Schüler, Eltern, Kommunen, Parteien – Unmut über Kurths Personalpolitik allerorten

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DRESDEN. Sachsen braucht neue Lehrer und das dringend. Doch in der Konkurrenz mit anderen Bundesländern hat das Land schlechte Karten. Das neue Schulgesetz werde das nicht ändern befürchten Opposition und Verbände im Land. Eine strukturelle Lösung sei nicht in Sicht.

Der Unmut über die sächsische Schulpolitik wächst. Aus Anlass einer Anhörung zum neuen sächsischen Schulgesetz hagelte es Kritik von vielen Seiten. Landesschülerrat, Städte- und Gemeindetag, Landeselternrat, Parteien: Sie alle sind mit der augenblicklichen Situation unzufrieden und verlangen eine Kurskorrektor. In erster Linie macht sich die Kritik am drohenden Lehrermangel fest. Dabei verweist auch Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) seit geraumer Zeit darauf, dass Sachsen die Attraktivität des Lehrerberufes steigern muss, um in Konkurrenz mit anderen Bundesländern den künftigen Bedarf abdecken zu können.

Lehrer an der Belastungsgrenze und dauerhafter Unterrichtsausfall – Nicht nur Sachsens Landesschülerrat fordert ein Umdenken in der Personalpolitik des sächsischen Kultusministeriums. Foto: hpeguk / flickr (CC BY 2.0)
Lehrer an der Belastungsgrenze und dauerhafter Unterrichtsausfall – Nicht nur Sachsens Landesschülerrat fordert ein Umdenken in der Personalpolitik des sächsischen Kultusministeriums. Foto: hpeguk / flickr (CC BY 2.0)

Die Linken warfen Kurth vor, den Lehrermangel nicht in den Griff zu bekommen. «Ihre Personalpolitik beschränkt sich darauf, die sich immer wieder auftuenden Löcher zu stopfen», erklärte die bildungspolitische Sprecherin der Linken im Landtag, Cornelia Falken. Für den Nachmittag hatte der Schulausschuss des Parlaments eine Anhörung zum neuen Schulgesetz anberaumt. Sachsen brauche endlich ein Personalkonzept und eine langfristige Planung des Lehrerbedarfs, sagte Falken: «Der Fehler liegt im System.»

Die Kreiselternräte und der Landeselternrat Sachsen lehnten den aktuellen Regierungsentwurf zum Schulgesetz am Freitag komplett ab und erteilten den Verfassern ein «Ungenügend». Man sei «erbost, enttäuscht und beschämt», hieß es in einer Erklärung. Die aufwendig erstellten Stellungnahmen zum Gesetzentwurf seien «weitestgehend unberücksichtigt» geblieben. Der Entwurf verzichte auf «klare Bilder, aufgreifbare Visionen und rechtliche Umsetzungsverpflichtungen. «Alles ist „Kann“ und nichts „muss“», hieß es. Formulierungen würden darauf hindeuten, dass man weiterhin versuchen möchte, den Mangel zu verwalten, anstatt Bildung weiterzuentwickeln.

Der Landesschülerrat (LSR) verwies auf Unterrichtsausfall als Folge des Lehrermangels. «Extremfälle, bei denen Schüler wochenlang keinen Unterricht in bestimmten Fächern haben, werden dabei immer häufiger publik», hieß es. «Viele Lehrer arbeiten bereits jetzt an der Belastungsgrenze und müssen immer häufiger den Ausfall von Stunden kranker Kollegen kompensieren»,sagte der LSR-Vorsitzender Friedrich Roderfeld. «In dem Wissen, dass der Lehrermarkt derzeit quasi leer ist, müssen weitere Anreize gesetzt werden, um Lehrer nach Sachsen zu locken.» Die Anhebung der Gehälter auf Westniveau spiele dabei die entscheidende Rolle.

Auch der Sächsische Städte- und Gemeindetag zeigte sich vom Gesetzentwurf enttäuscht und forderte Nachbesserungen. «Das umfangreiche Beteiligungsverfahren hatte bei den Städten und Gemeinden die Erwartung geweckt, dass Ihre Ideen und Erfahrungen gefragt sind. Inzwischen hat sich unter unseren Mitgliedern Enttäuschung breit gemacht, wie wenig auf die kommunalen Anregungen eingegangen wurde», erklärte Geschäftsführer Mischa Woitscheck. In dieser Entwurfsfassung sei das Schulgesetz nicht zukunftsfähig.

Schon in der letzten Woche hatte sich der Philologenverband zu Wort gemeldet. Vorsitzender Heinz-Peter Meidinger betonte: „Berlin, Sachsen und Thüringen drohen zu Verlierern bei der Besetzung von Lehrerstellen in der Bundesrepublik Deutschland zu werden, falls sie nicht ihre Einstellungspraxis ändern und Lehrkräfte verbeamten. Zudem müssten in diesen Ländern auch deutlich mehr Lehrer eingestellt werden als derzeit geplant, um die Bildungsqualität zu erhalten bzw. zu verbessern!“ (dpa)

• zum Bericht: Meidinger: Ohne Verbeamtung von Lehrern werden Sachsen, Thüringen und Berlin abgehängt

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