CDU Baden-Württemberg lobt sich selbst: „Angriff auf Gymnasium abgewehrt“

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LUDWIGSBURG. Die CDU Baden-Württemberg hat nach den Worten ihres Landeschefs Thomas Strobl in den Koalitionsverhandlungen mit den Grünen einen Angriff auf das Gymnasium abgewehrt. «Wir haben Zugeständnisse in der Bildungspolitik machen müssen», räumte Strobl am Freitag auf dem Landesparteitag in Ludwigsburg ein.

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Wird Landeschef Strobl der neue Bundesvize? Foto: Laurence Chaperon/Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
CDU-Chef Thomas Strobl muss weitere Gemeinschaftsschulen akzeptieren. Foto: Laurence Chaperon/Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Aber eine überschaubare Zahl weiterer Gemeinschaftsschulen könne man mittragen, weil die CDU den Erhalt einer vielfältigen Schullandschaft durchgesetzt habe. Zudem erhalte die Realschule mit zusätzlichen Poolstunden für individuelle Förderung die Anerkennung, die sie in den letzten Jahren nicht bekommen habe. «Auch in der Bildungspolitik ist die Handschrift der CDU erkennbar», resümierte der künftige Vize-Regierungschef der neuen grün-schwarzen Landesregierung. An der CDU-Basis war Unmut über zu weitgehende Kompromisse in der Schulpolitik laut geworden. Der CDU-Parteitag will an diesem Freitagabend über den Koalitionsvertrag mit den Grünen abstimmen. dpa

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sinus45
7 Jahre zuvor

«Auch in der Bildungspolitik ist die Handschrift der CDU erkennbar»
Ja, das kommt hin. Interessiert uns nicht, Hauptsache wir haben ein paar Stimmen damit eingesammelt, bitte gehen Sie weiter.

A. S.
7 Jahre zuvor
Antwortet  sinus45

Typische Politiker-Schönmalerei. Die Handschrift der CDU ist so blass, dass man sie eher herbeireden muss als erkennen kann. Kein Wunder, dass die CDU-Basis murrt über viel zu weit gehende Kompromisse.
„Angriff auf Gymnasium abgewehrt“ ist auch übertrieben. Welcher Angriff denn? Herr Kretschmann hätte sich im Moment sowieso noch nicht getraut die Gymnasien abzuschaffen. „Wer das Gymnasium abschaffen will, überlebt das politisch nicht,“ hatte er seine Parteifreunde gewarnt.
Das langfristige Ziel der Grünen ist und bleibt aber die Abschaffung der gymnasialen Schulform. Und die charakterlose CDU wird auch das mitmachen, wenn sie mitregiert. Sie wird vielleicht das Tempo etwas verringern und sich dabei rühmen: Wir sorgen dafür, dass uns das Gymnasium noch möglichst lange erhalten bleibt.

GriasDi
7 Jahre zuvor

Warum will man eigentlich immer die Gymnasien abschaffen? Schafft man in Deutschland die Bundesliga ab, damit die Fußballer besser werden?

dickebank
7 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Ja, siehe die Bestrebungen des FCB, der sich den Niederungen des bundesdeutschen Erstliga-Fußballes zu den Höhen einer europäischen Liga emporschwingen möchte.

Übrigens der FCB sowie andere Bundesligavereine spielen ja nicht nur erste Liga. Die haben im gesamten Liegabereich Mannschaften auf allen Ebenen.

Um in Ihrem Vergelich zu bleiben ist der DFB-Pokal nichts anderes als eine Gesamtschule. Dadürfen dann auch unterklassige Vereine innerhalb des Wettbewerbes gegen Erstligisten (Gymnasiasten) antreten.

GriasDi
7 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Zu Mannschaften auf allen Ebenen: auf mein Beispiel übertragen also in Hauptschule Realschule usw.
Zum DFB-Pokal: Also 6 mal im Jahr.

GriasDi
7 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Ich frage mich immer wieder, warum gerade das Gymnasium abgeschafft werden soll. Kein Unternehmen käme darauf, sein erfolgreichstes Modell vom Markt zu nehmen, nur damit die anderen Modelle auch eine Chance haben. Warum wird nicht versucht die schlechteren Modelle so zu bauen, dass sie besser werden – vielleicht weil es den Verantwortlichen zu anstrengend wäre?

