Interview mit VBE-Chef Beckmann: Lügner Trump ist Präsident. Wie erklär‘ ich’s meinen Schülern?

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BERLIN. Die Wahlkampf-Aussagen des designierten US-Präsidenten Donald Trump, erhitzen die Gemüter. In Debatten hat er nachweislich gelogen – trotzdem gaben die Wahlberechtigten ihm ihre Stimme. Wie man es schafft,  Schülerinnen und Schülern das zu erklären, erklärt Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung VBE, im Interview.

N4T: Donald Trump wird neuer US-Präsident und stellt viele Eltern und Lehrkräfte vor ein Problem: Wenn jemand der lügt, US-Präsident werden kann, wie vermittle ich Kindern dann, dass Lügen falsch ist?

Beckmann: Trump ist nicht Präsident geworden, weil er gelogen hat. Eine direkte Korrelation zwischen dem Lügen und dem Wahlergebnis zu ziehen, ist unzulässig.

Richtig ist: Er wurde zum Präsidenten gewählt, weil viele Menschen für ihn gestimmt haben. Bei einer Wahlbeteiligung von nur 55 Prozent ist es viel wichtiger, Kindern zu vermitteln, wie wichtig das Wählengehen in einer Demokratie ist.

N4T: Die „bad guys“ gewinnen im wahren Leben öfter als die „good guys“- ist das ein Erkläransatz?

Beckmann: Diese Einschätzung kann ich nicht teilen. Es gibt viele Menschen, die mit rücksichtsvollem Verhalten, Ehrlichkeit und Engagement ihre Ziele erreichen. Über die wird halt nicht so oft in den Medien berichtet. Hier können die Medien einen wichtigen Erziehungsbeitrag leisten.

Umso wichtiger ist es, als Eltern seinen Kindern und als Lehrkraft den Schülerinnen und Schülern ein Vorbild zu sein. Toleranz gegenüber anderen, gewaltfreie Kommunikation und die Anerkennung der Demokratie sind wichtige Bausteine unserer Gesellschaft.

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Donald Trump ist am 8. November als Präsident der Vereinigten Staaten gewählt worden. Foto: (By Michael VadonOwn work, CC BY-SA 4.0, Link)

N4T: Der neue US-Präsident steht für viele Dinge, die man seinen Kindern eigentlich nicht mitgeben will fürs Leben. Was sollten Eltern jetzt beachten, wenn die Kinder Fragen stellen?

Beckmann: Nicht jede Person, die in der Öffentlichkeit steht, vertritt Werte, die einem selbst nahe sind. Bei der Diskussion sollte darauf geachtet werden, keine Zeichen von Resignation auszustrahlen. Die Demokratie ist und bleibt eine schützens- und lebenswerte Institution. Umso wichtiger ist es, dass jeder an ihr teilhaben und teilnehmen kann – und sein Wahlrecht auch aktiv ausübt.

N4T: Trump hat unter anderem durch seine herabwürdigende Haltung gegenüber Frauen für Aufsehen gesorgt. Machen Sie sich Sorgen um junge Mädchen?

Beckmann: Der designierte Präsident wird zeigen müssen, ob er außerhalb des Wahlkampfes ebenso verachtenswerte Aussagen tätigt. Die Gleichberechtigung von Frau und Mann ist nicht verhandelbar, auch nicht von einem amerikanischen Präsidenten.

N4T: Kann jemand wie Donald Trump ein Vorbild sein?

Beckmann: Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einschätzbar. Das Amt des Präsidenten bringt Anerkennung mit sich, allein wegen der machtvollen Position innerhalb des Staates. Ob er Vorbild sein kann, wird sich an seinen Taten messen lassen müssen, insbesondere an seiner Aussage, dass er das amerikanische Volk einen will. Die Fragen stellte Anne Roewer

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GriasDi
7 Jahre zuvor

Halten alle anderen Parteien ihre Wahlversprechen?

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor

Alexander Kisslers (Cicero) Sicht gefällt bestimmt nicht jedem:

http://www.cicero.de/salon/nach-der-uswahl-thank-you-mr-president

So nebenbei: Es ist kaum möglich, in der deutschen Medienlandschaft Artikel zu finden, in denen nicht auf den zukünftigen amerikanischen Präsidenten „eingedroschen“ wird. Wo bleibt da die auch bei n4t immer wieder betonte Medienvielfalt und Ausgewogenheit in der deutschen Medienlandschaft? Ich schließe die ARD und das ZDF mit ein.
Der Cicero bemüht sich zumindest um etwas mehr Differenzierung. Ich kenne noch eine Quelle, die ich aber hier nicht mehr nennen darf, weil sie ja irgendwie „schmutzig“ ist, lach.

beobachter
7 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

warum so zurückhaltend?
Hier einige Quellen für Ihre Argumentation zur Unterstützung:
(Hier finden Sie sich doch sicherlich gut aufgehoben und Argumente.)

http://www.spiegel.de/video/us-wahlsieg-europaeische-rechtspopulisten-feiern-trump-video-1719273.html

http://www.dw.com/de/trump-sieg-die-freude-der-rechtspopulisten/a-36320212

https://npd.de/npd-gratuliert-donald-trump-zur-praesidentschaft/

Heike
7 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Danke für die Empfehlung des Cicero-Artikels! Ich fand ihn ausgezeichnet.

