US-Studie: Mädchen holen in Mathe auf. Ein Zeichen für sich wandelnde Rollenbilder?

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DURHAM. Gibt es einen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen? Diese Frage wird in der Wissenschaft immer wieder gerne gestellt, besonders in Bezug auf verschiedene Bereiche der Intelligenz. Dazu gehört auch die wiederkehrende Frage: Sind Jungen besser in Mathe als Mädchen?

Mädchen holen in Mathe auf, wie eine Studie aus den USA zeigt. Foto: proctor-academy / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Mädchen holen in Mathe auf, wie eine Studie aus den USA zeigt. Foto: proctor-academy / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Eine Studie der US-amerikanischen Duke University zeigt nun: Die Leistungslücke wird kleiner. Wie „Spiegel Online“ berichtet, wurde der Vergleich mit Hilfe des SAT (Scholastic Assessment Test) hergestellt. Dieser standardisierte Test hilft US-Universitäten herauszufinden, wie gut die Studienanfänger in bestimmten Fächern sind. An diesen Tests nehmen jedes Jahr auch einige zwölfjährige Schüler mit besonders guten Noten Teil, deren Ergebnisse verglichen werden. Diese Daten der hochbegabten Schülerinnen und Schüler diente der Studie der Duke University zu geschlechtlichen Unterschieden als Grundlage.

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Die Ergebnisse zeigen laut der Nachrichtenseite „Quartz“: Hochbegabte Mädchen sind etwas besser als ihre männlichen Mitschüler – sowohl was die sprachlichen als auch die mathematischen Fähigkeiten angeht. Nur bei den Top-Mathe-Assen – den besten 0.01 Prozent eines Jahrgangs – ist das Verhältnis andersherum, wie „Spiegel Online“ schreibt. Auch seien es deutlich öfter Männer, die Forschungs- und Nobelpreise in Mathematik gewinnen.

Nicht Begabung, sondern Erziehung macht den Unterschied
Unter Bildungsforschern wird immer wieder diskutiert, woher dieses weiterhin bestehende Ungleichgewicht bei den Top-Leistungen kommt. In den vergangenen Jahren hat sich die Überzeugung durchgesetzt, dass es nicht daran liegt, dass Jungen von Natur aus begabter sind in Mathe, sondern an der Erziehung und gesellschaftlichen Rollenmodellen. Dass sich diese Rollenmodelle wandeln, kann durch die neuesten SAT-Daten als bestätigt angesehen werden. Wie „Quartz“ unter Berufung auf die Studie der Durham Universität berichtet, seien Anfang der Achtzigerjahre unter den exzellenten Mathe-Schülern noch 14-mal mehr Jungen als Mädchen gewesen – die Schülerinnen kamen auf einen Anteil von gerade einmal sieben Prozent. Bereits 2010 hatte sich dieses Verhältnis angeglichen, berichtet „Spiegel Onlien“: auf jede Top-Mathe-Schülerin kamen zu diesem Zeitpunkt nur noch zweieinahlb mal so viele ebenso gute Schüler. News4teachers

 

Mädchen trauen sich in Mathe weniger zu
Schaut man sich die Ergebnisse der Pisa-Studien an, zeigt sich ein ähnliches Bild. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätten Mädchen tatsächlich weniger mathematisches Talent als Jungen: in der Pisa-Studie 2012 hatten 15-jährige deutsche Jungen in Mathe durchschnittlich 520 Punkte. Gleichaltrige Mädchen schafften nur 507 Punkte, wie „Spiegel Online“ berichtet. Damit liegt Deutschland jedoch unter dem internationalen Schnitt: Über alle OECD-Staaten hinweg erzielten Mädchen durchschnittlich nur elf Punkte weniger als Jungen.

„In vielen Gesellschaften herrscht ein Klima, in dem es als normal erscheint, dass Mädchen Mathe nicht so gut können“ zitiert „Spielge Online“ die OECD-Sprecherin Antonie Kerwien. Mädchen sagten außerdem häufiger von sich, dass sie nicht gut in Mathe seien, heißt es in einem OECD-Bericht. Das könne sich auf die Leistungen auswirken. Forscher sind sich weitgehend einige, dass die schlechteren Leistungen in Mathe auch damit zusammenhänge, dass sich Mädchen weniger zutrauten.

So fanden amerikanische und kanadische Forscher heraus, dass Studentinnen in einem Mathetest deutlich weniger Punkte erreichten, wenn sie vorher gesagt bekamen, dass Frauen in diesem Test üblicherweise schlechtere Leistungen erbringen als Männer. Ohne diese Ansage schnitten die Studentinnen ähnlich gut ab wie ihre männlichen Kommilitonen.

 

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xxx
7 Jahre zuvor

Das mit der Erziehung bzw. dem allgemein leistungswilligeren Wesen der Mädchen glaube ich eher als der besseren Begabung. Zumindest hier in Deutschland (NRW) braucht man nicht mehr viel Begabung, um in Schulmathematik gut zu sein, dafür aber umso mehr Durchhaltevermögen und Leistungsbereitschaft. Insofern glaube ich eher, dass sich im Durchschnitt die Jungen zurückfallen lassen als dass die Mädchen schneller werden. Durch die in Deutschland übliche individuelle Förderung ist es auch bequemer, sich durch noch etwas mehr schleifen zu lassen in die Maschinerie der Förderung zu rutschen, als durch viel eigene Arbeit knapp darüber zu verharren.