Wo bleibt die digitale Revolution an den Schulen? Medienexperten fordern von Parteien mehr Einsatz für Medienbildung

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SCHWERIN. Die digitalisierte Welt fasst im Kinderzimmer oft schneller Fuß als im Wohnzimmer der Eltern. Wer lernt von wem? Und was? Diese Fragen beschäftigen das Netzwerk Medienaktiv Mecklenburg-Vorpommern. Und dessen Mitglieder haben klare Botschaften an die Politik.

Medienbildung muss nach Ansicht der im Netzwerk Medienaktiv MV zusammengeschlossenen Experten schon im Kindergarten anfangen und auch die Eltern einschließen. «Zu einem verantwortungsvollen, bewussten Umgang mit modernen Medien müssen alle Altersgruppen befähigt werden», sagte der Direktor der Landesmedienanstalt, Bert Lingnau, auf einer Fachtagung in Schwerin.

Dem pflichtete der SPD-Landtagsabgeordnete Patrick Dahlemann bei: Kinder seien in einer zunehmend digitalisierten Welt den Erwachsenen im Gebrauch von Smartphones und Tablets häufig voraus. Kitas und Schulen seien daher besonders gefordert, einen vernünftigen Umgang mit Medien zu vermitteln und damit Defiziten im Elternhaus zu begegnen. Dahlemann räumte ein, dass begrenzte Finanzmittel dabei mitunter die Umsetzung von Vorhaben erschwerten. Dazu zähle etwa die technische Ausstattung der Schulen. «Eine Regierungspartei muss immer auch die Kosten im Kopf haben», sagte er.

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Medienfachleute, Datenschützer, Suchtexperten und Vertreter von Jugendverbänden mahnten die Parteien im Landtag, die zu Jahresbeginn vom Medienaktiv vorgelegten medienpolitischen Forderungen in ihre Programme aufzunehmen und nach der Landtagswahl im September auch umzusetzen. Einer der zentralen Punkte ist dabei eine fundierte Aus- und Weiterbildung von Erziehern und Lehrern. Mehrfach wurde beklagt, dass der Umgang mit neuen Medien im Unterricht noch nicht verpflichtend zur Pädagogenausbildung in Mecklenburg-Vorpommern gehöre.

«Fakultative Kurse reichen nicht», betonte auch der Fraktionschef der Linken, Helmut Holter. Er warf der SPD/CDU-Landesregierung vor, zu zögerlich zu handeln. Das betreffe auch die Anpassung der Lehrpläne an den Schulen. «Da müssen wir dringend aufräumen, um die benötigten Freiräume zu schaffen», sagte Holter. Zudem forderte er mehr Unterstützung für außerschulische Projekte der Medienbildung. «Kinder müssen lernen, dass digitale und reale Welt nicht deckungsgleich sind», sagte Holter.

Besonders im Umgang mit personenbezogenen Daten in sozialen Netzwerken zeigten sich bei Kindern und Jugendlichen bedenkliche Defizite, sagte der Datenschutzbeauftragte Reinhard Dankert. Er sprach sich dafür aus, «der Sorglosigkeit klare Regelungen zur Seite zu stellen». Zudem müssten Eltern ihren Kindern auch vorleben, wie man seine Privatsphäre schützt und die anderer achtet. Gute Erfahrungen habe seine Behörde mit der Ausbildung und dem Einsatz von Medienscouts gemacht. Von den speziell geschulten Schülern gebe es landesweit inzwischen rund 150. Weil Altersgrenzen nicht vorhanden seien, fänden diese meist eher Gehör als Eltern oder Lehrer. dpa

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