sinus45
7 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Falscher Ansatz. Die Befürworter der „Schulen des längeren gemeinsamen Lernens“, wie auch immer sie aussehen, bewerten diese als bessere Schulen. Sie bemessen das nämlich nicht an der Qualität und Quantität der vermittelten Bildung (und erst recht nicht der Bildung im Humboldtschen Sinne), sondern über die Ethik. Die Schulen sind also besser, weil sie besser sind, fertig. Dass es sich um eine Gefühlsethik handelt – geschenkt. Dass sich dieses ethische Urteil bei genauerer Betrachtung in Luft auflöst – wen interessiert das schon. Sieh es als Kapitalismuskritik: Es ist doch sooo unfair, dass diejenigen, die in einem begehrten Teilbereich herausragend sind, den 10-20 fachen Stundensatz gegenüber denjenigen bekommen, auf die das nicht zutrifft. Also ist es auch unfair, dass die geistigen Hochflieger auch noch in ihren Talenten gefördert werden. Ich meine explizit NICHT, dass die mit anderen Talenten als Quantenphysik oder Hegel keine gute Bildung genießen sollen. Aber das System sollte jeden Schüler so weit bringen wir es diesem nur möglich ist. Die Gesamtschule, Gemeinschaftsschule, Sekundarschule oder wie sie immer heißen mag ist dafür meiner Meinung nach die schlechtere Wahl.

dickebank
7 Jahre zuvor
Antwortet  sinus45

Polemik. Die Mehrzahl der eltern, die ihre kinder – hier in NRW – an einer Seundar- oder Gesamtschule anmelden, tun dies, da diese Schulformen einen verlässlichen Ganztag haben. Des Weiteren wollen sie ihren Kindern den Stress, den ein GY mit sich bringt, nehmen.

In einer Gesamtschule oder auch sekundarschule kommt hinzu, dass es bis Ende der Klasse 9 keine Versetzungen gibt. Ebenso ist die Gefahr der „Abschulung“ bei Null. Der Vorteil des Systems besteht darin, dass es sehr wohl eine Aufstiegsmöglichkeit (bezgl. des höchstmöglichen Schuabschlusses am Ende der SekI) innerhalb der Schulform gibt, ohne ggf. an eine andere Schule wechseln zu müssen.

Dass das Argument Einheitsschule eine eingeschränkte Sicht beweist, lässt sich durch die Tatsache, dass im 10. Jhg. die SuS lediglich noch in den Fächern Kunst, Sport, Gesellschaftslehre und Biologie gemeinsamen Unterricht im Klassenverband haben. Alle anderen Fächer unterliegen entweder der Fachleistungsdifferenierung oder der Neigungsdifferenzierung.

Der Weg zum Schulabschluss am Ende der sekI ist an GeS eben ein anderer als an GY. Ob er besser oder schlechter ist, ist keine Systemfrage sondern hängt von den individuellen Voraussetzungen und Bedürfnissen der einzelnen SuS ab.

Die SuS sind nicht dazu da, dass dreigliedrige Schulsxstem mit Planstellen zu versorgen, das Schulsystem ist dazu da, die SuS bestmöglich zu fördern und zu dem Schulabschluss zu bringen, der ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten entspricht.

Es gibt viele SuS, die für die art, wie an GY unterrichtet wird, nicht geeignet sind. Systembedingt kann es aber so gut wie keine SuS geben, die nicht geeignet wären an einer GeS ihren HSA oder MSA zu erreichen. Und etwa ein Drittel dieser SuS eines 10. Jahrganges schaffen dann eben auch den Übergang in die SekII (gymnasiale Oberstufe).

GriasDi
7 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Ob die SuS an Gesamtschulen bestmöglich gefördert werden ist auch noch nicht nachgewiesen oder?

sinus45
7 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Ach ja, Polemik: „Die Mehrzahl der eltern, die ihre kinder – hier in NRW – an einer Seundar- oder Gesamtschule anmelden, tun dies, da diese Schulformen einen verlässlichen Ganztag haben.“ – da gibt es doch ganz sicher eine Untersuchung, die diese Aussage untermauert. Meine ganz persönliche Erfahrung sagt mir, dass viele ihr Kind wgen G9 an der Gesamtschule anmelden. Also wegen eines rein künstlich von der Politik erzeugten Vorteils. Es ist auch interessant, dass von den Gymnasialeltern, also grob 40% aller Eltern, die meisten den gebundenen Ganztag ablehnen. Was gewünscht wird ist offener Ganztag, und der dann in den meisten Fällen nur in den Klassen 5-7. Wofür es dann auch Belege gibt, der Landeseltenschaft der Gymnasien in NRW sei Dank.

