Wissenschaftler fordern: Evolution schon in der Grundschule lehren – und nicht nur religiöse Mythen

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GIESSEN. In der Grundschule wird – im Religionsunterricht – die Schöpfungsgeschichte behandelt. Über den Urknall und die Evolution hingegen erfahren Schüler in der Primarstufe zumeist nichts. Dabei ist das Interesse der Kinder an Dinosauriern oder der Verwandtschaft von Affen und Menschen augenfällig. An thematischen Anknüpfungspunkten mangelt es also nicht. Mehr als 80 Wissenschaftler, Pädagogen und Philosophen meinen, hier werden Bildungschancen vertan. Sie haben deshalb jetzt eine Resolution verabschiedet, die die Aufnahme des Themas Evolution in die Lehrpläne der Grundschulen fordert. Die Expertengruppe stellt auch gleich schon Unterrichtsmaterial zum Thema vor.

Anhand von Dinosaurier - hier ein Modell im Oxford University Museum of Natural History - lässt sich die Geschichte von der Entwicklung der Arten kindgerecht zeigen. Foto: allispossible.org.uk / flickr (CC BY 2.0)
Anhand von Dinosaurier – hier ein Modell im Oxford University Museum of Natural History – lässt sich die Geschichte von der Entwicklung der Arten kindgerecht zeigen. Foto: allispossible.org.uk
/ flickr (CC BY 2.0)

Eine Studie kam 2011 laut „Süddeutscher Zeitung“ zu dem Ergebnis, dass 81 Prozent der Grundschüler die Entstehung des Lebens auf einen Schöpfungsprozess zurückführen – obwohl viele durchaus von der Evolution des Menschen gehört haben. Im Unterricht kommt das Thema kaum vor. „Nur wenn Kinder danach fragen – weil sie vielleicht zu Hause davon gehört haben – kann es sein, dass Lehrer ihnen bestätigen, dass es alternative naturwissenschaftliche Erklärungen gibt“, sagt Klaus Wenzel, ehemaliger Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, gegenüber der Zeitung. Dabei biete sich der Sachunterricht an, den Nachwuchs kindgerecht einzuführen. Doch weil die Grundschüler mit dem Thema Evolution überfordert sein könnten, werde darauf verzichtet, so heißt es in dem Bericht. „Es gibt Lerninhalte, für die bei den Kindern erst bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen“, sagt auch Klaus Wenzel dem Blatt zufolge. „Aber ich begrüße es, wenn Lehrer die Kinder auf Nachfrage über die alternativen Erklärungsmöglichkeiten informieren.“

Die 80 Experten, die sich nun zu einem Kongress in der Hermann-Hoffmann-Akademie der Universität Gießen getroffen haben, wollen allerdings mehr. „Angesichts der fundamentalen Bedeutung des Evolutionsverständnisses für die Entwicklung eines zeitgemäßen Weltbildes ist es befremdlich, dass Kinder in der Grundschule so wenig über dieses Thema erfahren – zumal im Unterricht oftmals Schöpfungsmythen behandelt werden, die ohne Vorwissen zur Evolution leicht fehlgedeutet werden können. Pädagogisch ist dies nicht zu rechtfertigen“, so heißt es in der Erklärung. Schließlich sollten öffentliche Schulen ihre Schüler „nicht im Sinne einer bestimmten Religion oder Weltanschauung beeinflussen, sondern ihnen Zugang zu den zentralen Erkenntnissen der Wissenschaft ermöglichen“.

Weiter heißt es: „Wir appellieren daher nachdrücklich an die deutschen Bildungspolitikerinnen und Bildungspolitiker sowie an die Lehrerinnen und Lehrer des Landes, der Evolution im Unterricht endlich die Bedeutung zuzuweisen, die ihr als dem wohl wichtigsten Bestandteil des modernen Welt- und Menschenbildes gebührt.“ Zu den Unterzeichnern der Petition gehören Prof. Dittmar Graf, Direktor des Instituts für Biologiedidaktik der Universität Gießen, der Philosoph und Schriftsteller Michael Schmidt-Salomon und der Evolutionsbiologe Prof. Volker Storch vom Institut für Zoologie der Universität Heidelberg.

