Kultusminister Brodkorb war ein Einser-Schüler – Minister erinnern sich an ihre Zeugnisse

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SCHWERIN. Ministern werden zur Mitte oder zum Ende von Wahlperioden oft Noten für ihre Arbeit erteilt. Mitunter denken die Betroffenen dann voller Wehmut an ihre Schulzeit zurück. Denn die Zensuren damals fielen in aller Regel gut und sehr gut aus, wie eine Umfrage in Mecklenburg-Vorpommern ergab.

Auch heutige Minister haben in jungen Jahren der Zeugnisausgabe mit Spannung entgegengefiebert und bis zuletzt gehofft, dass sich der Lehrer bei Wackelnoten doch für die bessere entscheidet. Doch im Allgemeinen fielen die Zeugnisse wohl zur Zufriedenheit auch der Eltern aus. Denn keines der Regierungsmitglieder in Schwerin kann sich daran erinnern, dass es zu Hause großen Ärger wegen der Noten gab. Mit leichten Einschränkungen, wie eine Umfrage zeigte. Insbesondere die heute heftig umstrittenen Kopfnoten – in der DDR Standard – wecken Emotionen und Erinnerungen.

«Ich glaube, dass meine Eltern schon ganz zufrieden waren. Nur bei den Kopfnoten sind einige gewöhnungsbedürftig gewesen. In Fleiß und Mitarbeit waren sie gut, in Ordnung und Betragen nicht immer», bekennt Innenminister Lorenz Caffier (CDU), der sich auch noch gut an seine bevorzugten Fächer erinnert: «Die praktischen Dinge lagen mir mehr, Fächer in denen es pufft und stinkt», sagt Caffier und macht damit seine Vorliebe für Chemie deutlich.

Dass Jungs im Schulalter gern mal über die Stränge schlagen, berichtet Verkehrsminister Christian Pegel (SPD). «Die Einschätzungen der Lehrer über mein Verhalten widerspiegeln den Verlauf der Pubertät», sagt der 41-Jährige. Besonderes Interesse habe er für Geschichte entwickelt und in den anderen Fächern auch solide Leistungen gebracht. «Mit meinen Noten habe ich meine Mutter jedenfalls nicht um den Schlaf gebracht», betont Pegel.

Brodkorb
Bildungsminister Brodkorb findet Noten wichtig für die Selbsteinschätzung.

Für manch «flotte Bemerkung» sei auch sie in ihrer Schulzeit bekannt gewesen. «Eine Eins in Betragen hatte ich nie», sagt Finanzministerin Heike Polzin (SPD). In vielen anderen Fächern schon, darunter in Deutsch und Kunst, was den Berufsweg wohl vorzeichnete. Vor ihrem Einstieg in die Politik war Polzin Lehrerin – für Deutsch und Kunst.

Wie ihre Kabinettskollegin Polzin hatte auch Sozialministerin Birgit Hesse (SPD) eine besondere Vorliebe für Deutsch, dazu noch Englisch und Sport. «Handball war für mich manchmal wichtiger als Lernen», bekennt sie. Was sich hin und wieder in den Noten niedergeschlagen habe, für die Polizeiausbildung später aber nicht von Nachteil gewesen sei.

Mit dem Sport hatte es auch Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU). «Im Kugelstoßen hat mir keiner was vorgemacht», erinnert sich der diplomierte Krankenpfleger. Die Eins im Sport sei ihm immer wichtig gewesen. Kraft und Kraftausdrücke lagen dabei mitunter eng beisammen. «Unter einer Drei ging’s in Betragen nicht», erinnert sich Glawe.

Solche Noten kennt Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) nach eigenem Bekunden vorwiegend vom Hörensagen. Der Einser-Abiturient meint, dass Lehrer entscheidenden Einfluss auf die Leistungen der Schüler haben. «Und ich hatte einfach gute Lehrer», sagt Brodkorb, der auch ein Plädoyer für die Schulnote an sich hält. «Kinder wollen wissen, wo sie stehen.» Noten ab Klasse zwei seien deshalb richtig.

Mit ihren Noten scheint Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) recht zufrieden gewesen zu sein, denn sie erinnert sich an die Tage der Zeugnisausgabe «vorwiegend mit Freude», wie sie sagt. Besonders gut seien die Zensuren in ihren Lieblingsfächern Mathematik und Deutsch gewesen. «Nicht so gute Fächer habe ich an dem Tag ausblenden können.»

Etwas, was Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD), der Deutsch und Geschichte als Lieblingsfächer mit vielen seiner Kabinettsmitglieder teilt, nicht so recht zu gelingen scheint: «Die Noten in Schrift waren eine Katastrophe. Und wenn ich den Menschen um mich herum Glauben schenke, dann wären sie das bis heute», sagt der Regierungschef, der gerade in einer bundesweite Umfrage zur Beliebtheit der Ministerpräsidenten vergleichsweise gute Noten bekommen hatte. Die wichtigste Benotung für das Kabinett steht aber erst in einem Jahr bevor: Im September 2016 ist Landtagswahl. Frank Pfaff

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