GriasDi
7 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

In BY melden Eltern Kinder (mit Gymnasialempfehlung) an der Realschule an, da sie hier keinen bzw. sehr wenig Nachmittagsunterricht haben. An manchen Realschulen beträgt der Anteil der Schüler mit Gymnasialempfehlung ca. 30 %. Auch hier ist hauptsächlich der Ganztag der Grund. Es sind halt nicht alle Regionen in Deutschland gleich und nicht für jede Region ist der Ganztag gewünscht.

sinus45
7 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

In NRW sieht es im ländlichen Bereich genauso aus – es ist ja auch ein Flächenland. Dass die Busverbindungen unter aller Kanone sind ist nur ein Grund. Der andere ist, dass die Eltern die Kinder gern bei den lokalen Vereinen sehen, ob nun Handball, Fußball oder freiwillige Feuerwehr. Da kann man sich noch aussuchen, was man wann wo mit wem genau macht, hat also Freizeit. Das ist im Ganztag per def nicht der Fall.

dickebank
7 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Die GY sind die besseren Schule,w eil sie seit Jahrzehnten die Standards abgebaut haben, um den Stellenkegel zu ihren Gunsten zu verschieben. Die zahl der Planstellen für SekI-Lehrkräfte sinkt seit Jahren entsprechend.

Um es deutlich zu sagen, jedes GY nimmt jeden auf, der bei drei nicht auf dem Baum ist.

GriasDi
7 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Weil es politisch so gewollt ist. Die OECD tut ihr übriges. Das Gymnasium kann nichts dafür.

sinus45
7 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

dickebank hat ein kleines Wörtchen unterschlagen. Die Gymnasien _müssen_ jeden aufnehmen. In NRW starten die Anmeldungen an den Gesamtschulen vor denen der anderen Schulen. Und wen die Gesamtschulen nicht wollen (unter anderem Kinder mit Gymnasialempfehlung – man braucht ja eine passende Mischung, die dann zu den von dickebank gepriesenen 30% Abiturquote führen), der landet dann u.a. am Gymnasium. Wenn das nicht voll ist, kann es nur mit Engelszungen auf die Eltern einreden, wenn das Kind nicht wirklich gymnasialgeeignet ist. Das war es dann aber auch.

xxx
7 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Um es klar zu machen: Eine Gesamtschule _darf_ _nicht_ zu viele Gymnasiasten aufnehmen, auch wenn sie ganz genau weiß, dass eine Durchmischung in Richtung mehr Gymnasiasten (Vorurteilen zufolge) dem Lern- und Sozialklima an der Schule nützen wird ?!?

Ich würde es eher andersrum sehen: Wenn ein Gymnasium aus welchen Gründen auch immer nein sagt, dann ab zur Gesamtschule, weil dort alle Möglichkeiten offen stehen.

@ Dickebank, um einen möglichen Einwand im Vorfeld zu entkräften: An Real- und Hauptschulen ist auch viel möglich, nur anders als an der Gesamtschule mit einem zumindest lästigen Schulwechsel verbunden.

sinus45
7 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Das simple Mathematik. Die Gesamtschule muss die Kurse in allen Varianten anbieten können. Wenn 60% Richtung Abi gehen, bekommt man die Kurse für die restlichen 40% nicht realisiert.

Man kann das natürlich anders sehen, aber einige Eltern (weniger, als man gemeinhin annimmt, aber immerhin) wollen das Kind partout auf dem Gymnasium anmelden. Aber auch wenn man den Argumenten des Gymnasiums folgt: Wie willst Du dann noch auf die Gesamtschule? Die Anmeldung da ist dann schon lang gelaufen. Wie gesagt, die sind zuerst dran.

Conny
7 Jahre zuvor

Zurück zur Originalmeldung:
Der Skandal ist doch, dass die CDU kein einziges ihrer bildungspolitischen Wahlversprechen auch nur annährend im Koalitionsvertrag verankern konnte und jetzt von einem abgewehrten Angriff der Grünen auf das Gymnasium faselt, den es in den Koalitionsverhandlungen gar nicht gegeben hat.
Außerdem hat man jetzt eine Kultusministerin, Susanne Eisenmann, benannt, die als Schulbürgermeisterin in Stuttgart glasklar grüne Politik gemacht hat und heute noch bedauert, dass es ihr nicht gelungen sei, mehr Gesamtschulen dort zu gründen.
Dass in der Folge zunehmend auch Wähler aus der bürgerlichen Mitte der einstigen Volkspartei CDU den Rücken kehren, ist doch unter diesen Umständen nicht verwunderlich. Wer ein gegliedertes Schulwesen will mit kalren Leistungsanforderungen und Qualitätsstandards, der kann doch weder Union, SPD, noch Linke und Grüne wählen. Viel bleibt da nicht übrig …