„Was Lehrer nicht dürfen“: Neues Buch erklärt Schülern ihre (angeblichen) Rechte – ein Bestseller

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BERLIN. „Dieses Buch wurde nicht geschrieben, um Lehrer zu ärgern, sondern um den Schülern die Chance zu geben, ihr Recht durchzusetzen“, so schreiben die Autoren, Dallan Sam und Fernando Rode sowie Rechtsanwalt Rolf Tarneden. „Viel zu oft kommt es vor, dass Schüler unter dem Verhalten von Lehrern leiden.“

Müssen sich Lehrer bald gegen Schülerklagen wappnen?. Foto: ilkin / Flickr (CC-BY-NC-ND-2.03)
Müssen sich Lehrer bald gegen Schülerklagen wappnen?. Foto: ilkin / Flickr (CC-BY-NC-ND-2.03)S

So richtig gut lesbar ist das Ergebnis nicht (auch wegen zahlreicher Rechtschreibfehler). Gerade mal drei Sterne von den Amazon-Kunden – mittelprächtig. Und trotzdem: Das Buch schießt in der Bestseller-Liste nach oben. Und hat in der Amazon-Verkaufsliste schon Platz 163 erobert, immerhin. Und es dürfte sich noch weiter nach oben schrauben: Die dazugehörige Facebook-Seite wurde schon über 230.000 Mal „geliked“.

Was Lehrer nicht dürfenDie Meinungen sind, was die Qualität des für 14,99 Euro erhältlichen Druckwerks betrifft, extrem geteilt. Das Buch polarisiert – in Fans und Gegner. Je zu Hälfte halten Rezensenten auf Amazon das Buch für schlecht oder für hervorragend.

„Das Buch ist sicherlich witzig für den Zeitvertreib, aber nicht förderlich um Rechte von Schülern zu unterstreichen“, so schreibt beispielsweise ein Lehrer. „Wer jetzt also als Schüler denkt, er hätte mit diesem Buch die Möglichkeit sich gegen Lehrer und Schule zu stellen, schaufelt sich sein eigenes Grab. Meist sind Vorfälle in der Schule, bei denen sich Schüler missverstanden fühlen und sich wehren möchten, individuell auslegbar und insofern nicht rechtlich durch einen Paragraphen greifbar.“

Ein Beispiel: In dem Buch sei zu lesen, dass ein Lehrer niemandem verbieten könne, mit dem Stuhl zu kippeln. „Nun das kann man generell so sehen, da jeder Schüler das Recht hat so auf seinem Stuhl zu sitzen wie er möchte. Allerdings steht in der Schulordnung, dass der Lehrer das Recht hat Schüler zu ermahnen, welche den Unterricht stören. Ist also der Lehrer der Ansicht, dass das Kippeln mit dem Stuhl den Unterricht stört, beispielsweise weil der Schüler mehrfach auf den Boden knallt oder anderweitig abgelenkt ist, so darf er sehr wohl das Kippeln unterbinden.“ Fall geklärt. Nur ein Punkt fürs Buch.

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Ein anderer Kritiker meint: „Dass der Lehrer seine Schüler nicht verprügeln darf, oder er nicht mit dem anderen Geschlecht in die gleiche Umkleide sollte, hat mich jetzt nicht wirklich umgehauen. Bedenklich ist außerdem, dass sich dieses Buch gezielt an Schüler wendet. Von der Vorbildfunktion des schlechten Schreibstils abgesehen, erzieht dieses Buch die Schüler maximal zu klugscheisserischen Dünnbrettbohrern. Wenn man wirklich mal dringende rechtliche Fragen haben sollte, rate ich zu einem Gespräch mit dem Schulleiter, dem Oberschulamt oder Regierungspräsidium. Die dortigen Juristen sind meiner Erfahrung nach sehr schülerfreundlich.“ Ebenfalls nur ein Punkt.

Ein Schülersprecher kommt zu einem anderen Urteil. Er hält das Buch für Einsteiger für „eine sehr gute Informationsquelle“. Er schreibt den Autoren: „Ihr habt eine sehr verlässliche Quelle geschaffen, auf die man sich im Zweifel berufen kann.“ (Fünf Punkte). Allerdings sieht der Schülersprecher auch negative Konsequenzen einer Verrechtlichung des Lehrer-Schüler-Verhältnisses voraus: „Meine einzige Angst ist, dass manche Schüler sich mit der Umsetzung der Gesetze ins eigene Fleisch schneiden könnten. Deswegen würde er sich einen weiteren Teil wünschen, in dem etwa über die Arbeit der Schülervertretung informiert würde. Denn: „Es gibt sicherlich immer andere und auch schonendere Lösungen, als den Lehrer direkt zu verklagen.“

Ein anderer Schüler (vier Punkte) schreibt: „Das Buch finde ich sehr gut. Kam auch ein Tag früher an. Hab es direkt angewendet und meine Lehrer waren baff.“ News4teachers

Hier geht es zur Facebook-Seite „Was Lehrer nicht dürfen“.

