Studie beklagt Gießkannenprinzip statt gezielter Förderung von Schulen, wo’s nottut

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BERLIN. Schulen in sozialen Brennpunkten und mit hohem Zuwandereranteil an ihrer Schülerschaft erhalten zusätzliche Mittel, besonders Lehrerstellen, um diese „Standortnachteile“ ausgleichen zu können. So sollte es sein und so scheint es auch zu sein, betrachtet man die zahlreichen Fördermaßnahmen in den Ländern. Per Saldo seien aber die Fördermittel für die „benachteiligten“ Schulen vielerorts zu gering, wie der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) in einer Länderanalyse ermittelt hat. Nach Meinung der Experten hapere es dabei bereits an der Bedarfsermittlung.

In Deutschland gehen die Fördermittel für zusätzliche Lehrerstellen an Schulen mit hohem Zuwandereranteil und in sozialen Brennpunkten nach einer Studie noch zu oft am Bedarf vorbei. Dies ergibt sich aus einer Länderanalyse, die der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) vorstellte.

„Ungleiches ungleich behandeln!“ Die Förderung von Schulen in sozialen Brennpunkten (hier: Berlin Marzahn-Hellersdorf) muss sich stärker am Bedarf orientieren, findet der SVR. (Plattenbau in ). Foto: jack_of_hearts_398/flickr (CC BY 2.0)
„Ungleiches ungleich behandeln!“ Die Förderung von Schulen in sozialen Brennpunkten (hier: Berlin Marzahn-Hellersdorf) muss sich stärker am Bedarf orientieren, findet der SVR. Foto: jack_of_hearts_398/flickr (CC BY 2.0)

Schüler mit Migrationshintergrund lernten oft in leistungsschwachen Klassen an Schulen in sozial benachteiligten Stadtteilen – doch diese Startnachteile würden in der Schulfinanzierung nur unzureichend berücksichtigt. Denn solche Schulen erhielten trotz Mehrbedarfs etwa für Sprachförderung von den Kultusbehörden häufig nur ebenso viele Zuschüsse für mehr Lehrerstellen wie «Durchschnittsschulen» – oder sogar weniger.

Die von der Stiftung Mercator geförderte Studie mahnt an, dass es «aussagekräftiger Indikatoren wie etwa soziale Benachteiligung und Sprachförderbedarf» bedürfe, um den individuellen Bedarf einer Schule verlässlich zu ermitteln. Die Direktorin des SVR-Forschungsbereichs, Cornelia Schu: «Derzeit verteilen nur neun Bundesländer ihre Mittel auf Basis klar definierter Indikatoren (…).»

Über die Anwendung landesweit einheitlicher Indikatoren hinaus, bedürfe es fehle es auch flächendeckend an aussagekräftigen auf die einzelne Schule bezogenen Daten. Der Handlungsbedarf sei dringend, obwohl «sich die Länder bereits 2007 selbst dazu verpflichtet haben, die Standortnachteile einzelner Schulen gezielt durch zusätzliche Ressourcen auszugleichen».

Um Abhilfe zu schaffen, müsse «in jedem Bundesland eine einheitliche Datenbasis geschaffen werden, um den Mehrbedarf einzelner Schulen transparent und vergleichend messen zu können», hieß es weiter. Dies könnten sowohl schulscharfe Daten wie auch amtliche Sozialraumdaten sein.

Zudem empfehlen die Experten bei der finanziellen Zusatzförderung von Schulen, das Expertenurteil der örtlichen Schulbehörden ergänzend zu nutzen, damit akuter Mehrbedarf zum richtigen Zeitpunkt erkannt und gedeckt werden könne.

Dritte Standbein einer gezielteren Schulförderung aus Sicht des SVR ist eine fortlaufende Qualitätssicherung. Es sollte regelmäßig überprüft werden, ob die zusätzliche Förderung bei den Schülern ankommt. Dazu sollten sich die
Schulbehörden mit den Schulen auf konkrete Verwendungszwecke verständigen. Zudem sollten Finanzierungsmechanismen regelmäßig auf ihre Wirksamkeit überprüft werden.

Susanne Farwick,von der Stiftung Mercator, betontn noch einen weiteren Aspekt: Für sie ist es ausschlaggebend, dass über eine bedarfsorientierte Finanzierung auch mehr gezielte Fortbildungsangebote für Lehrer gemacht werden: „An Schulen in sozial schwieriger Lage sind nicht nur mehr Stellen notwendig, die Lehrkräfte müssen dabei auch fit gemacht werden für die Herausforderungen ihrer Schülerschaft.“ (News4teachers, dpa, pm)

zum Bericht: Schule im sozialen Brennpunkt: Elternarbeit – oft auf verlorenem Posten

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