Kultusminister Lorz spielte als Schüler mit Begeisterung Theater – und widmet trotzdem Stellen der musischen Fächer um

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WIESBADEN. Für Hessens Kultusminister waren die meisten künstlerischen Fächer in der Schule ein Graus – mit Ausnahme von Theaterspielen. Werken oder Zeichnen seien für ihn «eine Tortur» gewesen, sagt Ralph Alexander Lorz. «Ich hätte lieber jede Mathe- oder sonstige Stunde genommen», erinnert sich der Minister. Lässt sich aus diesen Erfahrungen seine aktuelle Politik erklären? Denn die sieht Umschichtungen bei den Lehrerstellen vor, weg von den musischen Fächern. «Wir können nicht die Leidtragenden sein», sagte Dorothee Graefe-Hessler, Präsidentin des Landesverbands Musikunterricht (BMU). Zusammen mit dem Fachverband Kunstpädagogik und dem Landesverband Schultheater verwies sie bereits im Februar darauf, welche zentrale Bedeutung die musischen Fächer in der Schule für Kinder und Heranwachsende haben.

Geht gegen streikende verbeamtete Lehrer vor: Hessens Kultusminister Alexander Lorz. Foto: Hesssisches Kultusministeriums
„Die schönste Rolle war der Paris“: Hessens Kultusminister Alexander Lorz. Foto: Hesssisches Kultusministeriums

Lorz sollte das wissen. «Mit Begeisterung» habe er an der Theater-AG teilgenommen. «Die schönste Rolle war der Paris in „Der trojanische Krieg findet nicht statt“», erzählte Lorz. Ein Jahr zuvor habe er den Andri in «Andorra» gespielt: «Das war ein schöner Kontrast: In einem Jahr das Schwere, Ernsthafte und im anderen Jahr durfte ich dann so als leichte Muse über die Bühne tänzeln.» Laut Hirnforscher Manfred Spitzer «wären wissenschaftlich gesehen die wichtigsten Schulfächer Musik, Sport, Theaterspielen, Kunst und Handarbeiten». Lorz interpretiert das so, «dass wir diese Fächer nicht an den Rand drängen dürfen: Jedes Kind sollte in seiner Schullaufbahn die Möglichkeit haben, einen Teil davon auch intensiv zu betreiben – als Ausgleich zu den kognitiven Fächern.»

Die betroffenen Lehrerverbände meinen das auch. In der Kritik stehen vor allem die für das kommende Schuljahr geplanten Stundenkürzungen bei Lehrern, die Projekte außerhalb des Unterrichts betreuen. Dadurch sehen die Verbände die Existenz der hessischen Schultheatertage oder den Bestand regionaler Netzwerke beim Musizieren bedroht. Das Kultusministerium erklärte zur Kritik der Verbände, dass bei der geplanten Umschichtung von Stellen auch die kulturelle Bildung einen Beitrag erbringen müsse. Der Unterricht in Musik, Kunst und Darstellendes Spiel habe weiterhin einen hohen Stellenwert – auch bei Projekten, die über den normalen Unterricht hinausgingen. Man werde sich um «kreative und konstruktive Lösungen» bemühen. Die von den Verbänden als bedroht eingestuften außerschulischen Projekte seien nicht gefährdet. News4teachers / mit Material der dpa

Zum Bericht: Lehrerverbände sehen kulturelle Bildung in Hessen «im freien Fall»

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