Das Ringen um die Schulstruktur – Schülervertreter suchen Kompromiss in Hessen

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WIESBADEN.Hessens Landesschülervertretung kämpft mit ihm für einen Erfolg beim Bildungsgipfel. Im Ringen um einen Kompromiss zur künftige Schulstruktur im Land legt die Interessensvertretung aller rund 800 000 Schüler in Hessen einen eigenen Vorschlag mit einem Zwei-Säulen-Modell vor, das die Grundlage für das Abschlusspapier werden soll. «Das ist nicht das Modell, das wir ursprünglich wollten», sagte Landesschulsprecherin Fevzije Zeneli in Wiesbaden. «Aber wir wollen etwas für die Praxis bewegen. Schließlich geht es um uns.»

Das Modell sieht vor, dass die Gymnasien in ihrer heutigen Form bestehenbleiben. Daneben soll es nach Angaben von Zeneli die Gesamtschule geben, die sich in drei Bereiche aufteilt: Die Kooperative Gesamtschule, die Integrierte Gesamtschule und eine «Sekundarschule», in der nach den Plänen der Landesschülervertretung die Haupt- und Realschule zusammenfließen werden.

Steht vor den Scherben seines Bildungsgipfels: Alexander Lorz, Kultusminister von Hessen. Foto:
Erfolg beim Bildungsgipfels? Alexander Lorz, Kultusminister von Hessen. Foto:
Martin Rulsch, Wikimedia Commons, CC-by-sa 3.0/de

Eingeführt werden soll bei der neuen «Sekundarschule», für die noch ein Name gefunden werden muss, ein Mischformat aus Klassen und Kursunterricht mit dem Angebot aller Abschlusswege bei möglichst langem gemeinsamen Lernen. Vorgeschlagen wird, dass die Kinder ab der fünften Klasse gemeinsam, aber in den Hauptfächern differenziert mit dem Fokus auf eine Haupt- oder eine Realschul- und Gymnasialempfehlung unterrichtet werden.

Ab der siebten Klasse soll der Unterricht nach dem Modell in jahrgangsbezogenen Kursen und wieder in der Differenzierung in die beiden Abschlussrichtungen erfolgen. Dabei wird betont, dass die Schule die Entwicklung der Schüler ständig neu einschätzen und sich von der Ausgangsempfehlung lösen muss. Auch in der zehnten Klasse wird Kursunterricht vorgeschlagen. Schüler mit der Eignung für die gymnasiale Oberstufe sollen jedoch in eigenen Kursen intensiv auf das Abitur vorbereitet werden.

Nicht nur aus Imagegründen müsse es eine Neugestaltung der Haupt- und Realschulen geben, betonte Luca Manns, der als Beisitzer im Landesvorstand die Schülervertretung in der zuständigen Gipfel-Arbeitsgruppe vertritt. Gerade bei Kindern mit schlechten schulischen Prognosen oder schwierigem sozialen Hintergrund sei es wichtig, dass diesen nicht bereits nach der vierten Klasse die Chancen im Bildungssystem genommen werden.

Kultusminister Alexander Lorz (CDU) habe Offenheit für den Vorschlag signalisiert, versicherten Zeneli und Manns. Bei der nächsten Arbeitsgruppensitzung zur künftigen Schulstruktur in Hessen am 8. Juni wollen die Landesschülervertreter ihr überarbeitetes Modell nochmals vorstellen, vom dem es seit Beginn des Bildungsgipfels bereits 16 Versionen gibt. Bei der letzten AG-Sitzung werde entscheiden, ob der Vorschlag in das Abschlusspapier einfließen wird, das dem Kultusminister Mitte Juni vorgelegt werden soll.

Zeneli und Manns zeigten sich überzeugt davon, dass sich in ihrem Kompromissvorschlag alle unterschiedlichen Gruppen des Bildungsgipfels wiederfinden können. «Wir sind nicht der Ansicht, dass es nur ein Ganz oder gar nicht gibt», betonte die Landesschulsprecherin. «Jetzt müssen sich alle bewegen.»

Der Bildungsgipfel war von der schwarz-grünen Koalition ins Leben gerufen worden, um einen Konsens über die Schulpolitik der kommenden zehn Jahre herzustellen. Neben der künftigen Schulstruktur gelten die Themen Ganztagsschule und der Umgang mit der Inklusion als die besonders umstrittenen Felder. Das letzte Treffen der Expertenrunde ist am 17. Juli. Dann sollen die Ergebnisse der fünf Arbeitsgruppen vorgestellt werden. Bernd Glebe

Website Bildungsgipfel

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