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  Heike

@Heike
Ich traute meinen Ohren nicht, als ich diesen Kommentar von Alois Theisen (HR) in der Tagesschau hörte:

http://www.huffingtonpost.de/2016/11/12/tagesschau-kommentar-trumpf-afd_n_12928984.html?utm_hp_ref=germany#comments

Sind Sie auch so überrascht wie ich es war?
Erstaunlich anders als alles, was ich in den bekannten Medien bisher über die Wahl in Amerika gelesen und gehört habe, spricht der Kommentator über den Sieg von Trump. Wussten die Tagesschau-Macher nicht, was Herr Theisen den Zuschauern erzählen wollte?
Ich möchte der ARD empfehlen: „Hallo, geht doch! Warum nicht immer so?“

Bitte auch die Kommentare lesen.

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Weil’s mir und hoffentlich auch Ihnen gefällt, hier noch ein lesenswerter Beitrag aus dem Cicero, der sich mit den Reaktionen in unserer Medienlandschaft auf den Trump-Sieg beschäftigt:

http://www.cicero.de/berliner-republik/reaktionen-auf-die-uswahl-die-bankrotterklaerung-eines-ganzen-milieus

Anstatt sich aus dem kleinen und von Amerika aus gesehen unscheinbaren Deutschland über den Wahlsieger Trump zu ereifern, vermisse ich schmerzhaft die kritische Auseinandersetzung mit den unsäglichen Beiträgen von Herrn Steinmeier und Herrn Gabriel auf den Überraschungssieg der Republikaner. Herr Steinmeier wird allen Ernstes noch für die Bundespräsidenten-Wahl vorgeschlagen. Was wohl Herr Trump und seine Gefolgsleute zu diesem möglichen Kandidaten sagen würden?
Nicht nur dieser Vorgang befremdet mich sehr. Nein, ich empfinde es auch als unwürdig, wie ein möglicher Nachfolger für Herrn Gauck unter den Parteien „ausgekungelt“ wird.

g. h.
7 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Danke für den Tipp. Kennen Sie auch den hier aus der Basler Zeitung?

http://bazonline.ch/us-wahl/ein-beruf-schafft-sich-ab/story/25608045

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

@g.h.
Nein, den Artikel kannte ich noch nicht. In der Zusammenfassung, die ich voll und ganz teile, wird den meisten Journalisten ein ganz schlechtes Zeugnis ausgestellt.
Inhaltlich deckt sich der Artikel mit denen im Cicero.

„Dass man mich nicht missversteht: Es geht nicht um Immigration an sich, auch nicht um Trump noch um den Brexit, die EU oder die Frage, inwiefern der Klimawandel uns zerstört, über all diese Gegenstände darf und kann man geteilter Meinung sein, sondern es geht um die Tatsache, dass ein Berufsstand, der in all diesen Fragen so einseitig Partei nimmt, sich selber abschafft, weil der Journalist nicht mehr darüber berichten kann, was die Welt bewegt und in ihr vorfällt, sondern nur mehr darüber schreibt, was ihn selber bewegt. Und das ist meistens eine kleine Welt.“

g. h.
7 Jahre zuvor

Wenn ich das Interview lese, habe ich den Eindruck, dass sich N4T über Herrn Trump mehr in diffamierenden Behauptungen als echten Fragen ergeht. Die Fragen wirken angeklatscht und künstlich schülerorientiert. Sie dienen eher einer weiteren Skandalisierung und Dämonisierung des neu gewählten amerikanischen Präsidenten als einem Interesse an der Meinung des Interviewpartners.
Allein die Überschrift ist schon trügerisch. Mir hat sie den Eindruck vermittelt, dass VBE-Chef Beckmann den neuen amerikanischen Präsidenten für einen Lügner hält und er sich die sorgenvolle Frage stellt, wie er das seinen Schülern erklären soll.
Tatsächlich sagt Herr Beckmann aber: „Trump ist nicht Präsident geworden, weil er gelogen hat. Eine direkte Korrelation zwischen dem Lügen und dem Wahlergebnis zu ziehen, ist unzulässig.“
Ist die Überschrift nun Wahrheit oder Lüge? Mich hat sie jedenfalls aufs falsche Gleis gesetzt.
Das gesamte Interview macht auf mich den Eindruck, als wehre Herr Beckmann ständig die Behauptungen von N4T über Herrn Trump ab oder versuche sie wenigstens abzumildern.
Nicht der VBE-Chef zeigt sich als leidenschaftlicher Trump-Feind, wie man auf den ersten Blick vermuten muss, sondern Anne Roewer von N4T.

