Kann sie die Humboldt-Uni bändigen? Sabine Kunst ist einzige Kandidatin für das Präsidentenamt

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BERLIN. Es ist Deutschland Vorzeige-Universität. Doch hinter den Kulissen der Humboldt-Uni rumort es: Über längere Zeit gelang es nicht, das Amt des Präsidenten neu zu besetzen. Das soll sich nun ändern.

Durchaus erfahren im Universitätsmanagement: Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (SPD). Foto: Axel Hindemith / Wikimedia Commons /  Creative Commons by-sa-3.0 de
Durchaus erfahren im Universitätsmanagement: Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (SPD). Foto: Axel Hindemith / Wikimedia Commons / Creative Commons by-sa-3.0 de

Nach langem Hin und Her entscheidet die renommierte Berliner Humboldt-Universität (HU) am morgigen Dienstag über ihre neue Leitung. Einzige Kandidatin für das Präsidentenamt ist Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (SPD). Dass die 61-jährige promovierte Ingenieurin und Politologin die Mehrheit des HU-Konzils auf sich vereinen wird, gilt als wahrscheinlich. Das rund 60-köpfige Gremium setzt sich zum Großteil aus Professoren, aber auch aus Uni-Mitarbeitern und Studenten zusammen.

Auf Kunst würde eine große Aufgabe warten: Als Präsidentin gäbe sie den Kurs vor für rund 34.000 Studenten, mehr als 400 Professoren, knapp 2000 Mitarbeiter im wissenschaftlichen Mittelbau und weitere rund 1500 in der Verwaltung. 1810 gegründet, hat die HU den Ruf als «Mutter aller modernen Universitäten».

Der bisherige Präsident Jan-Hendrik Olbertz hatte schon im vergangenen März angekündigt, nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Grund waren Differenzen wegen seiner Bemühungen, die Verwaltung zu reformieren. Olbertz wollte das Amt des für den Haushalt zuständigen Kanzlers wiedereinführen, konnte sich damit jedoch nicht durchsetzen. Schon Ende 2013 war er einmal kurzfristig zurückgetreten, hatte sich dann aber wieder umentschieden.

Unter Olbertz‘ Führung gelang es der HU, 2012 in den Kreis der sogenannten Exzellenzuniversitäten aufzurücken. Nach dem Start der milliardenschweren Initiative 2005 war das zunächst nicht geglückt. Das Förderprogramm für Spitzenforschung läuft 2017 aus, geht jedoch höchstwahrscheinlich weiter. Die HU auch für den weiteren Wettbewerb unter deutschen Unis in Position zu bringen, dürfte eine der Kernaufgaben der neuen Leitung werden.

Sabine Kunst stand dem Konzil bereits in der Vorwoche zu ihrem Werdegang und ihren Plänen als mögliche Präsidentin Rede und Antwort. Besonders wichtig sei ihr, die «evidente Unterfinanzierung» der Uni aufzulösen, wie die HU berichtet. Mehr Mittel seien dringend nötig, auch angesichts der wachsenden Studierendenzahlen und der angespannten Betreuungssituation an den Berliner Universitäten.
Dem Vernehmen nach stehen im Konzil vertretene Studenten der neuen Kandidatin kritisch gegenüber – sie lasten ihr Entscheidungen in früheren Funktionen an, wie der «Tagesspiegel» berichtete. Vorgeworfen wurde ihr etwa mangelnde Kommunikation.

Erste Wahl der HU ist Sabine Kunst nicht. Zunächst wurde der Würzburger Forscher Martin Lohse als Kandidat aufgestellt, der Wahltermin im November 2015 stand fest. Doch Lohse zog seine Kandidatur überraschend zurück, die Wahl platzte. Er begründete seine Absage damit, dass die Aufgaben weitaus mehr «von Verwaltungs- und Finanzierungsaspekten geprägt» seien als er sich das vorgestellt habe.

Die HU stand wieder am Anfang, ihr Ruf begann zu leiden. Ob sie unregierbar und reformunwillig sei, wurde viel diskutiert. Die auch im Universitätsmanagement erfahrene Sabine Kunst könnte das Gegenteil beweisen. In ihrer Anhörung vor dem Konzil sprach sie laut einem Bericht des «Tagesspiegel» mit Blick auf die Gremien von einer «bewundernswerten Diskussionskultur». Sollte Kunst gewählt werden, will sie das Amt laut HU im Sommersemester antreten. dpa

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