„Tod auf Raten“? Freie Schulen in Thüringen sehen ihre Finanzierung gefährdet

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ERFURT. Die freien Schulen fordern weiter mehr Geld vom Land. Die Landesregierung will dazu in den nächsten Monaten einen Gesetzentwurf verabschieden. Die Schulen befürchten, dass ihnen die Kosten über den Kopf wachsen. Drohen Schließungen?

Die freien Schulen in Thüringen rechnen trotz der vom Land geplanten Millionen-Zuschüsse mit erheblichen Finanzproblemen in den nächsten Jahren. Die aktuelle Regelung würde einen planbaren «Tod auf Raten» bedeuten, wie die Landesarbeitsgemeinschaft der freien Schulträger am Montag in Erfurt mitteilte. «Ich sehe mich ratlos, wie die einzelnen Schulstandorte abzusichern sind», erklärte der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Schulstiftung, Marco Eberl. Es gehe im Moment nicht mehr darum, über neue Schulen nachzudenken, sondern den Bestand zu sichern.

Nach Prognosen zu einem Gesetzentwurf der rot-rot-grünen Regierung sollen die nicht-staatlichen Schulen von 2015 bis 2019 etwa 115 Millionen Euro mehr vom Land bekommen. In diesem Jahr sollen sie zwölf Millionen mehr als 2014 erhalten. Nach Angaben des Leiters des Katholischen Büros in Erfurt, Winfried Weinrich, fließen von dieser Summe fünf Millionen Euro an Einrichtungen, die neu vom Land als freie Schule anerkannt werden und damit Anspruch auf Unterstützung haben. Unterm Strich stünden damit nur sieben Millionen mehr zur Verfügung.

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Weinrich verwies auf die gestiegenen Personalkosten für Lehrer, deren Löhne sich an den Gehältern von Pädagogen an staatlichen Schulen orientierten. In den vergangenen Jahren habe es pro Jahr im Schnitt 2,6 Prozent mehr Gehalt gegeben, rechnete Weinrich vor. Einen Ausstieg aus dem Tarifvertrag schlossen sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche als Schulträger aus. Die Schulgebühr wollen beide vorerst unberührt lassen: «Wir sind der Auffassung, dass die Belastungsgrenze für Eltern erreicht ist», unterstrich Eberl.

Die Landesarbeitsgemeinschaft fordert eine jährliche Anhebung der finanziellen Unterstützung von drei Prozent statt der bisher vom Land veranschlagten 0,25 Prozent. Alternativ könne sich die Steigerung an der Entwicklung der Tarifgehälter orientieren. Das Land arbeitet derzeit an einem neuen Finanzierungsmodell für die freien Schulen. Nach Angaben von Bildungsministerin Birgit Klaubert (Linke) werden aktuell 50 Stellungnahmen zu dem Gesetz geprüft.

An diesem Dienstag ist vor der Staatskanzlei in Erfurt eine Demonstration von Schülern freier Schulen geplant. In Thüringen lernt fast jeder zehnte Schüler an einer solchen Schule. dpa

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Reinhard
8 Jahre zuvor

Die derzeitige Landesregierung hat wohl ihre Gründe, die Ausbreitung von Schulen, die sie nicht voll kontrollieren kann, einzuschränken.