Referenten wie der Biologiedidaktiker Graf oder die Museumspädagogin Lena Sistig stellten sich in ihren Vorträgen auf dem Kongress gegen die Behauptung, evolutionstheoretische Erkenntnisse könnten im Grundschulalter noch nicht vermittelt werden. Tatsächlich – so hieß es – zeigten empirische Studien, dass Grundschulkinder nicht nur ein starkes Interesse am Thema „Evolution“ haben, sondern auch kognitiv in der Lage sind, die allmähliche Entwicklung der Arten zu begreifen. „Ein elementares Verständnis der Evolutionstheorie kann somit bereits in den ersten Klassen angebahnt werden und als Basis für spätere Erkenntnisgewinne dienen“, meinen die Experten.

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Dass die Evolution bislang keine Rolle in der Grundschule spielte, ist nach Auffassung von Graf auch darauf zurückzuführen, „dass es lange Zeit keine ansprechenden Materialien für den Unterricht gegeben hat“. Die gibt es jetzt: Auf der Tagung stellte die von Graf mitinitiierte „Evokids“-Arbeitsgruppe erstmals ihre 100-seitige Lehrmaterial-Sammlung für den Evolutionsunterricht in der 3. bis 6. Klasse vor, die fachliche und didaktische Informationen für die Lehrkräfte enthält sowie Arbeitsblätter für Schüler.

Zu der Lehrstoffsammlung gehört der 18-minütige Film „Big Family – Die phantastische Reise in die Vergangenheit“ der Filmemacherin Ricarda Hinz, der auf dem gleichnamigen, soeben erschienenen Buch des Philosophen Michael Schmidt-Salomon und der Illustratorin Anne-Barbara Kindler beruht. Film und Buch vermitteln das Thema Evolution auf kindgerechte Weise, nämlich als Familiengeschichte, die über die Mutter, Oma und Uroma zur „Steinzeit-Oma“ und von dort über „Oma Spitzmaus“, „Oma Echse“ über „Oma Fischmaul“ bis hin zu „Omapa Bakteria“, dem Ursprung allen Lebens auf der Erde.
Eine vollständige und korrigierte Fassung der Unterrichtsmodule soll bis Ende 2015 zur Verfügung stehen. Ab Februar 2016 sollen dann die sogenannten „Evokids-Boxen“ ausgeliefert werden, die neben den gedruckten Unterrichtskonzepten zahlreiche weitere Materialien für den Unterricht enthalten.

Grundschulen, die mit den Evokids-Boxen arbeiten möchten, können sich schon jetzt bei der Projektgruppe bewerben – und zwar hier.

Träger des Evokids-Projekts sind das Institut für Biologiedidaktik der Universität Gießen und die Giordano-Bruno-Stiftung, unterstützt vom AK Evolutionsbiologie (Verband Biologie, Biowissenschaften & Biomedizin). Die Projektleitung liegt bei Prof. Dr. Dittmar Graf, Dr. Michael Schmidt-Salomon und Prof. Dr. Eckart Voland. Leitfigur der Evokids-Unterrichtsmaterialien ist das durch Bücher, die „Augsburger Puppenkiste” und Kinofilme bekannte „Urmel aus dem Eis” von Max Kruse (1921-2015), der das Projekt von Anfang an unterstützte. News4teachers

Hier gibt es weitere Informationen zu dem Projekt.

 

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Pälzer
8 Jahre zuvor

Da inszenieren sie sich als die „Experten“, danke, liebe Redaktion, dass im letzten Satz die Autoren genannt werden. Giordano-Bruno-Stiftung – mit anderen Worten, die fundamentalistischen Atheisten wollen ihre Lehre möglichst früh verbreiten, um die kleinen Kindern gegen die Gefahren des Christentums und das Übel der Religion zu imprägnieren. Damals in den kommunistischen Staaten hat es ja nicht so geklappt mit dem „wissenschaftlichen Atheismus“.

Nun, besser scheint mir, auf rationales Denken zu setzen und Wissenschaft als auf Fakten, Beobachtung, Theoriebildung und kritischer Diskussion beruhenden Prozess zu lehren. Indoktrination per Evokids und Urmel verbietet sich dann. Dreht lieber Filme über echte Tiere, zeigt den Kindern die wunderbare Natur, wie sie ist!

GriasDi
8 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Besteht nicht eine Trennung von Staat und Religion?

Pälzer
8 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

in Deutschland, laut Grundgesetz, nicht. bitte nicht mit Frankreich und USA verwechseln!

GriasDi
8 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Was hat mehr Kriege verursacht? Religion oder die Lehre der Evolution?

