IT-Gipfel: Gabriel will digitale Bildung mit Volldampf in Schulen bringen – VBE warnt vor Schnellschüssen

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SAARBRÜCKEN. Vor der Digitalisierung muss niemand Angst haben, meint der Bundeswirtschaftsminister. Aber um sie gestalten zu können, muss man über modernste Datentechnik Bescheid wissen.  Der IT-Gipfel in Saarbrücken drehte sich deswegen vor allem um digitale Bildung. Der VBE warnt bereits vor Schnellschüssen: „Natürlich reicht es nicht aus, dass Geld für IT-Ausstattung zur Verfügung steht – bzw. gestellt wird. Die Schule muss auch mit auf den Weg genommen werden“, erklärte der hessische VBE-Vorsitzende Stefan Wesselmann in einem Interview mit der Nachrichtenseite „op-online.de“ .

War mal Berufsschullehrer - länger her: SPD-Chef und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Foto: SPD Niedersachsen, flickr (CC BY 2.0)
War mal Berufsschullehrer – länger her: SPD-Chef und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Foto: SPD Niedersachsen, flickr (CC BY 2.0)

Zu mehr Souveränität angesichts der fortschreitenden Digitalisierung des Lebens hat Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) auf dem 10. Nationalen IT-Gipfel in Saarbrücken aufgerufen. «Wir brauchen psychische Souveränität, um ohne Angst an die Kraft des digitalen Fortschritts zu glauben, zugleich aber auch dessen Grenzen zu bestimmen», sagte er. «Und wir brauchen die rechtliche Souveränität, um diese Grenzen wirksam durchsetzen zu können.»

Orientierung in einer digitalen Welt

Es gehe darum, sich in einer veränderten Welt orientieren und zurechtfinden zu können. Gabriel zeigte sich überzeugt, «dass wir uns endgültig verabschieden müssen von dem klassischen Begriff des Datenschutzes, weil der natürlich nichts anderes ist als ein Minimierungsgebot von Daten». Dies bedeute aber nicht die Aufgabe jeder Form von Datenschutz. Es gehe vielmehr darum, «statt Datenschutz Datensouveränität zum Gegenstand von Politik im Umgang mit Daten zu machen». An dem IT-Gipfel nahmen mehr als 1000 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft teil.

«Es hängt nicht von der Technik ab, ob die Digitalisierung uns freier macht, unser Land demokratischer und wirtschaftlich erfolgreicher, ob die Früchte der Veränderung gerecht verteilt werden oder ob sie nur wenigen nutzen», sagte Gabriel. «All das entscheidet nicht die Technik. Auch darüber, ob wir in Zukunft in einer komplett überwachten und durchsichtigen Welt ohne Privatheit leben oder ob wir digitale Souveränität schaffen, ist nicht eine Frage der technischen Möglichkeiten, sondern unseres politischen Wollens und Handelns.»

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«Die Welt wird gerade neu vermessen, wir sind ja Zeuge einer Neuvermessung der Welt», sagte Gabriel. «Die Neuvermessung der Welt gestalten zu können, heißt erst einmal, sie verstehen zu müssen.» Mit digitaler Bildung müsse man die Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir «nicht Opfer einer technologischen Entwicklung sind, die über uns kommt wie das Wetter von morgen, sondern dass wir sie gestalten können zum politischen, sozialen und ökonomischen Erfolg».

Gabriel plädierte für die Gründung von Stiftungen für digitale Bildung, an denen sich der Bund und Unternehmen gemeinsam beteiligen sollten. Es gehe um eine Aufgabe, die im Interesse des Landes, aber auch der Unternehmen liege: «Es darf nicht so sein, dass das nur beim Staat landet, aber es soll auch nicht so sein, dass wir es abwälzen auf die Unternehmen.»

Der für digitale Infrastruktur zuständige (Verkehrs-)Minister Alexander Dobrindt (CSU) sagte, es gebe Nachholbedarf. Deutschland habe aber im europäischen Vergleich die größte Dynamik entwickelt. Bis 2018 sollten «weiße Flecken» im Netzausbau beseitigt sein. Es gehe aber nicht nur um Netze: «Es geht darum, wie wir Intelligenz in die Netze hineinbekommen, wie wir Daten verarbeiten und nicht nur transportieren können.» Telekom-Chef Timotheus Höttges sagte, Deutschland sei «auf der Überholspur, was das Netz angeht». Für den Kunden sei vor allem eine Kombination aus Bandbreite, Geschwindigkeit und Frequenzen wichtig.

Der hessische VBE-Chef Wesselmann mahnte unterdessen, die Lehrkräfte bei der Digitalisierung von Schule nicht zu vergessen. „Wenn ein Schulträger, wie es der Kreis Offenbach – vor Jahren als er noch Geld hatte – getan hat, alle Schulen plötzlich mit neuer Technik überflutet, so dass mancher „Laptop-Wagen“ mit einem Klassensatz an Notebooks zunächst ungenutzt herumstand, dann ist das auch sub-optimal. Für den IT-Einsatz im Unterricht bedarf es neben der Technik eben auch eines Konzepts und entsprechend vieler und umfassend fortgebildeter Lehrkräfte“, sagte er gegenüber „op-online.de“ und betonte: „ Beides benötigt mehr Zeit als es die Anschaffung der Geräte. Und das ist dann nicht einfach eine Frage des Willens, sondern – angesichts der vielen Baustellen an den Schulen – letztlich auch eine Frage der personellen Ressourcen.“ Agentur für Bildungsjournalismus / mit Material der dpa

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2 Kommentare
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xxx
7 Jahre zuvor

Ich formuliere die Überschrift mal um:

IT-Gipfel: Gabriel will IT-Firmen mit Volldampf viele Millionen Euro in den Hintern blasen – VBE warnt vor Geldvernichtung

Passt besser zu Gabriels äääh „sozial“demokratischer Politik als Wirtschaftsminister.

GriasDi
7 Jahre zuvor

Denkt von diesen IT-Spezialisten auch an diejenigen, die das Zeugs warten müssen? Werden etwa Leute dafür eingestellt oder muss das der Systembetreuer mit seinen 2 Anrechungsstunden machen?