Qualifikationsniveau der Flüchtlinge ist erschreckend gering – Forscher fordern Investitionen in Bildung

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BERLIN. Arbeitsmarktforscher schlagen Alarm: Unter den Flüchtlingen sind offenbar vergleichsweise viele Akademiker – andererseits verfügen bis zu 50 Prozent derjenigen, die in diesem Jahr nach Deutschland gekommen sind, über keinerlei berufliche Qualifikationen. Dringend erforderlich, so heißt es in einer aktuellen Studie, seien jetzt Investitionen in Bildung und Ausbildung, um die Menschen perspektivisch in den Arbeitsmarkt integrieren zu können. Hoffnung nährt die Tatsache, dass das Gros der Flüchtlinge jung ist und deshalb qualifiziert werden kann.

Viel wird davon abhängen, ob es gelingt, die Flüchtlinge schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das Foto zeigt syrische Flüchtlinge auf dem Bahnhof von Wien. Foto: Josh Zakary / flickr (CC BY-NC 2.0)
Viel wird davon abhängen, ob es gelingt, die Flüchtlinge schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das Foto zeigt syrische Flüchtlinge auf dem Bahnhof von Wien. Foto: Josh Zakary / flickr (CC BY-NC 2.0)

Rund 500.000 Menschen sind in den ersten acht Monaten des Jahres nach Deutschland eingewandert – davon rund 420.000 Flüchtlinge. Das sind 3,5 Mal mehr als im Vorjahreszeitraum. Dazu kommen rund 200.000 Flüchtlinge, die sich bereits in Deutschland aufhalten, aber noch nicht registriert sind.

Die schlechte Nachricht im Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), einer Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit: „Die verfügbaren Daten sprechen dafür, dass die berufliche Qualifikation der Flüchtlinge deutlich geringer ist als bei anderen Ausländergruppen, im Bereich der schulischen Bildung ist das Gefälle geringer.“ Die gute Nachricht lautet: „Angesichts des geringen Durchschnittsalters – 55 Prozent der Flüchtlinge sind unter 25 Jahre – besteht jedoch ein erhebliches Potenzial, das durch Investitionen in Bildung und Ausbildung qualifiziert werden kann.“

Seit dem vergangenen Jahr, so die Studienautoren, hat sich die „Qualifikationsstruktur“ der Migranten deutlich gewandelt. 2014 verfügten von den Neuzuwanderern im Alter von 25 bis 64 Jahren 37 Prozent über einen akademischen Abschluss, 27 Prozent über eine abgeschlossene Berufsausbildung und 34 Prozent über keinen berufsqualifizierenden Abschluss. Das bedeutete: Die Neuzuwanderer hatten zu einem deutlich höheren Anteil einen Hochschulabschluss als der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung (21 Prozent), aber zu einem geringeren Anteil eine Berufsausbildung (68 Prozent). Auch sei der Anteil an Personen mit geringer beruflicher Qualifikation unter den Neuzuwanderern sehr viel höher als im deutschen Bevölkerungsdurchschnitt (9 Prozent). Die Neuzuwanderer seien aber sehr viel besser qualifiziert gewesen als der ausländische Bevölkerungsdurchschnitt.

Jetzt allerdings wird erwartet, dass die zunehmende Flüchtlingsmigration zu einem deutlichen Rückgang der durchschnittlichen Qualifikation der Neuzuwanderer führt. Repräsentative Daten zur Qualifikation von Flüchtlingen lägen gegenwärtig zwar noch nicht vor, sowohl aus Befragungs- wie auch aus amtlichen Registerdaten könnten jedoch erste Hinweise abgeleitet werden. Den Angaben zufolge haben unter den 2015 befragten Flüchtlingen 13 Prozent eine Hochschule, 17,5 Prozent ein Gymnasium, 30 Prozent Haupt- und Realschulen (Sekundarschulen), 24 Prozent Grundschulen und 8 Prozent gar keine Schule besucht.

Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn die bisherigen Erfahrungen mit Menschen aus den Asylherkunftsländern zugrunde gelegt werden. Nach diesen Daten hatten unter den bei der Bundesagentur für Arbeit registrierten Erwerbstätigen und Arbeitslosen aus diesen Ländern 53 Prozent keine abgeschlossene Berufsausbildung, 22 Prozent betriebliche oder schulische berufsqualifizierende Abschlüsse und zehn Prozent eine akademische Ausbildung. Keine Überraschung: Diejenigen ohne abgeschlossene Berufsausbildung haben auf dem deutschen Arbeitsmarkt die schlechtesten Chancen – sie sind unter den Erwerbslosen mit 80 Prozent deutlich überrepräsentiert.

