GEW Bayern lehnt BLLV-Vorschlag eines Gymnasiums mit Modulsystem ab: Statt Dehnung der Mittelstufe mehr Zeit für Pädagogik und eine hochwertigere Oberstufe

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MÜNCHEN. Eine Modularisierung, die alleine eine Dehnung der Lernzeit in der Mittelstufe bringt, befördert nicht das Ziel des Gymnasiums: die Hochschulreife. Dafür ist eine qualitativ hochwertige Oberstufe mit Zeit zu Vertiefung und Verknüpfung von Gelerntem notwendig – meint jedenfalls die GEW.

In einer Pressemitteilung der GEW Bayern heißt es: „Die pädagogische Arbeit an den Gymnasien muss bereits in der Unterstufe und vielmehr noch in der Mittelstufe prinzipiell neu strukturiert werden. Dazu gehört u.a. die feste Einrichtung pädagogischer Teams mit Psychologinnen, Sozialpädagoginnen und Lehrern. Die Lehrkräfte benötigen Zeit für pädagogische Einzelgespräche. Fest eingerichtete Sprechstunden für die Schüler sind Arbeitszeit und müssen auch so bezahlt werden.

Andreas Hofmann, der Vorsitzende der Landesfachgruppe Gymnasium, bringt das Verhältnis von Erziehung und Wissensvermittlung auf den Punkt:  Einen einzelnen Schüler von Drogensucht abzuhalten, ist nicht weniger wert als Fachunterricht.  Der vom BLLV vorgeschlagene  Coach  in der Mittelstufe, der die Schüler womöglich nicht einmal aus dem Unterricht kennt, kann alleine, statt der Klassenleitung, keinen pädagogischen Fortschritt bringen. Dieser Fortschritt ist aber dringend nötig und wird ohne zusätzliches Personal und Geld nicht zu erreichen sein! Um den höheren pädagogischen Ansprüchen gerecht zu werden, bedarf es einer Reduzierung der Unterrichtpflichtzeit für Lehrkräfte.

Ein echtes individualisiertes Lernsystem ist nur in einer Schule vorstellbar, die alle schulischen Abschlüsse verleiht. Die künstliche Trennung der Kinder und Jugendlichen im dreigliedrigen Schulsystem könnte beendet werden. Das Modell des Kultusministeriums, das eine zusätzliche Konkurrenz von Gymnasien mit achtjähriger und neunjähriger Schulzeit beinhaltet, kann keine zufriedenstellende Lösung sein. Durch die Reform müssen Schulstandorte gesichert und nicht Schulen bzw. Kommunen gegeneinander ausgespielt werden. Der Schulwechsel von einem Gymnasium zum anderen darf zumindest innerhalb Bayerns nicht zum Problem werden.

Bemerkenswert ist, dass der BLLV an keiner Stelle seines Schulmodells von Bildungsinhalten spricht  wie auch das Kultusministerium reduziert der Verband die Diskussion um das Gymnasium auf Formales. Aus Sicht der GEW gehören weiterhin inhaltliche Fragen, wie etwa die notwendige Ausweitung der politischen Bildung, ins Zentrum gerückt.“

Zum Artikel Jedes Kind soll einen Lehrer als persönlichen „Lerncoach“ bekommen: Fleischmann fordert ein Gymnasium, „das sich den Schülern anpasst“

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