Kritik an Wankas 5-Milliarden-Paket für Digitale Bildung: DGB fordert Geld auch für Schulgebäude – Kraus: „Wir brauchen keine Laptop-Klassen!“

2

Zum aktuellen Bericht: GEW – „Eine Hausnummer, mit der sich in den Schulen arbeiten lässt“

BERLIN. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hatte ihr 5-Milliarden-Euro-Projekt zur Digitalisierung der Schulen noch gar nicht im Detail vorgestellt, da hagelte es bereits Kritik. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert das Vorhaben für Deutschlands Schulen als unzureichend. „Wo in Klassenzimmern der Schimmel die Wände hochkriecht und Schulklos verstopft sind, reicht es nicht, Tablets und WLAN bereitzustellen“, sagte DGB-Vizechefin Elke Hannack.  Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, schlägt in die gleiche Kerbe. Er meint sogar: „Wir brauchen keine Laptop-Klassen!“

Will fünf Milliarden Euro für die Ausstattung der Schulen mit WLAN und Computern ausgeben: Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Foto: wissenschaftsjahr / flickr (CC BY 2.0)
Will fünf Milliarden Euro für die Ausstattung der Schulen mit WLAN und Computern ausgeben: Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Foto: wissenschaftsjahr / flickr (CC BY 2.0)

Für Computer und WLAN in allen 40.000 Schulen will der Bund bis 2021 fünf Milliarden Euro bereitstellen, wie Wanka bereits angekündigt hatte. DGB-Vizevorsitzende Hannack sagte dazu, der Digital-Pakt sei zwar ein erster, richtiger Schritt. „Er kann aber nur ein Teil einer dringend notwendigen, umfassenden Bildungsstrategie sein.“ Hannack forderte darüber hinaus Programme zur Sanierung der Schulen und für mehr Sozialarbeit vor allem an Brennpunktschulen. An den Schulen gebe es bereits einen Sanierungsstau von rund 34 Milliarden Euro, sagte sie unter Berufung auf die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). „Die Kommunen allein sind mit der Sanierung der Schulen überfordert.“

In einem Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ kritisierte Lehrerverbands-Chef Kraus ebenfalls den baulichen Zustand vieler Schulgebäude in Deutschland.  „Wenn es schon ein Milliardenprogramm für die Schulen sein soll, dann bitte für die Sanierung der Gebäude“, sagte er. . „Viele Schulen sind in marodem Zustand, eigentlich müssten sie sofort saniert werden. Oft sind Beträge in zweistelliger Millionenhöhe zu investieren. An manchen Schulen sind die sanitären Anlagen miserabel oder man hat sie saniert und verlangt dafür jetzt eine Toilettenbenutzungsgebühr. Das Problem ist, dass die Schulträger das alleine nicht schultern können. Hier müsste etwas geschehen. Das wäre ein vernünftiges Investitionsprogramm und würde einen kräftigen Push für unseren Arbeitsmarkt bringen.“

Kraus stellte darüber hinaus den Sinn von digitaler Bildung infrage. „Schulen mit Computer, Tablets, Laptops auszustatten, bringt für den Unterricht kaum etwas. Es nutzt am Ende nur der Industrie und den Herstellern. Viele Studien warnen davor, dass Deutschland digital abgehängt werden könnte. Aber man muss auch mal sehen, wer diese Untersuchungen in Auftrag gibt. Das sind die großen Telekommunikationsfirmen. Es gibt keine belastbaren Befunde darüber, dass digitalisierte Schulen zu besseren Schülerleistungen führen“, sagte er.

Und betonte gegenüber der Zeitung: „ Ich glaube nicht an die Segnungen der Digitalisierung von Unterricht, die man uns immer versucht einzureden. Unsere 40.000 Schulen mit schnellem Internet auszustatten, bringt keinerlei Fortschritt für den Unterricht. Wir brauchen keine Laptop-Klassen! Die Digitalisierung der Klassen würde die bei den Schülern ohnehin vorhandene Neigung zum Häppchenwissen noch verstärken. Es leidet die Konzentration. Es leidet das Lesevermögen und die Diskursfähigkeit.“  Agentur für Bildungsjournalismus / mit Material der dpa

Zum Kommentar: Endlich! Die Schulen stehen vor der digitalen Revolution – Wankas Milliardenpaket macht’s möglich

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

2 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
alexander
7 Jahre zuvor

…wenn man die Schüler aus diesem Etat noch mit 3D-Brillen ausrüstet, die während der Unterrichtszeit durchgängig zu tragen sind, kann man sich auch die Sanierungskosten für die Schulen sparen, weil sich dann ohnehin alles nur noch in der virtuellen Realität abspielt…

alexander
7 Jahre zuvor

.. VR-Brillen…