„Das schulische Bildungsniveau der Flüchtlinge ist deutlich höher als die beruflichen Qualifikationen, aber auch hier gibt es ein Bildungsgefälle. Zwar ist der Anteil von Personen mit Hochschulreife recht hoch, aber der Anteil derjenigen ohne abgeschlossene Hauptschulbildung dürfte bei einem Zehntel oder darüber liegen“, so heißt es in der IAB-Studie. Fazit: „Das künftige Fachkräftepotenzial der Flüchtlinge wird erheblich von Investitionen in Bildung und Ausbildung abhängen. Angesichts des geringen Alters und der schulischen Voraussetzungen bestehen bei entsprechender Förderung erhebliche Qualifizierungspotenziale.“ Nochmal langsam: „… wird erheblich von Investitionen in Bildung und Ausbildung abhängen …“

Die Rheinische Post kommentiert die Studie entsprechend: „Das Qualifikationsniveau derer, die gerade zu uns fliehen, ist laut einer neuen Studie erschreckend gering“, so heißt es. „Die Zahlen zeigen die Größe der bildungspolitischen Aufgabe, die Länder, Kommunen, Arbeitsagenturen, Betriebe jetzt schultern müssen. Positiv ist, wie jung die Asylbewerber sind“

Und weiter: „Abwarten geht nicht. Schon ab sofort müssen Länder und Kommunen viel mehr Geld in die frühkindliche Bildung, Schulen und Hochschulen investieren. Tausende Lehrer, Erzieher und Sozialarbeiter müssen jetzt und nicht später gesucht und eingestellt werden. Bildung und Ausbildung sind das Gebot der Stunde. Deutschland hat hier international einen herausragenden Ruf. Jetzt muss es sich im eigenen Land neu bewähren. Gelingt das nicht, drohen stark steigende Hartz-IV-Ausgaben und sozialer Unfrieden.“ News4teachers

Hier geht es zu der Studie.

Zum Kommentar: Frau Merkel, übernehmen Sie! Lassen Sie die Schulen mit der Eingliederung der Flüchtlingskinder nicht allein!

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17 Kommentare
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xxx
8 Jahre zuvor

Aus diesem Grund braucht Deutschland dringend ein Einwanderungsgesetz, das über #Refugees welcome hinaus geht. Andernfalls werden aus Kriegsflüchtlinge ganz schnell Wirtschaftsbleiblinge, wobei in diesem speziellen Fall „Wirtschaft“ für „Deutsches Sozialsystem“ steht.

Günther
8 Jahre zuvor

Da ist sie wieder, die gute alte rassistische Stammtischparole. Die kommen her und liegen uns auf der Tasche. Das würde ihnen die NPD sofort unterschreiben.

Was für ein unmöglicher Kommentar!

Pälzer
8 Jahre zuvor
Antwortet  Günther

Ich habe in dem Kommentar von xxx nichts über Rassen gefunden. Wo sehen Sie den Rassismus?

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Ich auch nicht gemeint. Ich fordere allerdings eine Regelung, wer unter welchen Voraussetzungen nach der Flucht auch tatsächlich dauerhaft bleiben darf. Im Moment gibt es eine „Alle rein“-Mentalität, kritische Stimmen werden in der Euphorie immer lauter.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Günther

Drei Sekunden googlen hat eine enorme Verbreitung rassistischer NPD-Parolen auf kilometerlangen Stammtischen zutage gebracht. Nur drei Beispiele von 2015 aus definitiv verfassungswidrigen Schundblättern:

http://www.welt.de/wirtschaft/article144550492/Warum-Deutschland-ein-Einwanderungsgesetz-braucht.html

http://www.sueddeutsche.de/politik/zuwanderungsgipfel-in-berlin-der-grosse-streit-ums-einwanderungsgesetz-1.2434224

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/einwanderungsgesetz-merkel-plan-sorgt-fuer-streit-in-union-a-1045332.html

Es muss geregelt werden, wer nach Deutschland flüchten darf (alle, die in Gefahr um Leib und Leben sind, z.B. wegen eines Krieges) und wer dauerhaft bleiben darf, damit sich die Fehler, die in den 1960er Jahren gemacht wurden, nicht wiederholen.

