Lehrermangel an Grundschulen: Nach Berlin jetzt auch NRW betroffen? GEW fordert bereits „Notmaßnahmen“

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DÜSSELDORF. Steuern nun auch die nordrhein-westfälischen Grundschulen auf einen erheblichen Lehrermangel zu? „Erschreckende Rückmeldungen“ aus dem laufenden Einstellungsverfahren zum Schuljahresbeginn legen dies einer Pressemitteilung der GEW zufolge nahe. Darin heißt es, zahlreiche Stellen könnten mangels Bewerbern nicht wieder besetzt werden und liefen leer.

Laut GEW ist absehbar, dass etliche Stellen an Grundschulen in NRW nicht besetzt werden können. Foto: Luis Priboschek
Laut GEW ist absehbar, dass etliche Stellen an Grundschulen in NRW nicht besetzt werden können. Foto: Luis Priboschek

„Allein im Bezirk Düsseldorf konnten in der ersten Einstellungsrunde von 443 Stellen immerhin 260 nicht besetzt werden. Außerdem gab es dort für zwei Drittel der Stellen für Sonderschullehrkräfte für das gemeinsame Lernen keine Bewerbung. In anderen Bezirken und Regionen sieht es ähnlich düster aus“, berichtete heute GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer in Essen nach entsprechenden Hinweisen der Personalvertretungen.

Auch wenn das Schulministerium jetzt händeringend versuche, durch mehrere Nachrückverfahren diese Stellen noch zu besetzen, sei klar absehbar, dass viele Stellen an den Grundschulen unbesetzt blieben. Eine Ursache für den Lehrermangel sei nach Einschätzung der GEW  der durch die Umstellung des Studiums bedingte vorübergehende Rückgang der Masterabsolventen aus den Hochschulen, die in den Vorbereitungsdienst eintreten. So habe sich die Zahl der  Referendare, die zum 1.5 und 1.11. dieses Jahres den Vorbereitungsdienst antreten, halbiert.  Zulassungsbeschränkungen, zu wenige Studienplätze und teils extreme Anforderungen an das Lehramt Grundschule sowie eine schlechtere Bezahlung als bei anderen Lehrämtern würden darüber hinaus zu diesem Engpass beitragen.

„Der Markt ist leer gefegt. Wenn jetzt Vertretungskräfte auf Dauerstellen unbefristet eingestellt werden, läuft der Vertretungspool leer. Damit werden neue Löcher gerissen“, kritisierte die GEW-Landesvorsitzende. Schäfer forderte rasche Abhilfe durch zeitlich befristete Notmaßnahmen, um vordringlich die teils gravierenden regionalen Unterschiede bei der Lehrerversorgung abzubauen. Wörtlich sagte sie: „Wir sollten die Anerkennung ausländischer Lehrämter ermöglichen und auch Stellen für den Seiteneinstieg  öffnen. Damit könnten zusätzliche Lehrkräfte eingestellt werden, die pädagogisch ausgebildet sind und weiterqualifiziert werden können.“

Schon jetzt führe der Lehrermangel, Klagen an den Grundschulen zufolge, zu zusätzlich hohen Belastungen des Kollegiums, steigende Krankmeldungen seien die Folge. Hier fordert die GEW schnelle Abhilfe durch Entlastung und hat auch Vorschläge parat. Dorothea Schäfer: „Wir fordern ein Aussetzen der Qualitätsanalyse. Auch die Lernstandserhebung VERA3 und die Sprachstandserhebung Delfin4 können vorerst ausgesetzt werden.“

Die GEW-Vorsitzende forderte zudem, für einen befristeten Zeitraum die Kapitalisierung der gesamten Lehrerstellen für die Offenen Ganztagsgrundschulen zu ermöglichen. Landesweit stünden dafür 2591 Lehrerstellen zur Verfügung. Bereits jetzt könnten 50 Prozent dieses Stellenvolumens „kapitalisiert“ werden, um sozialpädagogische Fachkräfte und Betreuungspersonal für den Ganztagsbetrieb einzustellen.

An den Berliner Grundschulen ist die Personalnot bereits so groß, dass das Land mit großen Anzeigen in österreichischen und niederländischen Medien  um Bewerber wirbt. Mit Sprüchen wie “Trend statt Tracht”, “Kiez statt Kaff”, “Piefkes? Wir sind Berlin!” oder “Berliner Schnauze statt Wiener Schmäh” wirft Berlin seinen Metropolenstatus in die Waagschale – und das Gehalt: „Kein Schmarrn. Mit 4450 Euro starten“, so lautet der Text für eine der Anzeigen. News4teachers

Zum Bericht: Personalnot an Berliner Grundschulen – Ehemalige DDR-Lehrkräfte ohne volle Ausbildung sollen jetzt als Lehrer arbeiten

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2 Kommentare
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Palim
7 Jahre zuvor

In anderen Bundesländern sieht es ähnlich aus: Niedersachsen ist soeben in die Sommerferien gestartet, in 6 Wochen beginnt somit das neue Schuljahr. Im Internet-Portal werden noch über 800 unbesetzte Stellen gezeigt.

MMeier
7 Jahre zuvor

Ist doch egal was für Problem Niedersachsen hat, zu einem nicht geringen Teil ist das nämlich selbstverschuldet.
So wie Niedersachsen mit seinen Referendaren umgeht, kann ich verstehen, dass da niemand anfangen will und später werden die Wenigsten noch dahin wechseln? Stellen und Verbeamtung nach dem Referendariat gibt es mittlerweile auch in so ziemlich jedem anderen Bundesland – wozu also nochmal wechseln?

Wer seinen eigenen Nachwuchs vergrault, der hat dann eben ein Problem.