Klaubert unter Druck: Lehrerverbände zeigen sich enttäuscht von Rot-Rot-Grün

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ERFURT. Thüringen stellt jedes Jahr Hunderte neue Lehrer ein – trotzdem zu wenige, sagt die Gewerkschaft GEW. Nicht nur deshalb fällt das Urteil von Vertretern der Pädagogen über die Regierungskoalition im Land bislang schlecht aus.

"Wir In der Kritik: Thüringens Bildungsministerin Birgit Klaubert. Foto: Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sporthaben nach unserem Dafürhalten richtig gehandelt." Thüringens Bildungsministerin Birgit Klaubert. Foto: Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport
In der Kritik: Thüringens Bildungsministerin Birgit Klaubert. Foto: Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert mehr Lehrer für Thüringen als bisher geplant. «Es kann ja immer besser sein, als es ist. Aber die Situation an unseren Schulen ist schlecht», sagte die Vorsitzende der GEW Thüringen, Kathrin Vitzthum, am Dienstag in Erfurt. Das aus dem Jahr 2013 stammende Personalentwicklungskonzept müsse deshalb neu verhandelt werden. Die von Rot-Rot-Grün vorgesehene Neueinstellung von 500 Lehrern jährlich reiche nicht einmal, um die aus Altersgründen ausscheidenden Pädagogen zu ersetzen, sagte sie.

Gleichzeitig stiegen die Schülerzahlen stärker als erwartet. Derzeit gebe es etwa 237.500 Schüler im Land, das seien 2500 mehr als bei Abschluss des Konzepts prognostiziert. Das aus dem Jahr 2013 stammende Personalentwicklungskonzept war unter anderem von der GEW und dem Thüringer Bildungsministerium erarbeitet worden.

Nach Angaben der GEW sinkt zudem die Zahl der tatsächlich vorhandenen Lehrer zudem immer weiter. Zwischen den Schuljahren 2013/2014 und dem aktuellen sei sie um rund 400 auf 17 200 gesunken. Bis zum Schuljahr 2018/2019 werde sie voraussichtlich noch weiter schrumpfen – auf etwa 16 300.

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Aus dieser Situation ergebe sich für die Lehrer im Land eine immer größere Belastung, sagte die Verhandlungsführerin der GEW Thüringen zum Personalentwicklungskonzept, Bärbel Brockmann. Diese zeige sich auch in der steigenden Zahl von langzeitkranken Pädagogen. Anfang 2016 seien im Freistaat 770 Lehrer mindestens sechs Wochen lang krankgeschrieben gewesen.

Die GEW-Landesvorsitzende Vitzthum sagte, es habe zwar konstruktive Gespräche mit Thüringens Bildungsministerin Birgit Klaubert (Linke) über bestehende Probleme in den Schulen gegeben. Für diese Probleme gebe es aber oft noch keine Lösungen. So warteten viele Lehrer noch immer auf Beförderungen und damit verbundene Höhergruppierungen in den Gehaltstabellen.

Der Vorsitzende des Thüringer Lehrerverbands, Rolf Busch, sagte, ein Dialog mit der Ministerin habe erst durch öffentlichen Druck erkämpft werden müssen. Klauberts Ressort habe sich bislang als reines «Ankündigungsministerium» erwiesen, sagte er. Offenkundig habe Rot-Rot-Grün sich mit seinen hochfliegenden Plänen gerade im Bildungsbereich übernommen. «Man kann Geld nur einmal ausgeben», sagte er. dpa

Zum Bericht: Klaubert will Gehälter der Schulleiter angleichen

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2 Kommentare
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sofawolf
7 Jahre zuvor

Die Linke ist schon lange keine Alternative mehr. Das hat sie überall gezeigt, wo sie in den letzten Jahren mitregierte (Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg, Thüringen).

Ich glaube, anders als Gregor Gysi sagte, nimmt man der Partei nicht übel, dass sie nicht mitregieren will, sondern umgekehrt, dass sie überall und UM JEDEN PREIS mitregieren will.

dickebank
7 Jahre zuvor

Ein Parteiprogramm ist und bleibt ein Parteiprogramm. Regierungspolitik ist etwas Anderes.

Parteigenossen – Freunde und Feinde – von programmatischen Grundsätzen und Reformideen zu überzeugen fällt eben leichter als diese Reform Ansätze in Gesetzesvorhaben umzuschreiben und diese mit der Landesverwaltung (Ministerien, nachgelagerte Landesbehörden etc.) und den Lobbyverbänden aus Wirtschaft, Handwerk, Eltern-, Lehrer- und Schülerschaft sowie Kirchen und sonstigen interessierten Verbänden abzustimmen und als Gesetzentwurf durch den Landtag zu bringen. Das Entscheidende ist dann immer noch der Vorbehalt des Finanzministeriums und des Haushaltsausschusses, die lediglich Reformen zulassen, die kostenneutral sind – also den Haushalt entlasten.

Koalitionen haben darüber hinaus noch die stärkste Opposition am Kabinettstisch, da sich die einzelnen Koalitionspartner nicht „das Schwarze unter’m Nagel“ gönnen.