Stoch dankt den Lehrern aller Schulformen, „vergisst“ aber die Gymnasien. Philologen sind empört.

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STUTTGART. Misstöne zum Ferienstart: Der baden-württembergische Kultusminister dankt den Lehrern – das Gymnasium kommt in dem Brief aber nicht vor. Verärgerte Philologen und die Opposition sehen sich in ihrer Kritik an Grün-Rot mal wieder bestätigt.

Mit Ärger in die Ferien: Kultusminister Andreas Stoch (SPD).  Foto: Sven Teschke/Wikimedia Commons (CC-BY-SA-3.0)
Mit Ärger in die Ferien: Kultusminister Andreas Stoch (SPD). Foto: Sven Teschke/Wikimedia Commons (CC-BY-SA-3.0)

Zum Beginn der Schulferien hat Kultusminister Andreas Stoch (SPD) mit einem Dankesbrief an die Lehrer Verstimmung an den Gymnasien ausgelöst. Diese werden in dem Schreiben zum Schuljahresende als einzige Schulart nicht erwähnt. Der Chef des Philologenverbandes, Bernd Saur, sagte, darin zeige sich die «mangelnde Wertschätzung» für die Gymnasien. Zuerst hatte der SWR darüber berichtet.

Ein Ministeriumssprecher wies die Kritik zurück. Die Opposition jedoch kritisierte Stoch: Gymnasien seien nicht mehr gewollt und der Landesregierung ein Dorn im Auge. Schon länger gibt es Gezerre um die Zukunft des Gymnasiums. Der Philologenverband sowie die Opposition hatten der Regierung eines Schwächung der Schulart vorgeworfen.

Saur sagte über Stochs Brief, es werde deutlich, dass der bildungspolitische Fokus des Ministers auf den Gemeinschaftsschulen liege. «Eine gewisse Erwähnung wäre aber schon angezeigt», kritisierte er mit Verweis auf das hohe Abitur-Niveau im Südwesten.

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Der Sprecher des Kultusministeriums erklärte: «Der Brief an die Lehrerinnen und Lehrer richtet sich natürlich eindeutig auch an die Lehrer an Gymnasien.» Auch ihnen sei für ihr großes Engagement zu danken. «Dass in der Auflistung von Maßnahmen die Gymnasien hier nicht explizit auftauchen, hat damit zu tun, dass im jetzt zu Ende gehenden Schuljahr keine Entscheidungen getroffen worden sind, die die Gymnasien originär betreffen.»

CDU-Landeschef Thomas Strobl sagte: «Das Versäumnis lässt tief blicken. Danach noch tricksen und täuschen: typisch und peinlich.» CDU-Fraktionschef Guido Wolf kritisierte: «Für die Gymnasien ist der Dankesbrief des Kultusministers ein weiterer Beleg, dass sie nicht mehr gewollt sind.» Die neuerliche Aufregung um das Gymnasium stehe in einer Linie mit den jüngst bekanntgewordenen geheimen Planungen der Arbeitsgruppe «Gymnasium 2020» des Kultusministers. Diese hätten die hohe Qualität des Gymnasiums gefährdet.

«Es ist vermutlich mehr als eine Freudsche Fehlleistung, wenn der Kultusminister die Gymnasien in seinem Dankesbrief an alle Schulen zum Schuljahresende als einzige Schulart unerwähnt lässt», sagte der bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Timm Kern. «Trotz anders lautender Bekenntnisse passen die Gymnasien ganz offensichtlich nicht in die bildungspolitische Landkarte von Grün-Rot.» dpa

Zum Bericht: Hin zur Einheitsschule? Grün-rotes «Gymnasium 2020» in der Kritik – FDP: Kriegserklärung

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6 Kommentare
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dickebank
8 Jahre zuvor

An GY gibt es ja auch keine Lehrer sondern nur Amtsbezeichnungen ab Studienrat.

Im übrigen ist der Gute nicht auf der Höhe der Zeit, sonst hätte er den „lehrkräften“ gedankt.

GriasDi
8 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Auch an GYs gibt es nicht nur Studienräte 🙂

dickebank
8 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

… weil tarifbeschäftigte Lehrkräfte unabhängig vom Lehramt die Bezeichneung „Lehrer“ tragen.

Grübel
8 Jahre zuvor

Pech, Herr Minister… dass einem das Unterbewusstsein aber auch immer wieder was ausplaudert !

Pälzer
8 Jahre zuvor

Sehr geehrte Redaktion,
können Sie einen Link zum Originalbrief zugänglich machen? wüsste doch gerne, was der Minister denn geschrieben hat.