Gegen das allmorgendliche Verkehrschaos vor den Schulen – Polizei erwägt jetzt eine „Bannmeile“ für „Eltern-Taxis“

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CELLE. Kurz vor acht an vielen Schulen in Deutschland: Autos schieben sich über die Straße, die Fahrer drängeln, Kinder springen heraus, laufen zwischen den stehenden Fahrzeugen herum – kurz: ein Verkehrschaos, verursacht durch die zahlreichen „Eltern-Taxis“, in denen Schüler zur Schule gebracht werden. Appelle fruchten meist wenig. Die Polizei im niedersächsischen Celle erwägt jetzt, eine „Bannmeile“ vor den Schulen einzurichten: Aus einem Bereich von 200 bis 400 Meter um Schulen herum soll der Kraftverkehr herausgehalten werden.

Muss die Polizei bald Bannmeilen um Schulen herum einrichten, um die vielen "Eltern-Taxis" herauszuhalten? Foto: Andreas Hermsdorf / pixelio.de
Muss die Polizei bald Bannmeilen um Schulen herum einrichten, um die vielen „Eltern-Taxis“ herauszuhalten? Foto: Andreas Hermsdorf / pixelio.de

Das Phänomen „Eltern-Taxi“ entwickelt sich zu einem massiven Problem für die Verkehrssicherheit vor Schulen, heißt es bei der Celler Polizei. Immer mehr Eltern würden ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, selbst wenn sie von zu Hause nur Entfernungen deutlich unter einem Kilometer zurückzulegen hätten.

„Hierdurch erhöht sich das Verkehrsaufkommen vor den Schulen. Parkende Fahrzeuge bilden Sichtbarrieren und damit zusätzliche Gefahrenquellen für Kinder, die an den kreuz und quer stehenden Fahrzeugen vorbei auf die Fahrbahn gehen müssen Darüber hinaus werden die Kinder in den Autos ihrer Eltern häufig nicht richtig gesichert“, sagt Joachim Ehlers, Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Celle. Jedes haltende Auto vor der Schule sei eine Gefahr für die Kinder, betont der Verkehrssicherheitsberater. Es sei erwiesen, dass gerade diese Kinder unfallgefährdeter als andere seien.

Tatsächlich hat eine Studie im Auftrag des ADAC aufgezeigt, dass durch regelmäßige Hol- und Bringdienste die selbständige Mobilität von Schulkindern immer mehr verloren geht. Ein weiterer negativer Effekt der vielen „Eltern-Taxis“: Bundesweit kommen mittlerweile mehr Kinder auf dem Weg zur Schule im Auto ihrer Eltern zu Schaden als Schüler, die zu Fuß unterwegs waren. Noch dramatischer fielen die Studienergebnisse mit Blick auf die konkrete Gefährdungssituation vor Ort an den Grundschulen aus. Hier gefährdeten in vielen Fällen Eltern durch regelwidriges Anhalten oder riskante Wendemanöver die Sicherheit anderer Schulkinder und Verkehrsteilnehmer teilweise massiv.

Deshalb wird in Celle jetzt über schärfere Maßnahmen nachgedacht: „Denkbar“ wäre „eine Art Bannmeile“, aus der der Verkehr herausgehalten werde – auf freiwilliger Basis jedenfalls. Im Rahmen einer Selbstverpflichtung würde dann mit den Eltern vereinbart, nicht direkt vor die Schule zu fahren, sondern an geeigneten Stellen im Nahbereich der Schule zu halten und die Kinder dort aus dem Auto steigen zu lassen. 200 bis 400 Meter Fußweg sollten dabei zumutbar sein. Diese Stellen sollten idealerweise im Zusammenwirken mit Schule, Eltern, Stadt und Polizei vorher festgelegt und gekennzeichnet werden.

Ob eine solche Maßnahme wirkt? Besser sei es, die Eltern würden ganz aufs Bringen ihrer Kinder verzichten, meint die Polizei – denn: „Kinder können kein selbständiges Verhalten im Straßenverkehr erlernen, wenn sie ständig von den Eltern gefahren werden.“ Das sieht auch der ADAC so. Eine Sprecherin sieht die Idee einer Bannmeile skeptisch, sie sagt laut „Bild“-Zeitung: „Eine Bannmeile würde das Problem nur verlagern. Wir appellieren an die Vernunft der Eltern.“

Das hat die Polizei allerdings auch schon versucht. Gemeinsame Aktionen mit den Schulen hätten zwar zeitweilig jeweils zu einer Entspannung der Verkehrssituation geführt. „Es ist aber nicht wirklich gelungen, das Problem nachhaltig in den Griff zu bekommen“, so heißt es. Agentur für Bildungsjournalismus

Zum Bericht: ADAC warnt – „Eltern-Taxi“ zur Schule gefährdet Kinder

 

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3 Kommentare
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alexander
7 Jahre zuvor

… o sancta simplicitas: „Bannmeile auf freiwilliger Basis“… An meinem Gymnasium finden Eltern nichts dabei, ihre Sprößlinge mit dem SUV auf den reservierten Lehrerparkplatz zu kutschieren; und darauf angesprochen, werden sie dann oft auch noch pampig…

Biene
7 Jahre zuvor

Gebe Ihnen zu 100% Recht, Alexander.
Ist an meiner BS nicht viel anders, da Parken dann nicht die Eltern sondern die Touribusse so nett, dass ein Verkehrsunfall mit tötlichem Personenschaden nur eine Frage der Zeit ist. Vorfahrt nehemen muss man da schon, weil man nicht sieht ob die Straße frei ist, weil rechts und links der Einfahrt die Buss RECHTSWIDRIG Parken, und die Stadt?…. Nun ja, man ist halt Touri freundlich und sagt nichts dazu, muss ja erst was passieren (leider). Habe im letzten Schuljahr nicht eine Politesse gesehen, die da notiert. (Jeden Tag etwa drei bis fünf Busse, unter der Woche!)

Lutz Müller
7 Jahre zuvor

„Bundesweit kommen mittlerweile mehr Kinder auf dem Weg zur Schule im Auto ihrer Eltern zu Schaden als Schüler, die zu Fuß unterwegs waren.“ Das sagt die Studie nicht. Die Studie sagt meines Wissens: Es kommen mehr Kinder im Auto ihrer Eltern um als zu Fuß. Das ist ein Unterschied. Klingt bloß nicht so knackig.