Aufmüpfer
8 Jahre zuvor
Antwortet  Günther

@Günther
Ihr Umgang mit Menschen, die anderer Meinung sind als Sie, geht mir auf die Nerven. Der Vorwurf „alte rassistische Stammtischparole“ ist dumpfe Beschimpfung aus der Mottenkiste.
Für mich sehen unmögliche Kommentare so aus wie Ihrer: Nichts zur Diskussion beitragen außer wildem Rumfuchteln mit der Nazi-Keule.
Ihr verbales Waffengerasel löst keine Probleme, sondern schafft welche.
Wie verbohrt muss jemand sein, um in dieser angespannten Situation zu glauben, dass er mit seinem immer gleichen Rassismusgequatsche der Gesellschaft und den Zuwanderern einen Gefallen täte. Hier sind Lösungen gefragt und nicht Antifa-Parolen.

OMG
6 Jahre zuvor
Antwortet  Aufmüpfer

Hallo Redaktion!!!!!!!!!

M. J.
6 Jahre zuvor
Antwortet  Günther

Ist es schon Rassismus, wenn Fakten offengelegt werden? Ich kann über Sie nur den Kopf schütteln, Herr Günther.
Hier eine taufrische Meldung, die Sie bestimmt gern wieder verschwiegen sähen:

http://www.bild.de/politik/inland/fluechtlinge/59-prozent-haben-keinen-schulabschluss-52943448.bild.html

Anna
8 Jahre zuvor

Das eine hat mit dem anderen aber nichts zu tun. Es gibt ein Grundrecht auf Asyl, das sich mit einem Einwanderungsgesetz nicht abschaffen lässt.

Pälzer
8 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Unser Grundgesetz sagt in Art. 16a (1): „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.“ Das wird immer wieder mit der Fluchtursache Krieg verwechselt. Es gibt kein Asylrecht für Kriegsflüchtlinge. Ich bin sehr dafür, dass Deutschland Kriegsflüchtlingen Schutz bietet, bis deren Krieg vorbei ist. Aber das ist eine freiwillige Entscheidung unserer Regierung.
In den Absätzen (2) bis (5) unseres Grundgesetzes werden dann Einschränkungen wie die „sicheren Drittstaaten“ formuliert.

DMB DD
8 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

@Anna: Das Grundrecht auf Asyl ist richtig – es ist jedoch kein Recht auf freie Niederlassung. Das sagt die Gesetzgebung und das bestätigt jeder Jurist (Nur um einer moderne Auslegung von Sachhinweisen vorzubeugen).

Rainer Peschel
7 Jahre zuvor

Das Problem der deutschen Fluechtlingspolitik ist folgende.Unsere Politiker haben entweder eine Mafia Mentalitaet oder sie sind zu dumm oder zu verlogen oder beides,um den Realitaeten in die Augen zu sehen.Welcher Politiker ist in der Lage logische und glaubwuerdige Entscheidungen zu treffen?Nur sehr wenige.Im Grunde genommen ist Deutschland heute eine Bananenrepublik mit einer diktatorischen Regierung welche gegen die Interessen des deutschen Volkes regiert.Die Manipulationen und Luegen dieser Politiker ist der Grabgesang fuer Deutschland.

OMG
6 Jahre zuvor

Mich würde mal interessieren, da wir Deutschen im letzten Jahrhundert, davor ja auch, die größte Flüchtlingsgruppe gestellt haben, wie die Bildungsabschlüsse bei unseren Vorfahren so waren, wenn sie deutschen Boden verlassen haben.
Bei meinen Vorfahren bin ich nicht so sicher, nur das die vor 300 Jahren als Handwerker von Preußen angeworben worden sind.
Die einen oder anderen sollten mal in die eigene Familiengeschichte schauen, da wird sich sicherlich Verständnis aufbauen für Menschen, die vor Gewalt u.v.a.m. flüchten möchten – unabhängig von der besuchten Schulform.