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13 Kommentare
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Küstenfuchs
8 Jahre zuvor

Wenn mir ein kleiner Klugscheißer mit dem Buch kommt, bin ich doch immer juristisch so sicher, dass ich eine passende Antwort finde. Wenn ein Lehrer einen Schüler „nicht einfach so umsetzen“ darf, dann mag das ein Jurist zwar so sehen (solange es rein willkürlich ist), aber sobald pädagogische Gründe ins Spiel kommen, ist das nicht mehr „einfach so“ und jede juristische Spitzfindigkeit ist ausgehebelt.

dickebank
8 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Im Prinzip ist das doch alles ganz einfach. Ich als lehrer treffe eine Entscheidung und gebe eine entsprechende Anordnung an die Schüler. Gleichzeitig lasse ich diese Entscheidung, die ich getroffen habe, von der Schulaufsicht prüfen. Dazu stelle ich den Sachverhalt kurz, vor und erläutere meien Maßnahme und bitte die Schulaufsicht, diese zu prüfen noch bevor ein Schüler seinen Einspruch einreicht.

Die Rechtsdezernenten der Schulaufsicht, die formal ja die persnalführende Stelle – also der Arbeitgeber im juristischen Sinne sind – werden sich ganz schnell über diese Verrechtlichung beschweren. Abstellen können sie diese Anfragen nicht. Folglich muss die oberste Schulbehörde einen Erlass ausfertigen, der die Sachen regelt. Ist doch absolut schön, dass Schule eine Behörde ist, für die die Verwaltungsverfahrensordnung gilt.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Nur das es mindestens eine Schülergeneration dauert, bis der Erlass rechtswirksam gültig wird. Natürlich ein eigener Erlass für jedes kleine Mätzchen …

sofawolf
8 Jahre zuvor

Bei Facebook konnte man als Auszug aus dem Buch lesen, dass Lehrer Schüler nicht gegen ihren Willen umsetzen dürfen. Dürfen sie aber doch laut Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Braunschweig vom 05.01.1989 (laut Günther Hoegg: Schulrecht kurz und bündig, S. 120).

Rolf Tarneden
8 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Hallo zusammen,

wenn sofawolf DAS BUCH (nicht: facebook) gelesen hätte, hätte er bemerkt, dass im Buch geschrieben steht, dass das Umsetzen in der Regel zulässig ist.

Rolf Tarneden, Rechtsanwalt und Autor des Buches.

sofawolf
8 Jahre zuvor

Im Fernsehen (stern TV ?) hieß es, Lehrer dürfen Schüler nicht im Klassenraum einsperren. Dürfen sie aber doch laut Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Schleswig, Urteil vom 05.11.1992 (laut Günther Hoegg: Schulrecht kurz und bündig, S. 126).

PHarOEyE
8 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Und wie fände sofawolf es denn wenn das eigenene Kind von einem Lehrer in einem Klassenraum eingesperrt wird? Ich würde das nicht so witzig finden und wüsste gerne warum eine Lehrkraft überhaupt so ein Recht hat und warum man davon Gebrauch macht?!?

sofawolf
8 Jahre zuvor

Ich habe den Eindruck, das ist alles wieder nur Geldmache und dem Schulfrieden nützt es am wenigsten. 🙁

sofawolf
8 Jahre zuvor

In dem Artikel oben steht, im Buch stünde, dass Lehrer den Schülern kippeln nicht verbieten dürfen. Oben liest man dazu was vom Stören. Das sehe ich ganz anders. Das ist eine Gefahr für „Leib und Leben“ des Schülers, die ich als Lehrer verbieten muss. Mindestens verbieten! Wenn der Schüler sich nicht dran hält, stürzt, sich einen Schaden zufügt, dann ist es ganz wichtig, dass ich ihm das verboten habe !!!

Dürfen Lehrer nun etwa auch Schneeballschlachten nicht verbieten ?

Rolf Tarneden
8 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Hallo zusammen,

wenn sofawolf DAS BUCH „Was Lehrer nicht dürfen“ gelesen hätte, hätte er bemerkt, dass DAS BUCH keinerlei Angaben enthält zu der Frage, ob Kippeln erlaubt ist.

Rolf Tarneden, Rechtsanwalt und Autor des Buches.

sofawolf
8 Jahre zuvor

Sofawolf kennt die dargestellten Themen aus den Medien zu diesem Buch aus dem Internet und aus einem Interview in einem Fernsehbericht, meine ich. Sofawolf kann daher keine Garantie für die Richtigkeit übernehmen, vor allem aber diese „Quellen“ nicht mehr nachreichen.

sofawolf
8 Jahre zuvor

Doch, sofawolf bezieht sich auf diese Aussage. Sie steht ja in dem Artikel oben:

„Ein Beispiel: In dem Buch sei zu lesen, dass ein Lehrer niemandem verbieten könne, mit dem Stuhl zu kippeln.“

(siehe Artikel oben)

knallnase
7 Jahre zuvor

Das Buch gar nicht erst lesen, die belächeln, die es gekauft haben, sich hinsetzen, lernen und sich auf das Leben vorbereiten – gut gemeinter Tipp – Ihr verliert wertvolle Zeit mit solch einem
Schwachsinn. Der Lehrer ist Partner. Der Lehrer, der das nicht hinbekommt, war nie Lehrer – aber – man muss ihn auch seine Arbeit machen lassen und diese akzeptieren. Das beinhaltet auch die Akzeptanz der eigenen Lücken und Schwächen. Dafür kann der Lehrer nichts. So, nun an die Arbeit.