Ein Erfolgsmodell: Wachsendes Interesse an islamischem Religionsunterricht in NRW

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DÜSSELDORF. Als erstes Bundesland führte NRW islamischen Religionsunterricht ein. Das Interesse wächst. Immer mehr Schulen bieten das Fach an. Es ist versetzungsrelevant. Auch weitere Bundesländer sind nun im Boot.

Die heilige Schrift des Islam, der Koran; Foto: Suzanne Chapman / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Die heilige Schrift des Islam, der Koran; Foto: Suzanne Chapman / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Das Interesse wächst: Vier Jahre nach dem Start bieten inzwischen 176 Schulen in Nordrhein-Westfalen islamischen Religionsunterricht an. Im Schuljahr 2015/2016 werden rund 13.700 muslimische Kinder in dem versetzungsrelevanten Fach unterrichtet, wie aus Zahlen der Düsseldorfer Staatskanzlei hervorgeht. Im Schuljahr 2012/2013 waren es zunächst nur 33 Schulen mit 1800 Kindern. Nachdem Vorreiter NRW den bekenntnisorientierten Unterricht eingeführt hatte, kamen weitere Bundesländer hinzu. Derzeit bieten den islamischen Religionsunterricht nach Angaben der Kultusministerkonferenz Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz an. Das Saarland erprobe ihn noch.

Im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW leben rund 1,5 Millionen Muslime, darunter gut 349.000 im Schulalter. Mit der steigenden Zahl von Flüchtlingen, die mehrheitlich aus muslimisch geprägten Ländern kommen, dürfte auch die Zahl der muslimischen Schulkinder noch deutlich wachsen. Laut Schulministerium wünschen sich einer Studie zufolge mehr als 83 Prozent der muslimischen Bürger in NRW einen bekenntnisorientierten Religionsunterricht.

Sowohl die Katholische Kirche als auch Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) befürworten islamischen Religionsunterricht. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hatte jüngst für ein flächendeckendes Angebot plädiert – auch als beste Möglichkeit, um junge Muslime immun zu machen gegen Versuchungen des Fundamentalismus.

In NRW können Schulen, die die organisatorischen Voraussetzungen erfüllen und über entsprechend qualifizierte Lehrer verfügen, das Fach anbieten. Zudem haben Eltern das Recht, den Unterricht für ihre Kinder einzufordern: Melden sich mindestens zwölf Schüler an, muss die Schule sich um eine Einführung bemühen. Derzeit haben nach Regierungsangaben 215 Pädagogen in NRW eine Lehrerlaubnis für den islamischen Religionsunterricht. Das Studienfach wird seit 2012 angeboten. Wer schon Lehrer ist, kann einen Zertifikationskurs absolvieren, der ein Jahr dauert – für Grundschullehrer sechs Monate – und einmal wöchentlich stattfindet.

Über die Inhalte des islamischen Religionsunterrichts entscheidet ein Beirat übergangsweise bis längstens Mitte 2019 mit. Das Gremium setzt sich zusammen aus acht Experten – vier benannt von islamischen Organisationen und vier vom NRW-Schulministerium. Für die Zeit ab 2019 wird derzeit geprüft, ob den großen Islam-Verbänden der Status einer Religionsgemeinschaft zuerkannt werden soll – «für die Erteilung von Religionsunterricht von grundlegender Bedeutung», heißt es in der Staatskanzlei. An dem Prüfprozess sind neben der rot-grünen Regierung auch Vertreter des Koordinationsrats der Muslime – ein Zusammenschluss der größten Islam-Verbände – sowie der Landtagsfraktionen beteiligt.

Eine Entscheidung soll erst fallen, wenn zwei Gutachten ausgewertet seien. Eine rechtliche Expertise aus Münster liegt bereits vor. Das religionswissenschaftliche Gutachten eines Experten aus Erlangen ist noch in Arbeit. dpa

Zum Bericht: AfD will keinen Islam-Unterricht: EKD-Vorsitzender ist ein «gefährliches Irrlicht», meint Gauland

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