M. J.
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

Gut gesäuselt, OMG. Es geht aber nicht um Verständnis und moralisch gute oder schlechte Einstellung gegenüber Migranten, sondern um handfeste und erschreckend hohe Bildungs- und Ausbildungsschwierigkeiten von Zugewanderten und weiterhin Zuwandernden. Siehe meinen obigen Link!
Wollen Sie die mit frommen Worten und moralischen Belehrungen lösen?
Wir leben nun mal in der Gegenwart und jeder weiß, dass Bildung und Ausbildung niemals wichtiger waren als heute, weil es Jobs für Ungebildete weit weniger gibt als früher. Und wenn, dann sind sie so schlecht bezahlt, dass kaum einer davon leben kann.
Ich bin es verdammt leid, angesichts dieser Tatsachen immer wieder pastorales Gerede zu hören. Erklären Sie lieber, wie die Leute nachgeschult und ausgebildet werden können und sagen Sie etwas über die personellen und finanziellen Ressourcen, die dafür zur Verfügung stehen oder zur Verfügung gestellt werden müssen.
Andere Fragen stehen auch noch offen.
Selbstgefälliges Säuseln bringt nichts außer Überlegenheitsgefühlen in Sachen Mitmenschlichkeit.

gudrun
6 Jahre zuvor
Antwortet  M. J.

Volle Zustimmung! Auch Sigmar Gabriel, der wahrlich nicht als Rassist oder Fremdenfeind gilt, hat vor einiger Zeit klar und deutlich gesagt, dass zum Gelingen der Integration die Anzahl der Migranten eine entscheidende Rolle spielt. Sie dürfe die Kraft des Staates und der Gesellschaft nicht übersteigen.
Kein Mensch hat ihm widersprochen, weil seine Worte vernünftig und einleuchtend waren.
Ich denke ebenso wie Sie, M. J., dass die Zahl der Zuwanderer sehr hoch war und noch immer ist. Wenn ich dann erfahre, wie ungebildet und unqualifiziert die meisten Migranten sind, verschärft sich natürlich das Anzahlproblem.
Sie quatschen nicht dumm, sondern problem- und realitätsbewusst. Das schätze ich.

ABC
6 Jahre zuvor
Antwortet  M. J.

Ich erinnere mich, dass vor 2 Jahren, als die meisten Migranten nach Deutschland kamen, jeder als Rechtsradikaler, Fremdenfeind oder Neu-Rechter beschimpft wurde, der vor diesen Problemen warnte und nicht von Bereicherung durch die „Flüchtlinge“ sprach, sondern von Belastung oder auch Überlastung.
Die BILD-Zeitung war da keine Ausnahme.
Meines Erachtens ist es ein Fortschritt, dass die Dinge heute wenigstens bei Namen genannt werden dürfen, ohne dass sofort moralische Entrüstung und Beschimpfung ausbrechen.

OMG
6 Jahre zuvor

M.J., Dummgequatsche hilft nun aber auch nicht.
Meine H8, 70% Migranten unter den besten 10% im Bundesland. Mal Mund halten, sich anstrengend, weniger heulen, und das machen, was man gut kann.
Ich bin hier sicher nicht dafür bekannt, dass ich alles positiv sehe. Aber als Lehrer bin ich in Hessen Mutter Seelen allein durch die Aussiedlerzuzugszeit geschickt worden, habe mit 32 Nichtsprachlern und 2 Muttersprachlern immerhin 27 zum Abschluss und in die Lehre gebracht und habe heute noch nen Hals auf die Herren in Wiesbaden. Aber die Jungs und Mädels, die vor mir sitzen, die sind meine Motivation.
Heute schrieb ein syrischer Junge ein Diktat mit (Diagnosediktat wohlgemerkt), Adjektive schrieb er mit ik am Ende. Und?? Das ist schlecht?????.
In einem schreib er sie richtig, denn wer nach einem halben Jahr ein Diagnosediktat mitschreiben darf, weil er eben in die Stammklasse in Deutsch „befördert“ wurde, weil er den Hintern hochkriegt – der darf von mir als SEIN Lehrer erwarten, dass ich nicht die Tempos ziehe und mir leid tue, sondern auch den Popo zusammenkneife und ihm helfe.
Das heißt nun aber nicht, dass ich den Damen und Herren des Bildungsausschusses nicht sagen wurde, wo ihre Ahnung über Bildungspolitik in Bezug auf die Rechtschreibfähigkeiten des syrischen Jungen einzuordnen wäre. Da schneidet der Flüchtlingsjunge gut ab.