Umfrage: Lehrer fordern mit großer Mehrheit für digitale Ausstattung der Schulen Geld vom Bund

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BERLIN. VBE-Chef Udo Beckmann sagt: Viele Lehrer würden in der Schule gerne ihren Unterricht mit dem Einsatz digitaler Medien aufwerten. Doch vielfach fehlt es an der entsprechenden Grundausstattung. Bund, Länder und Kommunen müssten an einem Strang ziehen. Der VBE und der Branchenverband Bitkom haben dazu Lehrer befragt.

Udo Lächelt hier, ärgert sich aber über die schlechte IT-Ausstattung der Schulen: Udo Beckmann, Vorsitzender des VBE. (Foto: VBE), Vorsitzender des VBE
Lächelt hier, ärgert sich aber über die schlechte IT-Ausstattung der Schulen: Udo Beckmann, Vorsitzender des VBE. (Foto: VBE)

Für eine bessere Ausstattung der Schulen in Deutschland mit digitalen Medien ist nach Einschätzung von Experten verstärkt der Bund gefordert. Das sehe einer aktuellen Studie zufolge auch mit 82 Prozent die Mehrheit der Lehrer so, betonte Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung, am Mittwoch. Es sei eine gemeinsame digitale Strategie erforderlich, bei der Bund, Länder und Kommunen an einem Strang zögen. «Schulen müssen auf der Digitalen Agenda der Bundesregierung ganz nach oben gesetzt werden», forderte Beckmann. Dafür müsse auch das sogenannte Kooperationsverbot fallen. Nach dem im Grundgesetz seit 2006 verankerten Verbot darf sich der Bund nicht in die Bildungshoheit der Länder einmischen.

Laut der vom VBE und dem Digitalverband Bitkom gemeinsam in Auftrag gegebenen Studie würde jeder zweite Lehrer digitale Medien gerne öfter einsetzen. Nach Aussage von 74 Prozent der befragten Lehrkräfte stehen entsprechende Lernmaterialien jedoch nicht ausreichend zur Verfügung. «Lehrer sind keineswegs IT-Muffel», sagte Beckmann. Die Ausstattung sei aber nicht mehr zeitgemäß. Von den Lehrkräften werde sie lediglich mit der Note «befriedigend» bis «ausreichend» bewertet.

In vielen Fällen würden Lehrer aus Mangel an entsprechender Ausstattung auf eigene, private Geräte ausweichen, wenn es etwa um die Noten- oder Schülerverwaltung, die Gestaltung der Stundenpläne oder Erstellung der Schülerbewertung geht. Dabei handele es sich vielfach um «hochsensible Daten», sagte Beckmann. Die Zahlen belegten einen «skandalösen Umgang» in Sachen Datenschutz. Dabei trügen die Lehrer das volle Risiko. Beckmann forderte, dass die Ausstattung mit Soft- und Hardware von den Schulen gestellt werden müsse.

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Auch die Weiterbildung sollte kein «Privatvergnügen» sein, forderte Beckmann. Unter den Lehrern gebe es ein großes Interesse an entsprechenden Angeboten (83 Prozent der Befragten). Demnach sehen 82 Prozent die einschlägigen Weiterbildungsangebote als ausbaufähig an. Ebenfalls 82 Prozent der Befragten gaben an, dass die Rechtssicherheit für Lehrkräfte beim Einsatz digitaler Medien verbessert werden müsse. Dass die Ausbildung zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht bereits Gegenstand des Lehramtsstudiums sein sollte, fanden 73 Prozent der Befragten.

Neben der Weiterbildung von Lehrern und der Entwicklung von zeitgemäßen digitalen Lernmitteln und -inhalten sei aber auch eine bessere und flächendeckende Ausstattung mit Geräten erforderlich, sagte Bitkom-Vizepräsident Ulrich Dietz. Dabei gehe es aktuell nicht mehr um teure Geräte wie Notebooks, sondern um Kosten von bundesweit 600 bis 800 Millionen Euro etwa für Tablet-Computer, die rund 80 bis 100 Euro kosten. «Das Henne-Ei-Problem wäre schnell gelöst.» Hinzu kämen allerdings noch einmal Kosten etwa in gleicher Höhe für entsprechende Software und Services. dpa

Zum Bericht: Neue KMK-Chefin will digitale Bildung voranbringen – mit den Smartphones der Schüler

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4 Kommentare
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Klaus Odor
8 Jahre zuvor

Ein Problem ist, dass die Entscheidungen über die Ausstattungen an den Schulen teilweise ohne Sinn und Verstand von den IT-Abteilungen der Städte entschieden werden. Hier wird zuletzt nicht unbedingt auf Nachhaltigkeit geachtet und nach Benutzerfreundlichkeit entschieden. Bei uns ist es so, dass sich die Entscheidet vehement gegen Apple-Produkte wehren, obwohl diese bereits schlüssige und vor allen Dinge erprobte Konzepte anbieten. Da ist dann am Ende das Android Tablet vielleicht günstiger, bleibt aber in der Ecke liegen, weil es ungleich komplizierter ist diese zu hosten bzw. unkompliziert im Unterricht zu nutzen.

Pälzer
8 Jahre zuvor

Digitale Geräte bringen dann etwas, wenn auch die Frau oder der Mann bezahlt werden, welche die Geräte warten, updates machen, Fortbildung durchführen, Defekte in Ordnung bringen. Sonst ist das Gerät schneller unbrauchbar als die Akkus den Geist aufgeben (=2 Jahre).

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Wie bezahlen? Das macht doch ein Lehrer nebenbei. Wenn die Stundenplan-Planung es hergibt, gibt es 2 Wochenstunden Entlastung oder bei viel Glück und wenn der Finanzminister gute Laune hat, sogar eine Beförderung auf A14.

Und jetzt die Wahrheit: Selbst wenn man die Wartung an eine externe Firma vergibt, ist der tägliche Unterhalt wie Sonderwünsche der Kollegen, Ersetzen von Mäusen und sonstiger Kleinkram eine Arbeit, die weder durch die kleine Entlastung noch durch die Beförderung, womit ich die Einkommensdifferenz zu vorher meine, angemessen entlohnt wird.)

Klaus Odor
8 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Möchte dazu anmerken, dass es private Schulen gibt, die mit der Administration wenig Probleme haben. Die Medienkonzepte sind an diesen schulen einfach durchdacht und keine Flickschusterei. Bei der letzen Ausschreibung in unserer Stadt wurde von den Lehrer/innen der Grundschulen en DVD Brenner gewünscht(????) Wozu? WLan ist auch in vielen Kommunen an Grundschulen noch nicht durchgesetzt, da gesundheitlich (vielleicht, unter Umständen, man weiß es nicht) nicht unbedenklich, zumindest nicht abschließend geklärt. Da debattiert man lieber noch ein paar Jahre drüber, während andere Kommunen technisch vorbeiziehen. Im Übrigen ist hier das Wort „Bedenkenträger“ ein wichtiges. Genauso wie die Datenschutz. Natürlich ist die Dropbox datenschutzrechtlich für Schule ungeeignet. Aber anstatt das geniale Cloud-Konzept als Vorbild zu nehmen und eine alternative vom Land zu bieten, wird den Lehrern immer schön gesagt, was sie alles nicht dürfen.
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.