Als Helfer für die Lehrer: Jede Grundschule in Schleswig-Holstein erhält einen (halben) Inklusions-Assistenten

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KIEL. Etwa ein halbes Jahr später als geplant stellt Schleswig-Holstein die neuartigen «Schulischen Assistenzen» ein. An jeder Grundschule soll eine solche Kraft inklusives Lernen unterstützen. Die Opposition kritisiert das Inklusionskonzept der Landesregierung.

Mit insgesamt 542 sogenannten Schulischen Assistenzen will Schleswig-Holstein das gemeinsame Lernen von behinderten und nichtbehinderten Kindern an allen Grundschulen verbessern. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) kündigte am Dienstag in Kiel an, das Land werde in den nächsten Monaten rund 350 Schulische Assistenzen einstellen. Zudem nehmen Schulen oder freie Träger selber solche neuartigen Kräfte in Anstellung. Das kostet das Land 13,2 Millionen Euro. Ursprünglich hätten bereits mit Beginn des Schuljahres Ende August Schulische Assistenzen ihren Job aufnehmen sollen.

«Die Lehrerinnen und Lehrer werden damit entlastet und die Kinder individuell gefördert», sagte Ernst. Sie zog eine positive Zwischenbilanz des schleswig-holsteinischen Inklusionskonzepts, es sei bundesweit ein Vorbild. Ein zentraler Punkt sei die Stärkung der Schulen durch multiprofessionelle Teams – dazu gehören auch Schulsozialarbeiter und Schulpsychologen. Der schulpsychologische Dienst ist von 17 auf fast 32 Stellen verdoppelt worden. Das Land übernimmt dabei den bisherigen Bundesanteil und finanziert die Aufgabe jährlich mit 17,8 Millionen Euro.

Die Aufgaben der Schulischen Assistenzen, die sich um alle Grundschüler kümmern sollen, beschrieb Ernst nun konkret: Dazu gehören Hilfestellung bei der Umsetzung von Arbeitsaufträgen, das Mitwirken an Fördermaßnahmen für Gruppen oder einzelne Schüler, Hilfe bei pädagogischen Angeboten außerhalb des Unterrichtes wie Projekttage. Jede Grundschule erhalte mindestens eine Assistenz, die von morgens bis mittags da sei – also eine halbe Stelle. Für die neuartigen Jobausschreibungen gingen laut Ernst 1300 Bewerbungen ein.

Um die inklusive Bildung weiter zu verbessern, betonte Ernst besonders den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Bisher werden nur 15,3 Prozent der Schüler mit entsprechenden Problemen inklusiv beschult, dagegen sind es beim Förderschwerpunkt Lernen 81,8 Prozent der betroffenen Kinder.

Für die Förderzentren, deren Zukunft lange ungewiss war, gab Ernst eine bedingte Bestandsgarantie. Inklusive Schule könne ohne Förderzentren nicht gelingen. «Deshalb bleiben sie landesweit erhalten, werden aber inhaltlich und strukturell weiterentwickelt», sagte Ernst. Der Schwerpunkt werde künftig auf fachlicher Expertise und Beratung liegen, nicht aber auf Unterricht mit Schülern.

Während Vertreter der Regierungsfraktionen SPD und Grüne die Umsetzung des Inklusionskonzepts lobten, übte die Opposition Kritik. «Das ist eine reine Verschwendung von Ressourcen», sagte die bildungspolitische CDU-Fraktionssprecherin Heike Franzen mit Blick auf die sogenannten multiprofessionellen Teams an den Schulen.

Die FDP-Abgeordnete Anita Klahn kritisierte, die Schulischen Assistenzen sollten «Mädchen-für-Alles» spielen. Sie forderte stattdessen mehr ausgebildete Sonderpädagogen. Zudem müssten die Förderschulen als Schulen mit Schülern erhalten bleiben und durch ein Netzwerk von Inklusionsschulen unterstützt werden. «Denn es bedarf differenzierter Lösungen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder mit Förderbedarf gerecht werden zu können.» dpa

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