren Informationsflut gegenüber, was zusätzlich verunsichert. Da sie nicht genau wissen, wo und wonach sie suchen müssen, endet die Suche meist ohne ein konkretes Ergebnis. Häufig ist Schülern gar nicht bewusst, welche verschiedenen Berufszweige es überhaupt gibt. Einen Überblick gibt beispielsweise die offizielle Seite berufenet.arbeitsagentur.de, auf der verschiedene Suchparameter möglich sind. Schüler finden hier unter der Suche von A bis Z eine Auflistung aller möglichen Berufe, egal ob Ausbildungsberuf oder Studienberuf. Über einen Klick auf „Suche nach Berufsfeldern“ können Schüler die möglichen Berufe nach dem jeweiligen Feld filtern und sich so beispielsweise nur Berufe anzeigen lassen, die in einen speziellen Bereich fallen wie IT, Medien oder Produktion.

Konkrete Jobangebote im Internet finden sich oft schon auf der Website von vielen Unternehmen. Ein klassisches und seriöses Beispiel ist diese Unterseite von smow.de. Das Unternehmen schreibt klar ersichtlich die Unterseite „Jobs“ aus, worunter die unterschiedlichen offenen Stellen gelistet sind. Neben einer kurzen Auflistung an Anforderungen wird auch direkt eine Kontaktadresse genannt und welche Unterlagen bei einer Bewerbung erwünscht sind.

Auf Messen erste Kontakte knüpfen

Eine weitere Möglichkeit, sich nicht nur über verschiedene Berufe zu informieren, sondern auch gleich erste Kontakte zu knüpfen, beispielsweise für Praktika oder künftige Bewerbungen, sind Jobmessen. Diese können verschiedene Schwerpunkte haben und sich beispielsweise auf einen bestimmten Berufszweig konzentrieren oder aber die Bandbreite der Studienberufe abdecken.

Besuchstage an Hochschulen und Universitäten nutzen

Berufsorientierung - Schüler richtig vorbereiten und unterstützen Bild 2 Hörsaal
Viele Hochschulen bieten Schnuppertage an, an denen Schüler an Vorlesungen teilnehmen können. Bild: nikolayhg Pixabay © (CC0 1.0)

Gerade Universitäten und Hochschulen veranstalten häufig einen Tag der offenen Tür oder eine Veranstaltungsreihe, in der sich Interessierte ganz unverbindlich den Betrieb in der Hochschule ansehen können. Die Universität Leipzig beispielsweise bietet im Rahmen einer solchen Veranstaltung auch Beratungssprechstunden an. Darüber hinaus findet sich auf der Webseite auch eine Checkliste, die Schülern hilft, ihren Besuch der Veranstaltung zu planen und zu organisieren.

Bei Berufsinformationszentren erste Eindrücke bekommen

In jeder größeren Stadt finden sich Berufsinformationszentren, kurz BiZ. Diese können gut in Gruppen oder im Rahmen eines Workshops besucht werden. Hier macht es Sinn, sich vorab über die gemachten Erfahrungen mit dem BiZ zu informieren, denn je nach Standort kommt es vor, dass diese Besuche eher unbefriedigend ausfallen. Eine umfassende und individuelle Betreuung sollte in jedem Falle stattfinden.

Aus dem Leben lernen

Häufig wissen Schüler nur unzureichend Bescheid über die Inhalte verschiedener Berufe. Um dem Abhilfe zu schaffen, könnten Vertreter aus verschiedenen Berufsgruppen im Rahmen eines Projekttages eingeladen werden, um Schülern ihren Tagesablauf und ihren Werdegang näherzubringen. Hierfür können auch die Eltern mit einbezogen und ermuntert werden, ihren eigenen Beruf vorzustellen. Dies lohnt sich gleich mehrfach, wenn die eingeladenen Personen nicht auf einem geraden Weg in ihren Beruf gefunden haben, denn viele Schüler haben bei der Berufswahl das Gefühl, eine Entscheidung für ihr ganzes Leben zu treffen und sehen sich entsprechend unter großem Druck, hierbei alles richtig zu machen. Personen, die erfolgreich im Berufsleben stehen und diesen Platz über Umwege erreicht haben, können diesen Druck mindern und machen Schülern Mut, eigene Entscheidungen zu treffen.

Praktika vermitteln

Der beste Weg, um einen Beruf kennenzulernen, ist und bleibt die Praxis. Praktika helfen dabei, sich einen tieferen Eindruck von einem Berufszweig zu verschaffen. Sofern keine Pflichtpraktika vorgesehen sind, macht es Sinn, hier bei der Vermittlung von Kontakten zu helfen. Schüler könnten dazu ermuntert werden, während der Sommerferien ein vergütetes Praktikum zu absolvieren. Nicht zuletzt sind solche Erfahrungen auch bei späteren Bewerbungen gern gesehen.

Bewerbungsprozesse kennenlernen

Zusammenhängend mit Veranstaltungen zur Berufsorientierung sollten auch Grundlagen über Bewerbungsprozesse vermittelt werden. Hierzu zählt nicht nur das Verfassen einer schriftlichen Bewerbung, auch Vorstellungsgespräche und Assessment-Tests sollten thematisiert werden. Um Schülern die Nervosität vor einem Bewerbungsgespräch zu nehmen, können auch kleine Rollenspiele veranstaltet werden, in denen diese Gespräche nachgestellt werden. Lehrkräfte können hier den direkten Kontakt zur Wirtschaft suchen und sich über gängige Praktiken informieren.

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