Mehr „Daniel Düsentrieb“ – Grüne wollen unkonventionelle Nachwuchswissenschaftler stärker fördern

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BERLIN. Das Zeugnis der Experten fällt nur mäßig aus: Deutschland hat noch Nachholbedarf im Fach Forschung und Innovation. Die Grünen wollen die Regierung nun «zum Jagen tragen». Ihnen geht es um mehr Mut und Fantasie – und um «die Daniel Düsentriebs dieser Republik».

Die Grünen werfen der schwarz-roten Bundesregierung erhebliche Versäumnisse in der Forschungs- und Innovationspolitik vor. Mit ihrem Gesetzentwurf zu einem steuerlichen Forschungs-Bonus für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) will die Oppositionspartei im Bundestag insbesondere den Druck auf Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) erhöhen. Deren «Selbstzufriedenheit» führe zu Stillstand, obwohl Deutschland «Anschluss an die Innovations-Spitzenreiter» finden müsse, sagte der Grünen-Forschungsexperte Kai Gehring in Berlin. Der Gesetzentwurf sollte am Freitag (18.) im Bundestag diskutiert werden.

Die von der Regierung beauftragte Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hatte kürzlich festgestellt, dass Deutschland etwa bei der Förderung des Wachstumssektors Serviceroboter, aber auch in anderen Technologiefeldern nicht optimal aufgestellt sei. Gehring sagte: «Die EFI-Gutachter mahnen zurecht an, dass die Innovationsfähigkeit Deutschlands dringend gesteigert werden muss.» Wanka höre offensichtlich nicht auf ihre eigenen Gutachter.

«Die Forschungsförderung muss stärker auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen ausgerichtet werden und Forschung für den Wandel anregen», betonte der Grünen-Politiker. Er schlug einen «Experimentierfördertopf für gewagte und mutige Ideen» vor. «Wir wollen die Daniel Düsentriebs dieser Republik einladen, neu zu denken, auch Unkonventionelles zu wagen, was bisher in die Förderstrukturen nicht so reinpasst.»

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Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) seien das «Rückgrat für eine sozial-ökologische Modernisierung unserer Wirtschaft» und sollten daher für Forschungsausgaben einen Bonus in Form einer 15-prozentigen Steuerermäßigung erhalten. Diese staatliche Förderung solle allen Unternehmen bis 249 Mitarbeitern gewährt werden können – zusätzlich zu bestehenden Projektförderungen. Die Steuermindereinnahmen durch den Forschungs-Bonus beziffern die Grünen mit 770 Millionen Euro.

«Ausgaben für Forschung und Entwicklung brauchen einen höheren Stellenwert», meinte Gehring. «Wir verharren bei 2,9 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt, sagt das Statistische Bundesamt. Die Zielmarke 3,5 Prozent muss dringend ins Auge gefasst werden.» Zweitens brauche Deutschland «Investitionen in die Infrastruktur des Wissens, denn bröckelnde Hochschulen und marode Labore passen einfach nicht zu einer Innovationsnation. Und es muss dringend ein Bund-Länder-Programm her für zusätzlich mindestens 10 000 Nachwuchsstellen an den Hochschulen.»

Gehring warnte vor Technikgläubigkeit. «Forschung sollte sich nicht auf die Industrie fixieren, sondern auf das soziale Miteinander. Wir müssen gerade auch bei den sozialen Innovationen deutlich zulegen, um die Lebensqualität zu verbessern.» Es dürfe auch «nicht immer direkt um Verwendbarkeit und Verwertbarkeit gehen. Forschung muss wegkommen vom Mantra „Wachstum, Wachstum, Wachstum“.» dpa

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2 Kommentare
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Doris Springpful
8 Jahre zuvor

Die Grünen haben ja auch eine Auszeichnung ins Leben gerufen für Biologische Chemie. Der Schirmherr dieser Auszeichnung ist Volker Beck.

beobachter
8 Jahre zuvor

was haben Sie gegen Biologische Chemie (ein anerkannter biologischer Studiengang ähnlich wie Ernährungswissenschaften)? Ist doch ebenso wie Chemische Biologie (hier liegt die Vertiefung eher in den Bereichen bioanorganische und bioorganische Chemie) ein anerkannter (zumeist MSc-) Studiengang mit großem Potenzial.

Oder geht es Ihnen um Herrn Beck? Das hat dann aber wirklich nichts mit dem Artikel zu tun.