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  g. h.

@g. h.
Bingo!! Gut erkannt!

Pälzer
7 Jahre zuvor
Antwortet  g. h.

Die Fragestellungen im Interview hatten Trump-Niveau.

Jürgen Günther
7 Jahre zuvor

Lüge und Machtpolitik bilden seit Menschengedenken eine untrennbare Einheit. Es ist schon sinnvoll, Schülerinnen und Schüler auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Ob Trump nun wirklich das prägnanteste Beispiel dafür abgibt, möchte ich bezweifeln. Stellt sich diese Frage nicht nach jeder US-Wahl? Und warum in die Ferne schweifen, wo doch das Glück, gute Beispiele zu finden, so nahe liegt.

Günter K. Schlamp
7 Jahre zuvor

Es hätte mich sehr gewundert, wenn ein VBE-Vorsitzender in das Trump- und USA-Bashing deutscher Medienleute und mancher Angehöriger der politischen Elite eingestimmt hätte.

Als Politiklehrer habe ich es nicht erst seit Trump schwer, jungen Menschen Politik zu erklären.

Wie ist das mit dem in den ARD-Talkshows dauer-präsenten Ehepaar Wagenknecht/Lafontaine? Was Freihandel angeht, stimmen sie Trump zu. Was sie uns erzählen über „arme“ griechische Apotheker oder segensreiche venzolanische Kommunisten wird von den Starmoderatror/-innen nicht nachgefragt, geschweige denn korrigiert.
Herr Gabriel ist vormittags für etwas und nachmittags dagegen. Herr Steinmeier ist Putin gegenüber allzeit gesprächsbereit, egal, was der im Kaukasus, in der Ukraine, in Syrien, in Moldawien und an den baltischen Grenzen macht. Dafür ächtet er Trump.

Soll der Politikunterricht jetzt auch das Weltbild unserer führenden politisch-medialen Eite propagieren, Frau Roewer?

sofawolf
7 Jahre zuvor

Zitat: „Wenn jemand der lügt, US-Präsident werden kann, wie vermittle ich Kindern dann, dass Lügen falsch ist?“

Ich finde allein den Ansatz (dieser Frage) falsch. Als ob wir alle immer ehrlich sind. Besser ist es wohl, ihnen generell ein gesundes Misstrauen beizubringen.

F. H.
7 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Ansätze sind oft falsch, sofawolf. Bei der Erziehung zur Toleranz liegt der Fokus der Lehrpläne z. B. auf den sexuellen Minderheiten, so als seien sie am meisten gehänselt und diskriminiert.
Man frage die Menschen (auch Kinder und Jugendliche) mal, welche Eigenschaften nach ihrer Erfahrung und Beobachtung am meisten für Antipathien, Beschimpfungen und Ausgrenzungen sorgen. Das ergäbe ein ganz anderes Bild.
Darum wäre es viel wichtiger, wenn es wirklich (und nicht nur vorgeschoben) um mehr Toleranz ginge, diese genereller zu behandeln und nicht ein Phänomen in den Mittelpunkt der Bemühungen zu stellen und sogar zum fächerübergreifenden Leitfaden der Toleranzerziehung zu machen.
Vieles wird auch in der Bildungspolitik unehrlich verkauft. Die Sexualpädagogik der Vielfalt gehört m.E. ganz wesentlich dazu.
Bevor man auf Herrn Trump als Lügenbaron rumhackt, lohnt sich der Griff an die eigene Nase, besonders bei Bildungspolitikern, lobbyistischen Beratern und einäugigen Weltverbesserern. Sie reden nie von Eigeninteressen, sondern immer nur vom Interesse am Wohl anderer.

sofawolf
7 Jahre zuvor

Man denke auch an Helmut Kohl, der keine Steuererhöhung wegen der Wiedervereinigung versprach und an Andrea Ypsilanti, die vor den Wahlen versprach, nicht mit der PDS zu koalieren.

Aber unabhängig davon, wir alle lügen mal. Es kann sich auch um Notlügen handeln!

Wer immer die Wahrheit sagt, ist mitunter einfach nur taktlos!

xxx
7 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

hat kohl auch nicht, der soli ist keine steuer …

mississippi
7 Jahre zuvor

Den Soli hätten auch mal andere Bundesländer verdient. Ich habe sowieso langsam keine Lust mehr darauf.

xxx
7 Jahre zuvor
Antwortet  mississippi

Mit dem Kommentar widersprechen Sie sich selbst, weil Sie einerseits nicht dazu bereit sind, den Soli weiter zu bezahlen, den dann aber nicht mehr vorhandenen Soli an andere Bundesländer oder Regionen zu verteilen. In dem Zusammenhang schlage ich das Ruhrgebiet und alle alten Autobahn(brück)en vor.

Darüber hinaus schlage ich vor, wieder zurück zum Thema „Trump“ zurückzukehren.

mississippi
7 Jahre zuvor

@XXX: Gerade hatte ich angefangen, sie nett zu finden.