Schulweg bringt Schülern bis zu 60-Stunde-Woche

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SCHWERIN. Gymnasiasten aus ländlichen Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns verbringen pro Woche bis zu 20 Stunden im Schulbus. Auch Grundschüler sind teilweise weit länger als die Richtwerte vorgeben unterwegs, konstatiert eine von den Grünen in Auftrag gegebene Studie. Schulminister Brodkorb sieht allerdingsdie Kreise in der Pflicht.

Viele Schüler in Mecklenburg-Vorpommern haben Studien im Auftrag der Grünen-Landtagsfraktion zufolge zu lange Schulwege. Allein im Landkreis Vorpommern-Rügen gelte für 135 Gemeinden, dass die örtlich zuständige Grundschule nicht innerhalb des vom Land vorgegebenen Richtwertes von 40 Minuten erreichbar ist. Das sagte die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Ulrike Berger bei der Vorstellung der Studien in Schwerin.

Schulbus in einer ländlichen Flusslandschaft
Für Fahrschüler beginnt der Tag oft bedeutend früher und endet später als für ihre Kollegen in den Städten. Foto: Thomas Kohler / flickr (CC BY-SA 2.0)

Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) stellte klar, dass die Richtwerte von 40 Minuten beziehungsweise 60 Minuten Schulweg für ältere Schüler nicht von Land gemacht wurden. Zur Einhaltung dieser Zeiten hätten sich die Landkreise verpflichtet. Das Schulgesetz sehe nur vor, dass es keine unzumutbaren Schulwegzeiten geben solle. «Wenn die Zeiten überschritten werden, wäre es Aufgabe der Landkreise, ihre Schülerbeförderung zu überarbeiten», sagte der Minister.

Berger forderte den Verzicht auf weitere Schulschließungen im Land und die Neufassung ungünstiger Schuleinzugsbereiche. Zudem müssten die Schüler das Recht bekommen, die nächstgelegene Schule zu besuchen, auch wenn diese nicht die örtlich zuständige Schule ist. Wenn bei einem langen Weg eine Schule in freier Trägerschaft näher am Wohnort liegt, sollte aus Sicht von Berger die öffentliche Hand das Schulgeld für das betreffende Kind übernehmen.

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Eine der beiden Studien untersuchte die Schulwege zu Gymnasien in Vorpommern. Der Studienautor André Zornow stellte fest, dass Gymnasiasten vom Land wegen der langen Wege bis zu 20 Stunden mehr pro Woche aufwenden müssen als jene, die in der Stadt wohnen. Zornows Resümee: «Die Landschüler Mecklenburg-Vorpommerns bezahlen die Konsolidierungspolitik der Landesregierung und schwarze Nullen im Haushalt mit einem signifikanten, manchmal sogar dem größten Teil ihrer Entwicklungsmöglichkeiten, da ihre Freizeit durch bisweilen stundenlange Fahrzeiten weitgehend oder ganz aufgezehrt wird.»

Besonders negativ sei Bergen als einziger Gymnasialstandort auf der Insel Rügen aufgefallen. Gute jeder vierte für die Studie befragte Schüler (28 Prozent) gab demnach an, länger als eine Stunde Schulweg zu haben. Berger forderte die Wiedereröffnung mindestens eines zweiten Gymnasium-Standorts auf Rügen. Während die Zahl der Gymnasiasten in Mecklenburg-Vorpommern aufgrund der geringeren Kinderzahl insgesamt seit 1991 um 56 Prozent gesunken sei, liege der Rückgang auf Rügen bei 72 Prozent. Berger führte das auf die Schließung der anderen Gymnasien auf Deutschlands größter Insel zurück.

Die Linke forderte, dass das Land die Kosten für die Schülerbeförderung übernimmt, wenn ein Kind eine andere als die örtlich zuständige Schule besucht, die näher am Heimatort liegt. «Für kürzere Fahrtzeiten und somit einen kürzeren Arbeitstag des Schülers sollten Eltern nicht draufzahlen müssen», sagte die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Simone Oldenburg. (dpa)

zum Bericht: Früher Unterrichtsbeginn in der Kritik – Forscher: Prüfungen nicht vor 11 Uhr

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