Pälzer
8 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

vor 400 Jahren: Religionen. seit etwa 100 Jahren: säkulare Ideologien und Konflikte zwischen verschiedenen Kulturen, die manchmal (im Sinne eines Label) auch Religionen zugeordnet werden konnten. Das sieht man am Beispiel Bosniens recht gut. Die Religionen haben absolut nichts zum Konflikt beigetragen, sondern die „alten Rechnungen“ der Volksgruppen von 1945 wurden beglichen.
Aber sehen Sie denn Evolution als „Lehre“?? nicht als eine wissenschaftliche Theorie??
Hier sehe ich den Kategorienfehler, der sich in Ihrer Frage wiederholt, zu der Sie nur zwei Auswahlantworten anbieten wollen. Nein: es gibt mehr als zwei Ursachen für Kriege.

Georg
8 Jahre zuvor

Großartig, wie bei Ihnen aus wissenschaftlicher Forschung und der Vermitllung von naturwissenschaftlichen Fakten plötzlich „atheistische Fundamentalisten“ werden.

Was ist daran fundamentalistisch? Sie wissen schon, was das für vollkommen unangebrachte Assoziationen weckt, oder?

Lustig finde ich, dass Sie in ihrem letzten Satz genau das fordern. Es soll auf rationales Denken und Wissenschaft gesetzt werden. Nun, was machen denn diejenige, die Erkenntnisse über Evolution vermitteln wollen anderes?

Georg
8 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Und wirklich hanebüchen ist m. E. auch der Verweis auf die „kommunistischen Staaten“. Auch da schwingt wieder etwas von politisch gewollter Indoktrination mit.

Hier geht es um Evolution, nicht um Religion.

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Ja, ja, es geht um Evolution. Damit sollte sich Gender – Mainstreaming mal ein wenig beschäftigen. Dann wäre recht schnell klar, was für einen sektenähnlichen Dünnpfiff sie verbreiten.
Keine Sorge, ich beabsichtige damit kein neues „Fass“ zu öffnen. Unsere Positionen sind ja hinlänglich bekannt.
Deshalb, bitte keine neue Einwändebehandlung.

Pälzer
8 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Vielleicht kennen Sie die Geschichte des Umgangs in kommunistischen Staaten des Umgangs mit Religion nicht genug, um meine Bemerkung richtig einzuordnen. Der Vergleichspunkt ist, dass auch diese den Einfluss von Eltern und Umwelt durch möglichst frühzeitige staatliche Indoktrination (d.h. Vermitteln nur einer Sichtweise und Unterdrücken anderer) ausschalten wollten.

Pälzer
8 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Erkenntnisse über Evolution zu vermitteln ist gut. Dazu braucht man aber eine Faktenbasis, keine Comic-Geschichten über Onkel Affe und die Spitzmaus-Oma, sondern Wissen über Genetik, Tierarten, Organsysteme, Ökosysteme. Erst mit diesem Wissen lässt sich eine Theorie verstehen und auch kritisch reflektieren.
Wer „Evolution“ in die Grundschule verlegt, will nicht Menschen zu wissenschaftlichem Denken befähigen, sondern eine unreflektierte Grundüberzeugung prägen, und die richtet sich ja erklärtermaßen gegen „religiöse Mythen“. Wenn Sie die Giordano-Bruno-Stiftung kennen, wissen Sie auch, was mit diesen Worten kodiert ist. Fundamentalismus ist eine Geisteshaltung, die keinerlei Abweichung vom eigenen Denksystem akzeptiert, und dieser Begriff passt hier sehr gut.

Georg
8 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Sorry, aber wie bitte?

Wissenschaftliche Erkentnisse sollen an Grundschulen vermittelt werden und das kommt nun mal nicht ohne didaktische Reduktion aus. Wie Wissenschaft funktioniert und das die Welt komplex ist lernen sie später ja ohnehin.

Also was ist so schlimm daran, Kindern die Evolution mit Onkel Affe und Spitzmaus-Oma beizubringen, vor allem wenn es funktioniert und sie vor dem Adam-und-Eva und Kreationismus Quark und damit fehlgeleitetem Denken über die Welt bewahrt?

Und wenn Sie Angst vor „Fundamentalismus“ haben, richten Sie sich ausgerechnet gegen die Giordano-Bruno Stiftung und nicht gegen die vielen Religionen dieser Welt, die leider viel zu oft nur ihre eigene Idee zulassen und sich dafür gerne auch mal die Gurgel aufschneiden?

