Streit um Turbo-Abi: FDP-Chef Lindner will Schulen entscheiden lassen

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DÜSSELDORF. Abitur in acht Jahren oder doch wieder nach neun Jahren Gymnasium? In der neu entfachten Debatte um G8 oder eine Rückkehr zu G9 in Nordrhein-Westfalen will der FDP-Bundesvorsitzende Lindner den Schulen die Entscheidung überlassen.

Fordert Wahlfreiheit in Sachen G8/G9: FDP-Hoffnungsträger Christian Lindner. Foto: Dirk_Vorderstraße / flickr (CC BY 2.0)
Fordert Wahlfreiheit in Sachen G8/G9: FDP-Hoffnungsträger Christian Lindner. Foto: Dirk_Vorderstraße / flickr (CC BY 2.0)

In der Debatte um das «Turbo-Abitur» nach acht Jahren Gymnasium (G8) oder eine Rückkehr zu G9 plädiert FDP-Chef Christian Lindner für eine Wahlfreiheit der Schulen in NRW. Seine Partei halte G8 zwar nach wie vor für ein gutes Modell, die Kritik an der verkürzten Schulzeit müsse aber ernster genommen werden, sagte Lindner am Mittwoch in Düsseldorf. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) habe die lange kritisierten «organisatorischen und strukturellen» Mängel nicht abgestellt. Die Autonomie der Schulen solle «konsequent erhöht» werden, forderte Lindner.

Löhrmann hatte jüngst angekündigt, sie werde erneut alle Akteure zu einem Runden Tisch zur verkürzten Schulzeit einladen. Grund sei vor allem die Abkehr der Landeselternschaft der Gymnasien vom vorherigen Konsens für das G8-Abitur. Lindner betonte, er halte es bei dieser zentrale Frage für richtig, den Schulen vor Ort die Entscheidung zu überlassen. Er werbe in seiner Partei für diese Wahlfreiheit, gehe davon aus, dass sie ins FDP-Wahlprogramm aufgenommen werde. Er wolle aber dem Votum der Basis nicht vorgreifen. Im Mai 2017 finden in NRW Landtagswahlen statt.

Bei der Inklusion – dem gemeinsamen Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung – bemängelte Lindner «gravierende Praxisprobleme». Diese würden nun noch ausgeweitet, da der Rechtsanspruch auf inklusiven Unterricht jetzt auch für die Berufsschulen gelte. Ein Sonderpädagoge und eine Doppelbesetzung in den Klassen müsse sichergestellt werden. Seien Schulen dazu personell nicht in der Lage, solle man sie nicht zur Einrichtung einer inklusiven Lerngruppen verpflichten.

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Lindner zufolge sollen bis 2019 insgesamt rund 6000 Lehrerstellen wegfallen. «Das ist eine Nach-Mir-Die-Sintflut-Politik der rot-grünen Landesregierung.» Zudem kritisierte er eine «unbefriedigende» Situation bei dem seit 2012/13 angebotenen islamischen Religionsunterricht. Löhrmann müsse ein Konzept vorlegen, wie der «Religionsunterricht für Muslime verfassungsrechtlich korrekt ermöglich werden kann».

Mit Blick auf die umstrittene Rolle des Moschee-Dachverbands Ditib betonte der FDP-Politiker, jeglicher «Einfluss auf unseren Unterricht aus dem Ausland muss ausgeschlossen werden». Die wegen ihrer Nähe zur Regierung in Ankara kritisierte Ditib solle «eindeutig und transparent ihre finanzielle und organisatorische Unabhängigkeit vom Ausland dokumentieren». Die Ditib ist mit einem Vertreter in einem insgesamt achtköpfigen Beirat vertreten, der unter anderem an den Lehrplänen für den Islamunterricht mitarbeitet. dpa

Zum Bericht: Strukturdebatte droht – scheitert NRW-Schulkonsens am Turbo-Abitur?

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2 Kommentare
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xxx
7 Jahre zuvor

ich würde nach buchlage entscheiden, ob ich bei g8 bleibe oder nach g9 wechsle. wenn die verlage keine g9 -Bücher anbieten, ist der Wechsel nicht organisierbar.

xxx
7 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

… außerdem schiebt lindner damit den Schulen den schwarzen Peter, die Verantwortung und die gesamte Arbeit für die Umsetzung zu.