Wissenschaftsprekariat – Sachsen will universitären „Mittelbau“ mit Millionen unterstützen

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DRESDEN. 92 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeitern an sächsischen Hochschulen haben nur befristete Verträge, viele mit einer Laufzeit von unter sechs Monaten. Wissenschaftsministerin Eva-Maria-Stange will nun Geld in die Hand nehemn um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Die Wissenschaft als «Alptraumjob»: Die Zahl der befristet beschäftigten Wissenschaftler an sächsischen Hochschulen hat nach Ansicht der Grünen alarmierende Höhen erreicht. Die Situation sei dramatisch, nur noch acht Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiter an Universitäten und Fachhochschulen verfügten über einen unbefristeten Arbeitsvertrag, erklärte Claudia Maicher, stellvertretende Fraktionschefin der Grünen im Landtag. Außerdem nehme die Zahl der Kurzzeitverträge weiter zu. Jeder fünfte befristete Vertrag habe Laufzeiten von unter sechs Monaten.

Die Arbeitsbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchse bedürfen dringend einer Verbesserung. Foto: ChemieBW 2015 / flickr (CC BY 2.0)
Die Arbeitsbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchse bedürfen dringend einer Verbesserung. Foto: ChemieBW 2015 / flickr (CC BY 2.0)

«Wir haben das Problem erkannt», räumte Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) ein. «Da hat sich etwas entwickelt, das nicht dafür geeignet ist, dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine Perspektive zu geben.» In diesem Jahr seien 12 Millionen Euro, 2016 rund 13 Millionen Euro für das Programm «Talente für Sachsen» eingeplant. Damit sollen die Rahmenbedingungen vor allem für Wissenschaftler im sogenannten Mittelbau, also unterhalb der Professoren-Ebene, verbessert werden. Laut Ministerium ist unter anderem vorgesehen, eine Mindestdauer für befriste Beschäftigungsverhältnisse einzuführen und deren Anteil generell einzugrenzen. Details dazu würden mit den Hochschulen abgestimmt, hieß es.

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Claudia Maicher von den Grünen bezeichnete die aktuelle Entwicklung als alarmierend. «Hier wird Unsicherheit und fehlende Perspektive zur Regel und der „Traumjob Wissenschaft“ zum Alptraum.» Man müsse Nachwuchswissenschaftler für ihre Leidensfähigkeit bewundern, ein Erfolgsrezept für die Zukunft sei das aber nicht. Maicher forderte Mindeststandards für Arbeitsverhältnisse an den Hochschulen. Das schließe unbefristete Arbeitsverträge für Daueraufgaben ein. Bei Drittmittelprojekten müsse die Laufzeit der Verträge an das Projekt gekoppelt sein. (dpa)

zum Bericht: SPD erwartet schnelle Verbesserung prekärer Arbeitsbedingungen an Hochschulen
zum Bericht: GEW zum Beschluss der Hochschulrektoren zu Wissenschaftskarrieren: „Zwei Schritte vor, einer zurück“

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