Ja, das auch Atheisten töten ist mir klar, aber Glauben spielt leider bei den weltweiten Meucheleien mehr als nur eine Durschschnittsrolle.

Pälzer
8 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Ich habe keine Angst vor Fundamentalismus, ich tu was gegen ihn.
Grüßen Sie Richard, wenn Sie ihn mal wieder treffen oder lesen.

Georg
8 Jahre zuvor

Schön zu sehen, wie Sie mich sortiert haben. Da weiß ich ja, wie Sie mich in zukünfitgen Diskussionen sehen werden.

Und schade zu sehen, das Sie das mit dem „Gender“ m. E. leider nicht verstanden haben.

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Nun, was „Gender“ betrifft, glaube ich, dass ich im Gegensatz zu Ihnen eine ganze Menge verstanden habe.

Georg
8 Jahre zuvor

Tja, glauben (und meinen) ist nicht wissen.

Und ohne Kenntnis von Primärtexten und einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem, was sozialwissenschaftliche Forschung zusammengetragen hat, ist es mit wissen auch schwierig.

Vor allem, wenn man sich dann in seinen Meinungen auf Menschen verlässt, für den das soziale Miteinander in der Prägung des Menschen keinerlei Rolle zu spielen scheint, weil in uns ja, von außen vollkommen unbeeinflusst, steinzeitliche Triebe steuern und die mit solchen Zitaten auffallen.

„Unsere Theorien basieren auf Fakten, während in der Sozialkunde eben vor sich hin theoretisiert wird in aller Regel, und Fakten wenig zählen.“

„…Männer wollen einfach eine nette Frau, mit der man nicht viel diskutieren muss; jung, attraktiv, gut kochen muss sie können, Kinder großziehen.“

„Ich bin Inhaber eines Lehrstuhls – C4-Professor – heutzutage gibt es nur noch W2- oder W3-Stellen. Die meisten Gender-Professuren sind Gott sei Dank nur nach W2 besoldet. Das ist ein besseres Lehrergehalt. Es ist ein kleiner Trost.“

http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/universitaet-kassel-professor-ulrich-kutschera-zieht-ueber-genderforschung-her-a-1050888.html

http://www.deutschlandfunk.de/uni-kassel-professor-nennt-genderforschung.680.de.html?dram:article_id=329897

Wer jemandem zujubelt, der in einer Debatte mit so etwas punkten will und Menschen, die ihre Argumentation begründen können und gleichzeitig noch inhaltlich auf ihre Mitdiskutanten eingehen als „Einwändebehandler“ zu diskredieren sucht, der macht es mir, gelinde gesagt, schwierig, ihn ernstzunehmen.

Aber gut, lassen wir das, ich habe fertig.

Georg
8 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

„diskreditieren“ sollte es heißen…

I D
8 Jahre zuvor

Tipp: Lesen Sie doch mal die Bücher von Werner Gitt, einem Wissenschaftler aus der Informatik. Auch auf YouTube zu finden.

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor

Sie irren gewaltig, wenn Sie meinen, ich würde mich lediglich auf Kutschera beziehen.
Erstaunlich oder auch wieder nicht, dass z.B. Prof. Axel Meyer in seinem neuesten Buch „Adams Apfel und Evas Erbe … “ in zentralen Punkten zu GM die gleiche Meinung vertritt.

Sowohl Kutschera als auch Meyer und andere Biologen leugnen keinesfalls „das soziale Miteinander in der Prägung des Menschen“.
Am Anfang des Kapitels (S. 316 ff) betont Meyer ausdrücklich, dass es um die zentrale Frage gehen soll, in welchem Ausmaß die Unterschiede zwischen Männern und Frauen einerseits genetisch oder biologisch zu erklären sind und wie stark andererseits Kultur oder Umwelteinflüsse zu diesen Unterschieden beitragen (317).

Nun stellt er an einigen Bsp. die Unterschiede heraus. Z.B. beschäftigt er sich mit der Frage, wer weiter wirft, Männer oder Frauen. Am Ende seiner Ausführungen stellt er fest:

„Selbst bei einer so banalen und korrekten Aussage wie ‚Männer werfen weiter als Frauen‘ fühlen sich sofort bestimmte Leute, gerade Kulturwissenschaftler, Anthrologen und Feministinnen, auf den Plan gerufen, um selbst einen so offensichtlichen biologischen Unterschied kulturell zu erklären und eine systematische Benachteiligung von Frauen zu beklagen. Als ob es über natürliche Unterschiede etwas zu lamentieren gäbe“ (318).

