Empörung überschwappt Philologenverband Sachsen-Anhalt

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MAGDEBURG. Er habe eine gesellschaftliche Diskussion gewollt, so Sachsen-Anhalts Philologenchef Jürgen Mannke, über die „möglicherweise zu scharfen“ Formulierungen zu Flüchtlingen in der Verbandszeitschrift. Jetzt hagelt es Kritik von allen Seiten. Im Text wird unter anderem gefragt, wie junge Mädchen vor Sex mit muslimischen Männern gewarnt werden könnten.

Für einen Text zu Flüchtlingen hat der Philologenverband in Sachsen-Anhalt Kritik von seinem Bundesverband wie auch aus der Politik geerntet. Der Bundesvorsitzende Heinz-Peter Meidinger teilte mit: «Das Aufgreifen von unbestätigten Gerüchten in einer schon jetzt gesellschaftlich aufgeheizten Situation ist mit Sicherheit nicht der richtige Weg, die vor unserer Gesellschaft und unseren Schulen liegenden Herausforderungen zu meistern.» Er halte den in der Verbandszeitschrift erschienenen Text in solchen Passagen für inakzeptabel, in denen unbestimmte Ängste vor Belästigungen junger Mädchen durch muslimische Einwanderer thematisiert würden.

Der umstrittene Leitartikel bringt Sachsen-Anhalts-Philologenchef Mannke vermutlich nicht ganz die Debatte, die er angestrebt hat. Foto: Screenshot
Der umstrittene Leitartikel bringt Sachsen-Anhalts-Philologenchef Mannke vermutlich nicht ganz die Debatte, die er angestrebt hat. Foto: Screenshot

Auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) machte seine Sicht bei MDR Sachsen-Anhalt deutlich: «Wir sind gut beraten, dass wir alles dafür tun, dass keine Klischees und Vorurteile bedient werden, sondern dass wir sachlich unsere Aufgaben erfüllen und alles dafür tun, dass Integration in unserem Land gelingt.»

Der am Freitag öffentlich gewordene Text hatte sofort große Empörung ausgelöst – bis hin zum Kultusminister und der Opposition. «Eine Immigranteninvasion überschwappt Deutschland», heißt es im Editorial der Zeitschrift des Verbandes, das von Verbandschef Jürgen Mannke und der Vize-Chefin Iris Seltmann-Kuke unterzeichnet ist. Im Text wird unter anderem gefragt, wie junge Mädchen vor Sex mit muslimischen Männern gewarnt werden könnten. Im Philologenverband sind hauptsächlich Lehrer an Gymnasien organisiert.

Das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt hat Mannke wie Seltmann-Kuke zum Rücktritt aufgefordert. Der von vielen Seiten kritisierte Text zu Flüchtlingen sei nicht nur skandalös, sondern auch gefährlich, kritisierte das Netzwerk am Sonntag. «Gerade in Zeiten, in denen die Zuwanderungsthematik die Gesellschaft zu spalten droht, sind diese Äußerungen pures Gift.»

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«Eine undifferenzierte Verbindung zwischen Religionszugehörigkeit und dem Ausüben bestimmter Straftaten wie sexuelle Belästigung und Pädophilie herzustellen, ist für die Vorsitzenden eines Lehrerverbandes beschämend und disqualifiziert sie schlichtweg für dieses verantwortungsvolle Amt»,

Landesverbands-Chef Mannke sagte dem MDR: «Es ist auf keinen Fall meine Absicht gewesen, ein rechtes Spektrum zu bedienen. Das liegt mir völlig fern.» Er räumte dort ein, dass der Artikel in «manchen Formulierungen möglicherweise zu scharf» sei. Seine Absicht sei eine gesellschaftliche Diskussion gewesen.

Ungeachtet seiner Kritik an dem Kollegen aus Sachsen-Anhalt zeigte Bundeschef Meidinger laut der Online-Ausgabe der «Mitteldeutschen Zeitung» aber teils auch Verständnis für dessen Äußerungen. So sei beispielsweise die von Mannke im Text erhobene Forderung berechtigt, Deutschland dürfe nicht zulassen, dass sich durch Abschottung innerhalb Deutschlands Parallelgesellschaften bilden. (dpa)

zum Bericht: Philologenverband löst Empörung mit Text zu Einwanderung aus

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1 Kommentar
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Georg
8 Jahre zuvor

Genau!

Parallelgesellschaften wie im Prenzlauer Berg, den deutschen Einfamilienhausvorstädten und den reichen Hamburger Vororten müssen unbedingt verhindert werden.