Sehen Sie, dieses Bsp. verdeutlich wunderbar, warum ich GM nicht ernst nehmen würde, wenn die Ideologie nicht längst begonnen hätte, ihren universitären „Elfenbeinturm“ zu verlassen, um ihre „Lehre“ in der Gesellschaft und den Schulen mit missionarischem Eifer zu verbreiten.

Reni
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Es wäre ja nicht weiter beunruhigend, wenn das Gender Mainstreaming nur ein verückter Spuk wäre, der sich über kurz oder lang selbst erledigt. Leider aber es ist es eine hartnäckige Lehre mit vielen Helfershelfern, die wie alle Ideologien vorgibt, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zu beruhen, die den Menschen Glückseligkeit verschafft.
Das vesprachen auch die kruden Kommunismus- und Sozialismusideologien einschl. der des Nationalsozialismus. Jede einzelne trat mit großartigen Versprechungen an und stürzte die Menschen doch ins Verderben.
Von allein wird das Gender Mainstreaming nicht verschwinden. Die politischen Kräfte hinter ihm sind zu stark und haben es bereits in wichtige Institutionen gebracht. Es kann m. E. aber noch zurückgedrängt werden, indem die Menschen es nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern sich auflehnen.
Mit Freude nehme ich beispielsweise wahr, dass die Verhunzung unserer Sprache durch den Gender-Neusprech zu stagnieren scheint.
Sprache ist für jede Ideologie wichtig und massive Änderung der Sprache ein untrügliches Zeichen für geistige Umerziehung.
Darum ein großes Dankeschön an alle Verweigerer des mündlichen oder schriftlichen Genderneusprechs.

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  Reni

Ich meine auch, dass GM eine nicht ungefährliche Ideologie ist. Bei allem Ärger über diese Bewegung, will ich sie aber nicht mit der Ideologie des Kommunismus oder des Nationalsozialismus auf eine Stufe stellen.
Allein im Machtbereich von Stalin verloren zig Millionen Menschen ihr Leben. Die Gewaltverbrechen des Diktators Hitler sind hinlänglich bekannt.

Leider kann ich Ihren Optimismus nicht teilen, dass der Gender – Neusprech anscheinend stagniert. Können Sie Beispeile nennen?

Im Gegenteil: Mit „freundlicher Unterstützung“ einiger Verlage ist es GM inzwsichen gelungen in den Schulen „Fuß zu fassen“.
In diesem Zusammenhang verweise ich gerne noch einmal auf diesen Link:

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gender-studies-genderforschung-auch-in-der-biologie-13603216.html

jagothello
8 Jahre zuvor

Selbst in „Intellektuellen-Foren“ gibt es also derart indifferente verbale Gleichsetzungen… Im Namen der „NS-ideologie“, wie Sie zu schreiben belieben, sind Millionen Menschen getötet worden. Gender mag sie ärgern, mag ein wenig verdruckst-verklemmt daherkommen und ein paar hässliche „/Innen“ verschulden, ist aber weder strukturell noch v.a. hinsichtlich der Wirkungsmacht mit dem Nationalsozialismus zu vergleichen. Geht es denn wirklich nicht 3 oder 4 Nummern kleiner? Aber es gehört zum neudeutschen Doofsprech, jedes Dogma, jede geistige Mode gleich in den Stand einer „Ideologie“ zu heben; offenbar gleich nach „Gutmensch“ das schlimmste vorstellbare Stigma. Als könnte mit demselben Recht nicht beinahe alles als „Ideologie“ abqualifiziert werden: Straßenverkehr, Fleischkonsum, die Berufswahl, Demokratie und freie Marktwirtschaft und und und.

g. h.
8 Jahre zuvor
Antwortet  jagothello

Und was halten Sie von den ständigen „indifferenten verbalen Gleichsetzungen“ mit Nazis, wenn jemand an der „Demo für alle“ teilnimmt, die sog. Willkommenskultur mit ihrer chaotischen Asylpolitik kritisiert oder AfD-Standpunkte richtig findet?
Ihre Doppelmoral in verbaler Gleichsetzung mit Nazi ist widerlich.

Popcorn
8 Jahre zuvor
Antwortet  g. h.

Da empfinde und denke ich genauso wie Sie.

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  jagothello

@jaogothello

„Ideologie“ – lt. Duden:

Bedeutungsübersicht

< an eine soziale Gruppe, eine Kultur o. Ä. gebundenes System von Weltanschauungen,
Grundeinstellungen und Wertungen,

< politische Theorie, in der Ideen der Erreichung politischer und wirtschaftlicher Ziele dienen (besonders in
totalitären Systemen),

< weltfremde Theorie.

Na, welche Bedeutung gefällt Ihnen für GM am besten?

Niemand hat die GM – Ideologie z.B. mit der NS – Ideologie gleichgesetzt. Für wie verrückt halten Sie g.h. und mich eigentlich? Was soll diese infame Unterstellung?
Sie sollten sich bemühen, die Texte korrekt zu lesen und zu interpretieren!!

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Pardon, ich meine „Reni“ und nicht „g.h.“

ysnp
8 Jahre zuvor

Ich habe mir jetzt als Grundschullehrkraft einmal die Unterrichtsmaterialien zum Thema angeschaut. Ich finde die Materialien, die ich dort gesehen habe, nicht schlecht und ich glaube nicht, dass sie dem, was im Religionsunterricht gelehrt wird, widersprechen. Ein moderner Religionsunterricht wird auch schon in der Grundschule auf den Symbolcharakter vieler biblischen Geschichten des Alten Testaments hinweisen und je nach Alter der Schüler die Botschaft dieser Geschichten herausarbeiten. So differenziert sehen das die Schüler dieses Alters nicht.
Selbst im 4. Schuljahr kann man mit den Schülern z.B. die Weihnachtsbräuche der verschiedenen Länder, die sich sehr im Glauben, wer die Geschenke bringt, unterscheiden, durchnehmen und sie hinterfragen das nicht, was man jetzt glauben kann und was nicht. Diese Frage stellt sich nicht. Grundschüler denken nicht wie Erwachsene. Sie gehen an solche Dinge viel unbedarfter heran. Im 2./3. Schuljahr spricht es sich z.B. so langsam unter den Schülern herum, dass es das Christkind, das die Geschenke bringt, nicht gibt, sondern dass das die Eltern sind.
Doch auf der anderen Seite sind die Schüler sehr naturwissenschaftlich interessiert. Naturwissenschaftliche Inhalte gibt es in den aktuellen Lehrplänen.
Für mich stellt sich eher eine andere Frage: Unsere Sachkundelehrpläne (ich spreche da für Bayern) sind ziemlich überfrachtet, sodass man kaum die Themen schafft, wenn man sie nicht nur oberflächlich anreißen möchte. Außerdem besteht die Gefahr, dass die traditionelle Heimatkunde immer mehr entfällt. Diese finde ich wichtig, um sich mit dem Ort, an dem man wohnt, zu identifizieren. Die Frage ist, was dann wieder gestrichen wird, wenn man die Evolutionstherorie mit einbringt? Und sollte man nicht auch noch neue interessante Themen für die Sekundarstufe lassen?

beobachter
8 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Lieber ysnp,
vielen Dank für den Beitrag, …. 🙂
…. der wieder einmal zeigt, dass man(n) sich erst einmal schlau machen sollte (z.B. durch Lesen oder Infomieren), bevor er (?) seine „Meinung“ verbreiten will.

„Der Vorteil der Klugheit besteht darin dass man sich dumm stellen kann, das Gegenteil ist schon schwieriger.“ 🙂

Pälzer
8 Jahre zuvor
Antwortet  beobachter

Sehr geehrter Beobachter, ich kann in dieser Bemerkung kein inhaltliches Argument erkennen.
Liegt das an mir?

beobachter
8 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

vielen Dank für Ihre Bezugnahme auf meinen Beitrag.
Klare Frage – einfache Antwort: JA!

(Lesen Sie doch bitte die Beiträge zum Thema und versuchen Sie dann meine Einlassung zu ysnp richtig zu deuten, der/die ja nun wirklich als Einziger/e auf das im Beitrag dargestellte Problem eingegangen ist!)
Haben Sie das nicht auch so gesehen? .. fragt ein Beabachter

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  beobachter

unternehmensberatungen sondern unglaublich viel unheimlich klug klingendes dummes blabla zum stundensatz eines durchschnittlichen Monatsgehaltes ab. die Umkehrung ist zwar schwer aber möglich.